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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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Grims Fleisch, und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, stieß der Kobold in unregelmäßigen Abständen gurgelnde Geräusche aus, die von seiner Übelkeit kündeten. Grim konnte ihn gut verstehen, sein eigener Magen war inzwischen auf Erbsengröße zusammengeschrumpft. Doch während der Kobold wenigstens die Möglichkeit hatte, die Beine auszustrecken in diesem Höllengefährt, stieß Grim bei jeder noch so kleinen Bewegung mit den Knien gegen Samhur oder seinen anderen Banknachbarn, diesen verknöcherten Vampir, der keinen Hehl daraus machte, noch nie zuvor in seinem unendlich langen Leben neben einer so verabscheuungswürdigen Kreatur wie ihm gesessen zu haben.
    GeradewollteGrimseineSchwingenlockernundsichdamiteinenweitereneisigenBlickseinesSitznachbarneinhandeln,alsLichtdurchdieFensterbrach.TunnelwändeausgrobbehauenemSteinrastenanihnenvorüber,undkaum,dassGrimsichvorbeugte,ummehrsehenzukönnen,spürteer,wiesiedenBodenkontaktverloren.
    Instinktiv presste er sich zurück in seinen Sitz, stützte sich mit der rechten Klaue am Fenster ab und drückte den linken Fuß gegen die Tür, um nicht wie ein Knochensack durch das Abteil geschleudert zu werden. Herablassend schauten die Vampire ihn an und er war gerade drauf und dran, ihnen ihre Verachtung mit einer entsprechenden Bemerkung zurückzugeben, als er den Blick wandte und umgehend jeden Gedanken an seine Mitinsassen verlor.
    Mit einem erbarmungslosen Zischgeräusch schossen sie aus dem Tunnel und rasten für eine gefühlte Ewigkeit durch eine gewaltige Höhle. Sie gliederte sich in mehrere Gewölbe, mächtige Steinsäulen hielten die Decke, und unter ihnen lag ein Dschungel in grünen und dunkelblauen Farben. Dornenpflanzen rankten sich in die Höhe, Grim hörte das Brüllen wilder Tiere und sah Schwärme farbiger Vögel, die wie Schleier funkelnder Juwelen durch die Luft zogen. Ein viel zu hohes Viadukt aus bröckligem Stein wand sich in filigranen Kurven über den Dschungel, und als der Zug donnernd darauf landete und über die Gleise hinwegraste, dass die Funken sprühten, meinte Grim, es unter sich schwanken zu fühlen. Seine Zehen hatten sich so tief in das Holz der Tür gekrallt, dass Kerben darin entstanden, sein Erbsenmagen schoss wie eine Flipperkugel in seinem Körper hin und her und die Vampire – drei Affen, die nichts hörten, nichts sahen und nichts sagten – nagelten ihn mit ihrer Geringschätzung an den Sitz. Immer wieder wuchsen Felsformationen wie riesige Termitenhügel aus dem Boden, flackerndes Licht brach durch die Tunnel, die sie durchquerten, und als die Fahrt langsamer wurde, als das verfluchte Ruckeln aufhörte und sie dahinglitten, als würden sie schweben, setzte Grim sich auf. Er ignorierte das Gezeter seines empörten Nachbarn, denn vor ihnen, erhöht auf einer Klippenlandschaft und umgeben vom wilden Tosen des Toten Flusses, lag Rha’manthur, die Stadt der Flammen.
    Aus der Ferne wirkte sie wie ein geborstener schwarzer Stein, dessen Kristalle in der Dunkelheit funkelten. Mächtige Stalagmiten zogen sich über die zerklüfteten Hügel hin, und erst, als sie näher kamen, erkannte Grim, dass es Türme waren, aus denen vereinzelt rotes Licht fiel. Schmale Gassen führten an ihnen vorüber, düstere Häuser lagen zu ihren Füßen, und das einzig Lebendige schien der Rauch zu sein, der hin und wieder aus einem der Schornsteine quoll und an der Höhlendecke wie ein Geisterleib zerriss. Straßenlaternen ließen die Gassen in morbider Schönheit glühen und brachen ihre Lichter in den toten Augen der Statuen, die auf Dächern und Mauervorsprüngen standen. Es fehlte nur der Regen, um die Düsternis perfekt zu machen, und Grim ertappte sich dabei, wie er den Blick ehrfürchtig über die gotischen Kathedralen gleiten ließ, die vampirische Architekten hier unten errichtet hatten. Und doch war Rha’manthur nie ganz eine Stadt der Blutsauger geworden. Überall ragten die pechschwarzen Bauten der Dämonen aus dem Häusermeer, gewaltige Türme übersät mit Dornen, die glänzten, als hätte man sie gerade in frisches Blut getaucht, Gebäude, deren Balustraden und Veranden organisch aus dem Fleisch des S teins geschnitten worden w aren, und verfallene Burgen, deren Wände so dünn waren, dass der flackernde Feuerschein dahinter zu sehen war. Ohne jeden Zweifel waren die Häuser der Vampire vollkommen in ihrer Kunstfertigkeit, selten hatte Grim Kirchen von dieser Anmut, Wohngebäude von solcher Eleganz gesehen, und doch verblassten sie

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