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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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übergab sich.
    »Großer Gott«, sagte Claire.
    Es sah aus wie Augapfelsuppe. Archie hatte vier Augäpfel aus dem Tank schöpfen können, mindestens zwei weitere sah er noch darin schwimmen. Sie waren sauber aus den Höhlen entfernt worden – vollständige, durchscheinend weiße Kugeln, mit rotem Gewebe durchsetzt, die Iris jeweils von einem pupillenlosen Hellblau. Manche schwammen, andere schwebten im Wasser wie Perlzwiebeln in einem Glas.
    Auf der Plastikschale war ein Recyclingsymbol. Archie fragte sich, ob der Gerichtsmediziner sie ausspülen und wiederverwenden würde, wenn sie fertig waren.
    Er gab dem Mann den Behälter. »Haben Sie ein Auge darauf, ja«, sagte er.
    Der Polizist kam wieder und wischte sich das Kinn mit einem Papierhandtuch ab, das er vom Boden aufgehoben haben musste.
    Archie ging zur Wand mit den Herzen zurück. Kein beschleunigter Puls, normale Atmung. Es musste an den Medikamenten liegen. Gretchen war da draußen. Sie tötete wieder. Und er hatte keine Angst.
    Archie lachte.
    Zwei Monate zuvor, als er mit durchschnittener Kehle und so gut wie tot in einem Krankenhausbett lag, hatten er und Gretchen eine Vereinbarung getroffen. Er hatte versucht, sich zu opfern, um sie zu fassen. Aber einmal mehr war es ihr gelungen, ihn vom Rand des ewigen Dunkels zurückzuholen. Sie wollte, dass er lebte. Und so hatte er zugesichert, sich nicht das Gehirn aus dem Schädel zu pusten, und sie hatte versprochen, nicht mehr zu töten.
    Jetzt war die Vereinbarung hinfällig.
    Archie spürte Henrys Hand auf der Schulter.
    Niemand bewegte sich. Das einzige Geräusch war das beständige Rauschen einer laufenden Toilette.
    »Ich hätte dich nicht hierherbringen sollen«, sagte Henry.
    Der Gerichtsmediziner hielt die Plastikschale mit den Augen vor das flackernde Licht. Die Augäpfel tanzten auf und ab und drehten sich.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte der uniformierte Beamte schließlich.
    »Sperren Sie den Tatort ab«, sagte Archie. »Rufen Sie die Task Force zusammen.« Archie sah sich in der Toilette um. »Schauen Sie, ob Sie noch mehr Teile finden.«
    Das Gesicht des Beamten glühte. »Sie ist es«, sagte er. »Es ist verdammt noch mal Gretchen Lowell.« Er schüttelte langsam den Kopf und bemühte sich, sein schiefes Grinsen zu verbergen.
    Archie sah es nicht zum ersten Mal. Das pure Hochgefühl, das junge Polizisten an die Tatorte des Beauty Killers mitbrachten. Als wären sie an etwas Besonderem beteiligt. Als würden sie vielleicht diejenigen sein, die sie fassten.
    »Ich wollte nicht …« Der Polizist zögerte. »Ich fand es halt aufregend.« Er sah auf seine Stiefel hinab, dann wieder hoch zu Archie. »War sie das, mit Ihrem Hals?«
    »Ja«, sagte Archie, ohne sich zu bewegen. »Das war sie.«
    Die Augen des Beamten huschten zu irgendeinem Punkt hinter Archies Schulter. »Tut mir leid«, sagte er.
    »Das muss es nicht«, antwortete Archie. »Ich war bewusstlos.«
    Die Hand des jungen Polizisten ging zum Knoten seiner blauen Krawatte, zum Kragen seines Hemds, und Archie bemerkte einen Highschool-Ring. »Sie hatten Glück«, sagte der Beamte. »Dass Sie noch leben«, stellte er nach einer kurzen Pause klar.
    Glück. Der Polizist wollte Gretchen nicht fassen. Er wollte sie nur kennenlernen. »Sie können mich fragen, wenn Sie wollen«, sagte Archie.
    »Komm, Archie«, sagte Henry.
    »Nein.« Archie machte eine aufmunternde Handbewegung. »Nur zu, fragen Sie mich.«
    In der Herrentoilette auf der anderen Seite der Wand wurde die Spülung betätigt, und das blecherne Rauschen des Wassers erfüllte den Raum. Archie sah aus dem Augenwinkel, wie Claire Henry einen Blick zuwarf. Henry bewegte sich nicht.
    Die Wangen des jungen Beamten waren jetzt dunkelrot. Er sah wieder zu Boden, dann auf. Seine Augen glänzten. Footballspieler in der Schule, dachte Archie. Quarterback. Man brauchte keinen Collegeabschluss, um zur Polizei von Oregon zu gehen.
    »Wie ist sie?«, fragte der Beamte.
    Archie trat vor, nahm die Hand des Mannes und führte sie an seinen Hals. »Fühlen Sie«, sagte er freundlich und leitete die Fingerspitzen des Polizisten über die dicke Narbe an seinem Hals. Der Beamte zog die Hand nicht weg, zuckte nicht, sondern beugte sich vor, und seine Augen folgten dem Verlauf von Archies Narbe, die noch frisch und empfindlich auf Berührung war. Archie sah, wie sich der Pulsschlag am Hals des Mannes beschleunigte. Er bewegte die Hand ein Stück weiter. »Die Halsschlagader ist hier«, sagte er und

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