Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
Vom Netzwerk:
Geister waren. Remis stöhnte von Zeit zu Zeit, als hätte er Schmerzen, und Grim hatte die Klauen zu Fäusten geballt. Es fiel ihm nicht leicht, seine Konzentration zusammenzuhalten. Niemals hätte er das erwartet — niemals. Ghrogonia, Festung der Gargoyles seit so langer Zeit — eingenommen in einer einzigen Nacht. Seraphin hockte in seinem Turm — pah,
seinem
Turm! Im Dorn Thorons hockte er, geschützt hinter dem gleißend grünen Zauber, dessen Kraft Grim bis hier herunter spüren konnte. Er hatte das Zepter benutzt, um diesen Schutz zu wirken, so viel stand fest, und es war klar, dass dieser Zauber nicht zu durchbrechen war.
    Gerade wollte er eine breitere Straße überqueren, als Remis warnend die Hand hob. Da hörte Grim es auch. Leises Knirschen ließ ihn innehalten. Jemand näherte sich. Schnell zog er sich in die Schatten zurück. Remis verbarg sich in einer Falte seines Mantels, und Grim atmete lautlos, während er dem Geräusch entgegensah. Gestalten tauchten auf, mindestens ein Dutzend. Es waren Gargoyles — Klara! Im nächsten Moment sah Grim auch Bocus und Fibi. Schweigend liefen sie die Straße hinauf Erleichtert stieß Grim die Luft aus und trat aus den Schatten. Er hatte schon die Klaue zum Gruß erhoben, als er spürte, dass etwas nicht stimmte. Bocus zog seinen Schwanz über das Pflaster, als wäre er ein halb abgerissener Arm, und Klara ging so zögerlich, dass es aussah, als würde sie an unsichtbaren Fäden gezogen. Selbst Fibi, der für gewöhnlich keinen Augenblick still stehen konnte, ging langsam wie im Traum. Mit zusammengezogenen Brauen trat Grim ihnen entgegen — und erschrak. Die Augen der Gargoyles waren weiß wie Spinneneier, und ihre Haut zeigte dicke, bläuliche Adern, die wie ein Netz aus Gift über ihren Körper liefen. Grim ließ die fremden Gargoyles an sich vorbeilaufen, sie umwanderten ihn, als wäre er nichts als ein Hindernis auf ihrem Weg. Dann kamen seine Freunde näher, auch ihr Blick hing in der Ferne. Grim streckte die Hand aus und hielt Bocus an der Schulter fest, doch der Drache reagierte nicht. Seine Füße bewegten sich auf der Stelle, er lief gegen Grims Hand an, und als dieser den Arm sinken ließ, setzte er seinen Weg fort, ohne zurückzuschauen. Auch Fibi schlich an ihm vorbei, ein Schatten seiner selbst. Nur Klara blieb vor ihm stehen. Grim schauderte, als er ihr in die Augen sah, diese milchigen Totenaugen, und er presste die Zähne aufeinander beim Anblick der Adern auf ihrer Haut. Dick wie Würmer wanden sie sich um Klaras Hals, sie saugten etwas aus ihr heraus, das konnte Grim fühlen, und da — für einen winzigen Moment — schob sich das Weiß von Klaras Augen zurück. Sie sah ihn an, aus einer dunklen Ecke ihres Inneren, in die sie sich zurückgezogen hatte, sah ihn an mit einer Leere, die ihn die Klaue vor den Mund heben ließ.
Hilf mir,
sagte sie lautlos. Alles in ihr war Verzweiflung.
    Grim fasste nach ihrem Gesicht, doch schon waren die Totenaugen zurück. Klara sah ihn nicht mehr. Sie schaute durch ihn hindurch. Langsam wich er beiseite, und kaum hatte er das getan, setzte auch sie ihren Weg fort. Grim wollte ihr gerade folgen, als leises Zischen ihn zusammenfahren ließ. In letzter Sekunde konnte er sich in einer stockfinsteren Gasse verbergen, da zogen auch schon acht Hybriden mit schwarzen Umhängen an ihm vorüber.
    Hilflos musste Grim zusehen, wie sie hinter Klara und den anderen herglitten und sie für ihn unerreichbar machten. Remis spähte aus seinem Mantel, seine Augen waren schwarz geworden vor Wut. Lautlos flog Grim den Gargoyles nach, immer in den Schatten verborgen, bis sie die Stadt verließen und hinausgingen auf die von Schluchten zerklüftete Ebene. Grim verbarg sich im Schutz der Häuser und sah ihnen mit angehaltenem Atem nach. Wieder musste er sich zusammenreißen, um keinen Laut des Entsetzens von sich zu geben.
    Dort draußen auf dem Feld standen mindestens fünfzig Gargoyles und starrten den Neuankömmlingen aus toten Augen entgegen. Sie standen da wie eine Armee der Geister. Jetzt wurden Klara und die übrigen vorgestoßen, stumm stellten sie sich in die Reihen der anderen. Grim erhaschte noch einen Blick auf Klaras fremdes Gesicht — dann wandte er sich ab. Hinter sich hörte er das Gelächter der Hybriden. Am liebsten hätte er sich auf sie gestürzt und sie gezwungen, ihn zu Seraphin zu bringen. Aber er konnte sich ausrechnen, welche Chance er gegen ihn hatte — nicht die geringste.
    Nein, er musste im Geheimen

Weitere Kostenlose Bücher