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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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und damit ist das passiert, was ich in all den Jahren am meisten gefürchtet habe. Jetzt merke ich, dass man manchmal die Kontrolle verlieren muss, um wieder zu sich selbst zu finden. Um sich selbst ins Gesicht zu sehen. Das, was ich gesehen habe, hat mich erschreckt, Mia. Mein ganzes Leben lang habe ich mich dagegen gewehrt, dass Lucas recht haben könnte. Und jetzt ... Ich hätte auf das vertrauen sollen, was ich fühlte. Ich habe Lucas geliebt. Ich habe gewusst, dass er nicht verrückt war. Und dennoch — ich habe mir selbst nicht geglaubt.
    Das Außen war immer stärker. Mach nicht denselben Fehler wie ich. Höre auf dein Gefühl. Sieh hinter die Dinge. Du hast die Fähigkeit dazu, das weiß ich. Hier geht es um mehr als nur um uns, nicht wahr? Es ging immer um mehr als das. Vergiss das niemals! Und denk daran, dass du stark bist — genau wie Jakob.«
    Mia senkte den Blick und schaute auf den Mantel auf ihrem Schoß. Grim tauchte vor ihr auf, sein wütendes Gesicht in dem Zimmer seines toten Freundes, und auf einmal sah sie den Schmerz in seinen Augen. Sie hörte ihn brüllen, aber es klang wie ein Schrei aus tiefer Dunkelheit. Sie holte Atem, und etwas Schweres fiel von ihren Schultern, als sie sich erhob.
    Sie hatte sich entschieden.

Kapitel 23

    rim saß auf einer der Holzbänke in seiner Kirche und starrte an die Decke, als könnte die etwas für die ganze verfluchte Geschichte. Vermaledeite Kreatur! Stromerte in der Kirche herum wie eine streunende Katze und steckte ihre Nase in Dinge, die sie nichts angingen, ja, die sie niemals etwas angehen würden. Und dennoch — ihm gingen ihre Augen nicht aus dem Kopf und der Ausdruck in ihrem Blick, als sie davongelaufen war. Sie hatte ihn angesehen wie ein Ungeheuer aus einem Märchen — wie einen Fremden. Und war er das nicht für sie? Woher sollte sie wissen, welche Abgründe in seinem Inneren darauf warteten, sie zu verschlingen?
    »Hier steckst du also.«
    Grim seufzte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Remis landete auf seiner Klaue und machte ein Gesicht, das selbst dem Antichristen ein schlechtes Gewissen gemacht hätte.
    »Ja«, grollte Grim gedehnt, ehe der Kobold etwas sagen konnte. »Ich weiß. Ich hätte versuchen sollen ... netter zu ihr zu sein.«
    Remis kniff die Augen zusammen, als könnte er so in Grims Gehirn sehen. »Na schön«, sagte er dann und ließ sich mit einem tiefen Seufzer neben ihm auf der Bank nieder. »Sie ist irgendwo da draußen«, sagte er nach einer Weile. Seine Stimme klang in der Kirche wider wie das Flüstern eines Geistes. Grims Gesicht verfinsterte sich. Sie war nur ein Mensch, Teufel noch eins, was fiel ihr ein, einfach wegzulaufen? Da draußen war niemand, der sie beschützen konnte, und er, er saß hier herum und guckte Löcher in die Luft. Mit einem Ruck stand er auf, dass die Bank knarrend über den Steinboden schrammte.
    Remis starrte ihn an. »Was ist denn jetzt los?«
    »Wo würdest du hingehen, wenn du sie wärest?«, fragte Grim nachdenklich Dann hellte sich sein Gesicht auf. »Wohin wohl: nach Hause! Komm mit. Wir müssen sie suchen. Wir ...«
    Ein leises Trappeln ließ ihn sich umwenden. Klara stand zwischen zwei Säulen und lächelte. »Das wird nicht nötig sein.« Die Ziege hob vielsagend die Brauen und zog sich zurück.
    Da tauchte eine Gestalt hinter einer der Säulen auf. Blass sah sie aus, aber unverletzt, soweit Grim das beurteilen konnte. Mit einem Satz war er bei ihr.
    »Was ist denn in dich gefahren?«, grollte er. Eine winzige Stimme in ihm rief ihm zu, dass er ruhiger sprechen und netter sein sollte — ja, vor allem netter. Aber es war zwecklos. »Du kannst doch nicht einfach mitten in der Nacht zur Tür rausmarschieren und verschwinden! Du weißt, wer dich verfolgt! Glaubst du etwa, sie sind nicht mehr da draußen? Sie suchen nach dir, da kannst du Gift drauf nehmen, und wenn sie ...«
    Er verstummte. Auf einmal wusste er nicht mehr, was er sagen wollte, seine Gedanken waren mittendrin einfach abgerissen. Sie stand vor ihm und sah ihn an, vollkommen ruhig. Jetzt zog sie etwas hinter ihrem Rücken hervor.
    »Hier«, sagte sie leise. »Ich glaube, der gehört dir.«
    Sie legte ihm seinen Mantel in die Klauen, den Mantel, auf den er Jakob vor dem Krankenhaus gebettet hatte. Er roch noch immer das Blut, das daran klebte, und für einen Moment fühlte er wieder das weiche Haar des Jungen an seiner Wange. Mühsam hob er den Blick.
    »Ich will nicht, dass dir dasselbe passiert wie ihm.« Ja, das sagte

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