Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
geradezu strotzen. Und außerdem war es nie im Leben ein Elfmeter. Das hätte eigentlich auch der Birkenberger sehen können. Aber gut.
Kapitel 3
Heute ist Samstag. Und zwar der mit dieser blöden Hochzeit vom Stopfer Karl und seiner Waldburga. Aber weil ich nun mal sein verdammter Lieblingskollege bin, muss ich natürlich hin. Selbst wenn hundertmal der Arschl dabei ist. Es hilft nix.
Die Oma bürstet meine Lederhose aus, weil ich die schon lang nicht mehr anhatte. Heute aber ist sie fällig. Einen Anzug hab ich sowieso nicht. Und werde mir für diese Hochzeit auch keinen kaufen. Kommt überhaupt nicht in Frage. Wann soll ich den je wieder anziehen?
Die Trauung selber ist kitschig und mordsromantisch und dauert fast eine Stunde. Da mir nach so viel Harmonie gar nicht ist, kann ich derweil prima die anderen Gäste beäugen. Ich bin der Einzige hier in Tracht. Alle anderen sind edel gezwirnt, frisiert und gescheitelt. Ganz hinten kann ich den Barschl erkennen. Ebenfalls picobello von Kopf bis Fuß, was ihn aber auch nicht sympathischer macht. Ist dieses Klasseweib daneben etwa seine Gattin? Die ist doch gut zehn Jahre jünger als wie er. Also fünf in jedem Fall. Und sie könnte gut aus dem ›Playboy‹-Cover gefallen sein, so wie sie ausschaut. Das ist doch nicht möglich. Die müsste ja masochistische Neigungen haben, wenn sie mit dem verheiratet wär. Jetzt schaut er zu mir her. Und ergreift dabei ihre Hand. Also doch! Ich schau dann mal lieber zum Brautpaar rüber. Diebeiden flennen um die Wette. Und die ganze erste Bank tut’s ihnen gleich. Das fehlt grad noch.
Nach der schmalzigen Zeremonie gibt’s eine Mords-Gratuliererei von allen Gästen. Und schließlich bin auch ich an der Reihe. Der Karl kann kaum sprechen vor lauter Tränen. Und die stolze Braut umarmt mich fest und dankt mir herzlich. So gehört sich das auch. Schließlich bin ich nicht ganz unschuldig, dass sie den Karl abgekriegt hat. Das war nämlich so: Der Bruder von der Waldburga, der Höpfl, seines Zeichens ein Realschulrektor, der ist doch damals ermordet worden. Eine Mordsermittlerei war das, wirklich unglaublich. Jedenfalls hab ich natürlich im Zuge dieser Ermittlungen auch die Schwester des Opfers, also die Frau Höpfl, verhören müssen. Und weil mich der Karl in diesem Fall, sagen wir einmal, spurensicherungstechnisch stark unterstützt hat, hat er sie eben auch kennengelernt. Genau genommen: kennen- und lieben gelernt. Was dann ja offensichtlich auf Gegenseitigkeit beruhte, immerhin haben sie grade den Bund fürs Leben geschlossen. Und seien wir einmal ehrlich, so einen wie den Karl kriegt sie nie wieder, die Waldburga. Jede Wette.
Danach geht’s endlich ins Wirtshaus. Es ist ganz in der Nähe von der PI Landshut, und das ist ziemlich gut durchdacht vom Brautpaar. So können nämlich alle Gäste die Autos ganz prima auf dem Polizeiparkplatz abstellen. Ja, so ist er halt, der Stopfer Karl. Fürsorglich bis zum Gehtnichtmehr.
Es gibt Schweinshaxen mit Kruste, Knödel in allen Variationen und Sauerkraut. Dazu dunkle Biersoße, alles perfekt. Zumindest für mich. Weil ich natürlich dank meiner Tracht einen Hirschfänger dabeihab, der diese wunderbare Schweinskruste zerschneidet wie Butter. Alle anderen haben da nicht so viel Glück. Die Messer hier sind einfach scheiße.Jeder schiebt sein Fleisch auf dem Teller von einem Rand zum andern, und so mancher hat es am Ende direkt auf dem Schoß.
»Zefix, Franz, lang mir mal deinen Hirschfänger rüber!«, schreit plötzlich ein Kollege von gegenüber. Na also. So geht’s doch gleich viel besser. Und im Handumdrehen hat sich mein Hirschfänger durch die ganze Hochzeitsgesellschaft geschnitten. Das Essen ist wunderbar. Und der Nachtisch! Vom Kuchenbuffet mag ich gar nicht erst reden. Danach wird die Braut entführt. Und weil ich jetzt auf einfältige Spielchen unter enormem Alkoholeinfluss so nullkommanull Lust habe, zieh ich mich diskret durch den Hinterausgang in den Biergarten zurück. Dort gönn ich mir erst Mal ein kühles Helles unterm Kastanienbaum. Das ist schön.
Wie die Braut endlich ausgelöst und die Gesellschaft zurück ist, haben ein paar schon ganz gut Schlagseite. Die Wirtin hat im Garten eine feine Brotzeit bereitgestellt, und weil das Wetter großartig ist, passt das alles ganz einwandfrei.
Zwei Bier später drückt mich die Blase und nötigt zum Klogang. Also begeb ich mich rauf in den ersten Stock, weil dort halt die Toiletten sind. Schon wie ich zur Tür rein komm,
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