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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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die Stirn kraus. »Es heißt Detective«, sagte Henry. »Nicht ›Mister‹.«

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    Archie war schon einmal auf diesem Parkplatz gewesen. Er erinnerte sich an die braunen Picknicktische vorn, wo er und Debbie gesessen hatten und langsam vom Nieselregen durchweicht worden waren, während die Kinder im Kreis auf dem Gras herumrannten. Sie waren auf dem Weg nach Timberland Lodge gewesen, damit die Kinder Schnee zu sehen bekamen. Die I-84 war nicht die schnellste Strecke, aber die landschaftlich schönste. Sie waren bis Hood River gekommen, als Archie einen Anruf wegen eines weiteren Opfers erhielt. Ein zweiundsechzigjähriger Schwarzer war auf einem Möbelhausparkplatz gefunden worden, vom Brustbein bis zum Becken aufgeschnitten, den Dünndarm in den offenen Mund gestopft. Es war, als hätte Gretchen gewusst, dass Archie die Stadt verließ, und ihm eine Lektion erteilen wollen.
    »Nun«, hatte Debbie gesagt, als sie wendeten, um nach Hause zu fahren. »Es war eine schöne Fahrt.«
    Es gab hübsche WC-Häuschen entlang der Gorge, einer achtzig Kilometer langen Schlucht des Columbia Rivers, Arbeitsbeschaffungsprojekte, die aussahen wie Steinhütten aus einem verwunschenen Wald. Dieses hier gehörte nicht dazu. Es war ein rechteckiger Betonblock, braun gestrichen, ein Eingang für Männer auf einer Seite, einer für Frauen auf der anderen. Kein kostenloser Kaffee hier. Zwei Streifenwagen standen davor, aber sie hatten ihre Warnlichter nicht an. Sie hatten den Fraueneingang für die Öffentlichkeit geschlossen, aber das Männerklo war immer noch offen. Archie zählte vier weitere Autos auf dem Parkplatz. Ein Mann mit einer Baseballmütze ging in die Herrentoilette. Eine Frau warf einen Ball für ihren Hund. Eine zweite Frau, blond, stieg in einen dunklen Ford Explorer. Archie spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. Er achtete darauf, nicht noch einmal hinzusehen, Henry seine Reaktion nicht zu verraten.
    Manchmal war eine blonde Frau einfach nur eine blonde Frau.
    Jenseits des verschwommenen gelben Lichts der Parkplatzlaternen breitete sich die Dunkelheit aus. Keine Wolkendecke, kein Licht von der Stadt. Der Himmel über der Schlucht war voller Sterne. Ein trockener Wind blies unerbittlich durch die Bäume, und das braune Gras zerbröselte unter Archies Füßen. Man musste im August nie den Rasen mähen in Portland, es sei denn, man bewässerte ihn. Vor zwei Monaten war das Gras noch grün gewesen.
    »Alles ist tot«, sagte Archie zu Henry. Henry trug schwarze Jeans, ein schwarzes T-Shirt, Cowboystiefel und eine schwarze Lederjacke. Aber Henry war einen Schritt voraus und hörte ihn nicht. Archie duckte sich unter dem Absperrband hindurch und folgte Henry in die Parkplatztoilette.
    Ein Blitz leuchtete auf. Archie blinzelte, vorübergehend geblendet. Als er wieder sehen konnte, bemerkte er einen uniformierten Polizisten mit einer großen Digitalkamera. Der Beamte war vermutlich Ende zwanzig, das dunkle Haar wich über den Schläfen frühzeitig zurück, sein Gesicht war ein wenig teigig. Aber er hatte ebenmäßige Züge, gerade Zähne und die Statur eines ehemaligen Collegesportlers, und die silberne, fünfzackige Dienstmarke an seiner Brust war blank poliert. Die Polizeiuniform des Staates Oregon war lächerlich – der große Hut, die Epauletten, die blaue Hose mit den hellblauen Streifen an der Seite: Die Beamten sahen aus wie Park Ranger, die in einen Blaubeertopf gefallen waren. Aber der Bursche hier trug sie gut. Er sah beinahe wie ein richtiger Polizist aus. Der Mann blickte auf und zog die dichten Augenbrauen hoch, als er Archie entdeckte. »Ach, hallo«, sagte er. »Sie sind das.«
    Archie versuchte, sich zu einem freundlichen Lächeln zu zwingen. Seit Gretchen ihn gefangen genommen hatte, umgab ihn diese morbide Berühmtheit. Es hatte einen Taschenbuchbestseller über seine Entführung gegeben, Das letzte Opfer, und einen Fernsehfilm. Gretchens Flucht aus dem Gefängnis und ihre nachfolgende zweite Begegnung hatten alles nur schlimmer gemacht.
    »Lassen Sie ihn sich umsehen«, sagte Henry zu dem Polizisten.
    Ein lederhäutiger Mann, der wie für eine Tageswanderung gekleidet war, stand beim Waschbecken.
    »Kann ich jetzt gehen?«, fragte er Henry.
    »Ein paar Minuten noch«, sagte Henry.
    Archie langte nach der Messingdose mit Vicodin in seiner Tasche, die er normalerweise bei sich hatte. Es war ein Reflex. Er wusste, dass sie nicht da war. Sie hatten sie ihm im Krankenhaus abgenommen, zusammen mit seinem

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