Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
Drachenprinz Suiden ihren Kampf austrugen. Ich sprang von meinem Stuhl hoch, schnappte mir Groskin, salutierte, packte Javes am Kragen und schob sie vor mir zur Tür. Ich riss sie auf und stieß die beiden so schnell es ging hinaus.
»Was tun Sie da, Hase?«
Mist! Fast hätte ich es geschafft. Ich fuhr herum und nahm Haltung an. »Ich gehe in Deckung, Sir!«
Der Drache und der Faena blinzelten und starrten mich mit derselben verwirrten Miene an. Dann richteten sich ihre Blicke an mir vorbei. Es war Jeff gelungen, den Platz unmittelbar vor der Tür frei von neugierigen Lauschern zu halten. Aber um ihn herum drängten sich so viele Reiter im Flur, wie dieser nur fassen konnte, und glotzten uns mit Augen an, die so groß waren wie Untertassen. Und mitten unter ihnen befand sich der königliche Diener, der uns heute Morgen abgeholt hatte.
Es war das zweite Mal, dass ich miterlebte, wie Hauptmann Suiden die Fassung verlor. Er fummelte an seinem Wappenrock herum und zupfte ihn gerade. Laurel war noch schlimmer. Er starrte einen Moment in den Flur, drehte den Kopf und fuhr sich mit der Zunge ein paar Mal über die Schulter. Die beiden gaben sich alle Mühe, so zu tun, als wären sie nicht gerade dabei gewesen, sich gegenseitig die Eingeweide herauszureißen.
»Lassen Sie Hauptmann Javes und Leutnant Groskin wieder rein, Leutnant Hase«, sagte Suiden, »und holen Sie auch Reiter Jeffen ins Büro.«
»Sir …« Ich deutete auf den königlichen Diener.
»Ich sehe ihn, Leutnant.« Suiden nickte dem Mann zu. »Ich kümmere mich gleich um Sie.«
Ich schloss die Tür, bevor der Diener reagieren konnte. Dabei streifte mich Jeffs panischer Blick, bevor wir uns in die hinterste Ecke des Raumes verzogen, so weit weg von Suiden und Laurel wie möglich. Suiden ließ uns gewähren. Eine Sekunde lang.
»Zu mir, beide!«
Uns blieb nichts anderes übrig, als Javes und Groskin vor Suidens Schreibtisch Gesellschaft zu leisten. Laurel stand etwas abseits und hatte seinen Stab an die Wand gelehnt. Er fing an, die andere Schulter zu lecken, und Suiden zupfte an seinen Hemdmanschetten. Dann richtete er den Blick auf Jeff. »Ich gehe davon aus, dass Sie das meiste von dem, was hier gesagt wurde, gehört haben.« Jeff nickte unmerklich. »Ich gehe weiterhin davon aus, dass Hauptmann Javes Ihnen seine Theorie auseinandergesetzt hat, was das Wahren von Geheimnissen angeht.« Jeff nickte etwas kräftiger. »Gut. Dann muss ich Ihnen ja nicht erklären, was mit Ihnen passiert, wenn das hier die Runde macht, hm?« Diesmal schüttelte Jeff den Kopf, heftig. »Sehr gut …«
Jemand klopfte an die Tür. Suiden gab mir ein Zeichen, und ich machte auf. Es überraschte mich nicht gerade, den königlichen Diener auf der Schwelle zu sehen. Dann bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung und sah, wie Ryson versuchte näherzuschleichen. Ich trat zur Seite, gestattete dem Diener einzutreten, ließ die Tür offen, verschränkte die Arme und lehnte mich an den Türrahmen, sodass ich sowohl den Raum als auch den Flur im Auge behalten konnte.
Der königliche Diener war vor den Schreibtisch getreten, verbeugte sich, griff in seinen dünnen Umhang und zog eine mit Gold geränderte Karte heraus. »Verzeiht mir bitte meine Aufdringlichkeit, Euer Hoheit …«
Im Flur gab es ein kurzes Gedränge, als die Worte des Mannes die Soldaten erreichten. Ryson, der sich vorbeugte und tat, als hätte er etwas im Stiefel, richtete sich so schnell auf, dass er sich einen Muskel im Rücken zerrte. Ich lächelte, als er sich schmerzverzerrt ans Kreuz griff.
»… aber der König gibt heute Abend einen Empfang zu Ehren der Ankunft des ersten Botschafters der Grenzlande in Iversterre …«
Das Gedränge im Flur steigerte sich zu einem Aufruhr, während Laurel mitten in der Körperpflege innehielt und Hauptmann Suiden aufhörte, an seinen Manschetten herumzuzerren.
»… zu dem Ihr, Hauptmann Prinz Suiden, Hauptmann Javes und Leutnant Lord Hase ibn Chause e Flavan ebenfalls abkommandiert seid, als Eskorte des Botschafters. Euch wird gleichzeitig auf Belieben Ihrer Majestät Urlaub gewährt, um den Abend zu genießen.«
30
Es war ein milder Abend, in die roten Strahlen der untergehenden Sonne getaucht. Hauptmann Suiden, Hauptmann Javes, Laurel und ich fuhren in einer offenen Kutsche zum Königlichen Palast, mit Jeff und einem anderen Reiter als Eskorte. Die Straßen waren voll von Menschen, welche die abendliche Kühle nach der Hitze des Tages genießen wollten. Von
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