Grim - Das Siegel des Feuers
erschien eine Gestalt über dem Pieper. Es war ein Hybrid. Er stand vor dem Portal des Schwarzen Dorns und riss den Arm mit dem Zepter der Gargoyles über seinen Kopf.
Grim sog die Luft ein. »Seraphin von Athen.«
Kapitel 33
erfluchter Mistkerl! Grim raste durch die Nacht wie ein schwarzer Komet, den Kopf voll mit glühenden Gedanken. Remis hatte sich auf seiner Schulter festgekrallt, zusammengesunken und schweigsam, als flögen sie ihrem Untergang entgegen. Seraphin von Athen. Der Name brannte hinter Grims Stirn, er schoss ihm durch die Adern wie sein eigenes Blut. Er hatte gewusst, dass dieser Kerl Ärger machen würde, schon als er ihn zum ersten Mal gesehen hatte, und ja — er hatte mit etwas Großem gerechnet, als der widerliche Kahlkopf ihn unter dem Schornstein begraben hatte.
Du hast keine Ahnung, worauf du dich eingelassen hast. Bald schon wirst du die Welt nicht wiedererkennen — wenn unsere Zeit gekommen ist!
Grim ballte die Klauen zu Fäusten. Aber wie hätte er damit rechnen können? Mouriers Worte rasten wie entgleiste Züge durch seinen Kopf
Hybriden haben die Stadt überfallen. Thoron ist gestürzt. Sie nehmen den Schwarzen Dorn ein.
Zum Teufel noch mal, wie hatten sie das geschafft? Die Stadt war doppelt und dreifach gesichert und der Dorn vom Ewigen Feuer umgeben — einen mächtigeren Schutzwall hatte es nie gegeben.
Mit düsterer Miene dachte er an den Kartenmann.
Ich bin alt, sehr alt, aber ich habe noch nie einen Schwarzmagier getroffen, der die Schwarze Flamme beherrscht. Bis jetzt.
Und wieder sah Grim sein höhnisches Lächeln vor sich.
Dies ist der mächtigste Schwarzmagierorden, den ich jemals gesehen habe.
Das hatten sie also mit ihrer Macht getan: Seraphin hatte Ghrogonia eingenommen, die Hauptstadt der Gargoyles, und er hatte das Zepter des Königs an sich gebracht. Grim stieß die Luft aus. Die Krönungszeremonie, natürlich. Seraphin hatte gewartet, bis Thoron das Zepter abgelegt hatte, und es in seine Gewalt gebracht. Mit ihm gebot Seraphin über Kräfte, die nicht mehr zu überbieten waren.
Grim stieß die Luft aus. Und was hatte er in der Zwischenzeit getan? War durch die Weltgeschichte gereist und hatte versucht, hinter das Geheimnis eines lächerlichen Pergaments zu kommen — was ihm im Übrigen noch immer nicht gelungen war. Und jetzt hatte Seraphin die Macht über Ghrogonia, und Mia suchte in Rom nach einem Feenkrieger, sinnloserweise vermutlich. Und dann Pheradin, der Freie, der seit Ewigkeiten nicht mehr geträumt hatte und vollkommen wahnsinnig sein konnte. Grim seufzte. Er hätte Mia niemals mit diesem Kerl allein lassen dürfen. Aber sie mussten herausfinden, was es mit dem Pergament auf sich hatte. Seraphin hatte es gesucht, er war dahinter her gewesen — vielleicht offenbarte es eine Schwachstelle, die sie nutzen konnten. Doch was hatte Seraphin überhaupt vor? Wollte er der neue König der Gargoyles sein, er, ein Hybrid? Grim dachte an den Ausdruck in seinen Augen, dieses zügellose schwarze Brennen. Nein, Seraphin hatte andere Pläne, das fühlte er. Und er würde herausfinden, welche. Gerade hatte er sich ein wenig beruhigt, als bunt flackernde Lichter vor ihm auftauchten, fast gleichzeitig mit einem Rauschen, das die Luft zum Zittern brachte. Grim spähte durch die Finsternis — und traute seinen Augen nicht.
Nicht weit von ihm entfernt zog eine Karawane durch die Luft. Er zählte mindestens fünfzig Gargoyles der unterschiedlichsten Clans. Einige waren geflügelt, andere wurden von schwebenden Kutschen gezogen oder hockten in selbst gebauten Flugobjekten.
Remis war auf seiner Schulter auf die Beine gekommen und zupfte ihn am Ohr. »Ich bin wach, nicht wahr?«, fragte er sichtlich verwirrt. »Dann bin ich nämlich verrückt geworden. Ich habe gerade ein geflügeltes Steinschwein mit zwei Tonkrügen im Maul gesehen, und in jedem hockte ein steinerner Teufel.«
Grim schnaufte. »Ich sehe genau dasselbe, vielleicht hat Pheradin auf uns abgefärbt, und jetzt sind wir beide wahnsinnig.«
Er glitt auf die Spitze der Karawane zu, wo sieben Gargoyles mit winzigen Flügeln vorweg flatterten. Grim erkannte sie sofort als Fluorenten, eine seltene Gargoyleart. Seit Urzeiten lebten sie tief unter der Erde in merkwürdigen Höhlensystemen und tauchten nur alle paar Jahrhunderte auf, um ihre Körper vom Vollmond bestrahlen zu lassen. Denn sie besaßen kein Licht in ihren Behausungen, wenn man von dem Leuchten ihrer eigenen Körper einmal absah. Er blieb dicht vor
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