Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
umspielte ein Lächeln Ians Mund.
Jake gab ein undefinierbares Geräusch von sich, dann brummte er: „Du hast die Stelle. Ich bin mit deinem Nachhilfeunterricht sehr zufrieden, Adamo auch und deine Schüler und deren Eltern sowieso.“ Er sah Ian an. „Es ist wirklich eigenartig. In den letzten Wochen habe ich etliche Anfragen erhalten, ob du im nächsten Ausbildungsjahr wieder unterrichten würdest. Selbst sehr traditionstreue Lords, von denen ich niemals erwartet hätte, dass sie Greystone für ihre Söhne auch nur annähernd in Betracht ziehen würden, haben mir geschrieben. Ich würde zu gerne wissen, wie das passiert ist.“ Immer noch ungläubig über diese Tatsache schüttelte er den Kopf und sah deswegen nicht, wie Galad Ian zuzwinkerte.
Ian grinste. Dann verschwand sein Lächeln. „Was ist mit dem lex patris? Niemand wird einen Ehrlosen als Fechtmeister wollen.“
„Was meinst du selbst?“, antwortete Galad ihm mit einer Gegenfrage.
Ian blickte zu Joanna, dann sah er Galad und Jake entschlossen an. „Ich will nicht mehr lügen. Früher oder später werden sowieso alle die Wahrheit erfahren. Würde ich ein Geheimnis daraus machen, hätte mein Vater weiterhin Macht über mich. Aber ich weiß, mit einer Bekanntgabe schade ich der Akademie und Joanna.“
„Doch es ist die einzige Möglichkeit“, erwiderte Galad. „Jake und ich haben lange darüber gesprochen. Es freut mich, dass du selbst zu diesem Entschluss gelangt bist.“
„Wann soll ich es bekanntgeben?“, fragte Ian.
„Ich werde es für dich übernehmen“, sagte Jake. „Schließlich habe ich dir am Anfang des Ausbildungsjahres fatalerweise geraten, deine Enterbung zu ignorieren.“ Er hob entschuldigend die Hände. „Ich verkünde heute Abend auf der Feier, dass du unser neuer Fechtmeister sein wirst, auch wenn dein Vater dich aus dem Adelsstand enthoben hat. Meine Überzeugung, dass dich der König wieder adeln wird, teile ich ebenfalls mit. Dann bleibt es den Familien überlassen, ob sie ihre Söhne und Töchter unter dieser Bedingung zu uns schicken wollen oder nicht. Aber sie können ihre Wahl auf Grundlage der Wahrheit treffen.“ Er legte die Fingerspitzen aneinander und blickte Ian und Joanna ernst an. „Was die Zeit bis zu eurer Verlobung betrifft: Ich fordere von euch das Gleiche, was ich auch mir und Galad abverlange – äußerste Diskretion. Euer Verhalten darf keinen Anlass für Gerüchte bieten. Ian, du bekommst eines der Gästezimmer im Südflügel. Das wahrt den Schein, und du musst nicht wieder durchs Fenster steigen.“
Joanna lehnte sich nach vorne und küsste ihren Bruder auf die Stirn. „Danke, Jake.“
Er strich ihr mit den Fingern über das Gesicht und lächelte. Dann erhob er sich, ging auf Ian zu, der ebenfalls aufgestanden war, und reichte ihm die Hand. „Also nochmals: Willkommen auf Greystone.“
Joanna und Galad traten neben sie. Jake quittierte diese Geste mit einem Nicken, bevor er weitersprach: „Es wird in den nächsten Wochen nicht einfach werden, für keinen von uns. Wir müssen uns an die Veränderungen in unseren Beziehungen gewöhnen und zusätzlich mit dem Risiko leben, dass unsere Geheimnisse aufgedeckt werden.“ Sein Blick fiel auf Galad. „Danke, dass du dich eben durchgesetzt hast.“ Dann sah er Joanna an. „Ich war in den letzten Monaten nicht der beste Bruder. Ich bin froh, dass du mich trotzdem noch erträgst.“
Sie senkte den Kopf und eine Träne lief ihr über die Wange.
Schließlich ruhte Jakes Augenmerk auf Ian. Mit einem schiefen Lächeln setzte er seine Rede fort: „Es hätte mir im Nachhinein eine Menge Aufregung erspart, wenn ich dich einfach in Darkwood hätte stehen lassen. Unsere Beziehung war nicht immer die beste, und ich würde lügen, behauptete ich, alle Unstimmigkeiten zwischen uns wären beseitigt. Auch wenn ich nicht weiß, ob ich dich ein zweites Mal wieder mitnehmen würde, mittlerweile habe ich mich so an dich gewöhnt, dass du mir fehlen würdest – trotz allem.“
Ian lachte. „Damit kann ich leben. Und so schnell wirst du mich auch nicht mehr loswerden.“
„Das steht zu befürchten.“ Jake schüttelte den Kopf. „Da ist noch etwas, was ich dir seit längerem geben wollte.“ Er ging zu einer Truhe hinter dem Schreibtisch, nahm ein Schwert heraus und reichte es Ian. „Ich habe es in den Winterferien für dich in Delaria herstellen lassen, als mir klar wurde, dass du auf absehbare Zeit keine Stadt mehr betreten kannst. Ronen und Charlotte
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