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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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und fuhr sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Stirn. Besorgt sah sie ihn an. Offensichtlich machte der Traumentzug ihm stärker zu schaffen, als er zugab.
    Sie lächelte aufmunternd. »Er hat an seine Frau gedacht, das ist doch klar. Er hat dich gesehen und mich ... Einen Menschen und einen Gargoyle ...« Sie grinste, als sie sah, dass er begriffen hatte.
    »Unsinn«, murmelte er, aber er lächelte. »Lass uns gehen. Oder besser gesagt: fliegen!«
    Sie stieg auf seinen Rücken und legte die Arme um seinen Hals, und er erhob sich in die Luft. Zielsicher folgte er Pheradins Spur, und Mia ließ den Blick über die nächtliche Stadt schweifen. So langsam gewöhnte sie sich daran, nicht mehr zu laufen. Nicht weit von ihnen entfernt schimmerte der Tiber wie ein dunkles Band aus Seide, und unter ihnen lag die Piazza Navona mit ihren unzähligen Straßencafes. Selbst zu dieser späten Stunde tummelten sich Menschen dort unten, saßen am Rand des Vierströmebrunnens und schauten den Gauklern und Musikanten zu, die ihr Können zum Besten gaben. Mia sog die Luft ein. Diese Stadt hatte ein Aroma, dem sie sich nur schwer entziehen konnte.
    Bald darauf entdeckten sie Pheradin auf einem Hausdach. Grim landete neben ihm. Mia rutschte von seinem Rücken und folgte Pheradins Blick. Vor ihnen lag die Engelsburg, und jetzt, da Mia die schneeweißen Engel auf der prunkvollen Brücke stehen sah und dahinter die Festung, vom Mondlicht beschienen, war es ihr, als hätte sie selten etwas so Schönes gesehen.
    »Hier war die größte Festung der Freien«, sagte Pheradin leise. »Immer schon haben Gargoyles und Menschen hier zusammengelebt — und nach dem Zauber des Vergessens kamen die Hartide. Doch sie bezogen nicht den Ort, den ihr dort unten vor euch seht — nicht genau diesen jedenfalls.« Er lächelte geheimnisvoll. Dann schwang er sich vom Dach des Hauses. Sie folgten ihm und landeten neben ihm vor der Brücke.
    Keine Fußgänger waren unterwegs. Überhaupt schien es Mia, als wären sie in diesem Moment ganz allein auf der Welt. Sie hörte, wie Pheradin tief Luft holte. Dann ging er langsam die Brücke hinauf. Sein Mantel bewegte sich hoheitsvoll mit seinen Schritten. Mia folgte ihm neben Grim und Remis und sah, wie sich die Blicke der Engel auf dem Geländer Pheradin zuwandten. Ihre Versteinerung löste sich, ihre Augen wurden schwarz. Staunend und voller Ehrfurcht sahen sie ihn an, fast so, als wäre eine Legende für sie lebendig geworden, und Mia sah den Glanz in ihren Augen — und etwas wie Hoffnung.
    Sie erreichten das Tor. Pheradin legte beide Hände darauf.
    »Eines müsst ihr wissen«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Nach dem Zauber des Vergessens haben die Freien einen parallelen Raum betretbar gemacht, der neben unserer Wirklichkeit existiert. Es gibt unendlich viele parallele Räume — manche sagen, wir schaffen sie selbst, indem wir uns ändern, indem wir Wege gehen und Entscheidungen treffen. In diesem Raum gab es nur die Freien — so dachten wir, und wir wähnten uns in Sicherheit. Doch eines Tages haben die Gargoyles diesen Raum entdeckt und ihn nahezu zerstört. Seitdem wurde er verschlossen.« Er sah Mia an. »Bist du bereit?«
    Sie spürte, wie ihr Herz anfing zu rasen. Schnell nickte sie. Pheradin bedeutete ihr, sich vor das Tor zu stellen. Sanft legte er ihr die Hände auf die Schultern. Sie hörte, wie er leise vor sich hin murmelte, und ein leichter Strom aus Wärme floss über seine Hände in ihren Körper. Da ertönte ein schrilles Piepen.
    Mia fuhr zusammen, und auch Pheradin hob den Kopf. Grim zog verlegen etwas aus seiner Tasche. Es war ein leuchtend grünes Ding, das unaufhörlich blinkte.
    Remis schoss von Grims Schulter in die Luft. »Du hast ihn immer noch?«, rief der Kobold. »Dieser verdammte Pieper! Ich dachte, du hättest gekündigt! Du ...«
    Ein heiseres Keuchen drang aus dem Pieper und unterbrach ihn.
    »Still«, murmelte Grim. »Das ist Mourier.«
    »... alle«, ertönte die Stimme. »Überfall auf Ghrogonia! Sie nehmen den Schwarzen Dorn ein. Thoron ist gestürzt. Ich wiederhole. Notruf an alle Schattenflügler. Hybriden haben die Stadt überfallen. Sie ...« Die Stimme brach ab und wurde von lautem Rauschen übertönt. Stattdessen erschien ein verwaschenes Hologramm über dem Pieper. Mia sah eine Straßenecke in Ghrogonia, panische Gargoyles rasten durch die Nacht, Hybriden waren ihnen auf den Fersen.
    Mia trat auf Grim zu. »Aber wer sollte Ghrogonia angreifen?«
    In diesem Moment

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