Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
hinter Laurel und spähte durch seine Beine hindurch. Zwei Männer im Boot ruderten, so schnell sie konnten; der dritte benutzte seine Hände. Laurel hob seinen Stab.
Schritte dröhnten hinter mir. Ich zog mein Stiefelmesser aus dem Schaft und wirbelte auf meinem Hintern herum, wobei ich zahllose Splitter aufsammelte. Hauptmann Suiden sah auf mich herunter und richtete den Blick dann auf den Faena.
»Tut das nicht, Sro Laurel!«
Suiden folgte Hauptmann Javes, der alles andere als dümmlich aussah und auch nicht den Hauch eines Grinsens zeigte, mit dem gezückten Schwert in der Hand. Groskin fuchtelte mit zwei Messern herum, Kommandeur Ystan und seine Leute schwangen ihre Schwerter, und als Letzter folgte Slevoic, unbewaffnet.
»Nicht«, wiederholte der Hauptmann. »Sie haben Hase nicht erwischt, und wenn Ihr jetzt Magie benutzt, würde das eine Menge Aufregung verursachen.«
Laurel grollte, ließ jedoch den Stab sinken. Suiden atmete erleichtert aus und sah auf mich herunter. »Alles in Ordnung mit Ihnen, Leutnant?«
Ich war nicht gerade im Vollbesitz meiner Würde, wie ich da hockte, während mir Laurel Faenas Schweif durch das Gesicht fegte, also versuchte ich aufzustehen. Meine Arme waren jedoch von der Schlinge aufgescheuert und schmerzten, und meine Beine zitterten, sowohl als Reaktion auf den Schock als auch vor Anstrengung. Laurel musste mich behutsam an einem Arm nehmen und der Hauptmann am anderen, als sie mir auf die Füße halfen.
Das Boot wurde bereits kleiner in der Ferne, und obwohl Ystan seine Soldaten losschickte, um ein Patrouillenboot auf seine Fährte zu setzen, vermutete ich, dass die Möchtegernentführer längst verschwunden waren, wenn sie ihre Suche begannen. Laurel blieb neben mir, als ich zum Lagerhaus zurückhumpelte, wo Ausrufe, Wutausbrüche und Beteuerungen von Mitgefühl über mich hereinbrachen, von der Gouverneurin ebenso wie vom Kommandeur. Als ich jedoch mein Pferd erreichte, blieb ich wie angewurzelt stehen.
»Sir, wenn Sie gestatten, würde ich gern mit Laurel zum Schiff gehen«, sagte ich.
Meine ausdrückliche Vorliebe für den Faena wurde mit tiefem Schweigen entgegengenommen.
»Sie laufen ein bisschen breitbeinig, Leutnant«, bemerkte Hauptmann Suiden schließlich. »Splitter?«
»Sir.«
Alle starrten auf meinen Hintern.
»Eklige Sache, diese Splitter«, meinte Ystan, der richtig gesprächig wurde, seit Jaxtir ihm nicht mehr das Wort abschnitt. »Ich hatte mal einen im Fuß. Spüre ihn immer noch.« Der Kommandeur sah mir ins Gesicht. »Entfernen Sie sie, bevor sie anfangen zu eitern.«
»Um den Leutnant kümmern wir uns, sobald er an Bord gegangen ist, Kommandeur«, antwortete Suiden an meiner Stelle.
Das Gute war, dass die Seeleute und die Truppe Landurlaub hatten. Das Schlechte war, dass sie gerade wieder eintrudelten. Es wurde beschlossen, mir die Splitter an Deck zu entfernen, wo es hell genug war. Laurel befahl mir, die Hose herunterzulassen, warf einen Blick auf meine hellhäutige Kehrseite und befahl dann einigen herumlungernden Matrosen, die jede Abwechslung genossen, die sich ihnen bot – und sei es auch mein nackter Hintern -, ein Sonnensegel aufzuspannen, damit ich keinen Sonnenbrand bekam. Doyen Allwyn hatte freiwillig seine Dienste angeboten, und er bereitete mit Laurel Seife, heißes Wasser, Handtücher, Folterinstrumente und übel stinkende Tinkturen vor. Dann hieß Laurel mich auf einen Tisch legen und hob meinen Rock.
»Der Vollmond geht auf!«, brüllte einer der Matrosen.
Laurel machte sich an die Arbeit, assistiert vom Doyen. Kurz darauf trat Suiden vor mich. Er hatte eine Tasse Tee in der Hand. »Wie geht’s denn so, Leutnant?«, erkundigte er sich.
In diesem Moment zog Laurel mir einen besonders hartnäckigen Splitter heraus, und ich zuckte zusammen. »Mir geht’s gut, Sir!«
»Was für süße Bäckchen! Wie bei meiner wahren Liebe!«, schrie ein anderer Matrose. Laurel musste innehalten, als sich besagte Bäckchen zusammenzogen. Suiden trank hastig einen Schluck Tee.
»Entspannt Euch, Lord Hase«, fauchte Laurel amüsiert. »Ich werde Eure Tugend gewisslich verteidigen.«
Ich grinste mit schmerzverzerrtem Gesicht, aber das Grinsen erlosch schlagartig, als Jeff und Ryson hinter Hauptmann Suiden vorbeigingen und wie angewurzelt stehen blieben. »Hase?«, stieß Jeff hervor.
»Leutnant Hase hatte eine etwas widerborstige Begegnung mit dem Kai«, erklärte Hauptmann Suiden. »Ich bin jedoch recht zuversichtlich, dass er sich
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