Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
Schwarzen Hügel musste wahrlich einflussreich sein, denn Pellan runzelte die Stirn. »Keine Gewalt«, murmelte er.
Der Elf zögerte und ließ dann den Arm sinken. Laurel quittierte das mit einem kurzen Zucken seines Ohres und half dann Allwyn die Treppe hinab.
Der Kommandeur führte uns über mehrere Treppen, die immer schmaler und dunkler wurden, je weiter wir hinabstiegen. Schließlich erreichten wir einen Gang, der ebenso schmal und schlecht erleuchtet war und dem wir bis zu mehreren Türen folgten. Es roch zwar nicht nach Verlies, aber ich erwartete dennoch, Ketten und Käfige zu sehen, als die Tür geöffnet wurde. Stattdessen fanden wir uns in einem hellen, geräumigen Gemach wieder, das ebenso prachtvoll möbliert war wie der Rest der Burg. Einige Wachen folgten uns hinein, und Pellan schloss die Tür hinter uns und drehte den Schlüssel um. Einen Moment später schimmerte das Schloss auf, als es mit einem Wachzauber belegt wurde. Dann ertönten Schritte auf dem Steinboden, als der Kommandeur Wyln und die Burgwachen abführte. Zwei Stadtwachen bezogen Posten an gegenüberliegenden Stellen des Gemachs, aber wir achteten nicht auf sie, weil wir nur Augen für Kanzlerin Berle und Erzdoyen Obruesk hatten, die an einem Tisch am Kamin saßen, wo sie Tee und Süßigkeiten genossen.
Der Erzdoyen stellte seine Tasse ab und lächelte uns an. »Heil Euch allen, Messirs.« Er erwiderte meinen Blick und nickte. »Lord Hase.«
»Berle?« Esclaur wollte auf sie zugehen, wurde jedoch von einem Elf zurückgestoßen.
»Ich würde ihnen gehorchen, Esclaur«, sagte die Kanzlerin und tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab. »Wir wollen doch keinen diplomatischen Zwischenfall provozieren.«
Esclaur keuchte knurrend. »Sie ungeheuerliche, verräterische …« Er verstummte, als der Soldat ihn schlug, und stolperte.
Die Kanzlerin musterte uns mit ihren Fuchsaugen, bis ihr Blick an Laurel hängen blieb. »Nun, es scheint, dass nicht alle Versprechen gehalten werden, Botschafter, stimmt’s? Selbst wenn man es noch so sehr will.«
Laurel grollte, aber niemand wagte, ihn zum Schweigen zu bringen. Dieser Clan der Schwarzen Hügel musste wirklich sehr respekteinflößend sein. »Der Tag ist noch nicht vorbei, Kanzlerin.«
»Welch Optimismus«, staunte die Kanzlerin und griff nach einem Keks.
»Welch Verrat«, konterte Javes, bevor Laurel etwas antworten konnte. Der Soldat der Stadtwache kühlte sein Mütchen an Javes, weil er es nicht wagte, an den Faena Hand anzulegen, packte den Arm des Hauptmanns, bog ihn ihm auf den Rücken und zwang Javes auf die Knie herunter.
»Aber nein, kein Verrat.« Berle ignorierte den Schmerz des Hauptmanns. »Wir wollen den Thron nicht usurpieren. Wir wollen seine Macht ein wenig beschneiden, das ja, die Macht ein wenig anders verteilen, damit die Fehler und Makel einer Person das Königreich nicht bis in die Grundfesten erschüttern können.« Sie gab einen missbilligenden Laut von sich. »König Jusson hat solch unseligen Charakteren freien Lauf gelassen! Hätte er etwas besser aufgepasst, hätten wir keine Gesetzlosigkeit, keine Rebellion und keinen drohenden Krieg mit unseren Nachbarn zu erwarten!«
»Sehr wahr, Kanzlerin, sehr wahr«, erklärte Obruesk. Er nahm einen anderen Keks vom Teller. »Andererseits, ohne die Unaufmerksamkeit Ihrer Majestät gäbe es diese Chance auf einen Wechsel nicht.«
»Wechsel?«, fragte die zweite Person, vor der die Wachen sich hüteten.
»Der Hohe Rat wird auf einen Krieg gegen uns verzichten, wenn wir gewisse Veränderungen in der Regierung von Iversterre vornehmen«, antwortete Berle. »Vor allem die Einrichtung eines Parlaments, durch das alle Amtsvergaben und Gesetzesvorlagen laufen werden.«
»Ist das Ihre Idee oder die des Rats?«, erkundigte sich Suiden.
»Oh, ich habe die Idee vielleicht initiiert.« Berle trank einen Schluck Tee. »Aber der Rat hat sofort die Vorteile erkannt.«
»Wessen Vorteile?«, fragte Suiden weiter. »Ihre, wenn Sie Großwesir werden?«
»Das ist ein turalisches Amt.« Obruesk wischte sich die Hände an einer Serviette ab. »Wir haben einen Premierminister.«
»Und Kanzlerin für Auswärtiges ist nicht so schlecht für die Tochter eines einfachen Gouverneurs aus einem unbedeutenden Haus«, meinte Berle. »Ich bin mit meiner Position durchaus zufrieden.«
»Verstehe.« Esclaur trat von der Wache neben ihm weg. »Jusson ist ein Strohmann, während Ihre Kumpane das Reich regieren und Sie die graue Eminenz hinter dem
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