Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU
gewisse Marjorie Bathous, von einer Firma namens Forester & Flynn. Die sitzen in Lark Rise.«
»Dann meldete Glynn sich aber nicht wieder. Die Fahrt zu dem zweiten Haus dauerte bloß ein paar Minuten, doch die Maklerin räumte Glynn Zeit ein, sich in aller Ruhe umzusehen. Das sei im Grunde nicht nötig gewesen, sagte sie, denn Glynnis sei jemand, die sofort wusste, was sie wollte, gleich auf den ersten Blick. Als die Maklerin nach einer Stunde nichts von ihr gehört hatte, begann sie, sich Sorgen zu machen, und dachte, Glynn hätte sich vielleicht verfahren, oder es wäre etwas mit dem Wagen. Als sie nach anderthalb Stunden aber immer noch nichts von ihr gehört hatte, wurde sie richtig unruhig.«
»Hat sie es denn nicht auf Glynnis' Mobiltelefon versucht?«
»Sie hatte die Nummer nicht. Sie meinte, wenn etwas gewesen wäre, hätte Mrs. Gault sich bei ihr gemeldet. Diese Marjorie Bathous setzte sich also in ihren Wagen und fuhr zum ersten Haus. Von Forester & Flynn aus brauchte sie etwa zwanzig Minuten. Beim ersten Haus schaute sie kurz bei dem Ehepaar dort vorbei, das der Maklerin bestätigte, ja, die beiden seien da gewesen, hätten sogar eine Tasse Tee getrunken, seien aber schon vor einiger Zeit abgefahren. Also fuhr sie zum zweiten Haus. Als sie dort ankam, war keine Menschenseele zu sehen.
Das Haus war zur langfristigen Vermietung angeboten, nicht zum Verkauf. Jedenfalls hatte es keinen Sinn, an der Tür zu klingeln, denn es stand ja leer. Trotzdem schaute sie sich im Haus und auf dem Grundstück nach irgendeinem Hinweis um, fand aber nichts. «
»Nun konnte diese Mrs. Bathous eigentlich nur noch annehmen, dass es zu Hause in London irgendeinen Notfall gegeben hatte. Vielleicht stand das Haus in Flammen. Oder aber Mrs. Gault hatte sich ganz plötzlich unwohl gefühlt und war kurzerhand nach Hause gefahren. Dann entschuldigte sie sich, das sei ja reichlich übertrieben und melodramatisch, aber nichts dergleichen reichte in puncto Melodrama an das Verschwinden dieser Familie heran. Auf diesen Gedanken war sie gar nicht gekommen, denn es war schlicht unmöglich. Leute verschwinden ja nicht einfach so -«
»Leute verschwinden andauernd«, erwiderte Jury, »wenn auch nicht gleichzeitig Frau, Kind und Hund, da stimme ich Ihnen zu. Und weiter?«
»Die Maklerin hatte noch damit gewartet, Hugh Gault anzurufen, tat es nun aber, weil sie dachte, es hätte in London einen Notfall gegeben. Hugh reagierte völlig verblüfft und verständigte umgehend die Polizei von Surrey. Können Sie sich vorstellen, da teilt einer der Polizei mit, seine Familie sei verschwunden? Hätte sich einfach in Luft aufgelöst? Die nahmen natürlich sofort an, die gute Frau sei ihrem lieben Gatten davongelaufen, nicht, dass ihr und dem Jungen etwas zugestoßen war.«
»Und Mungo.«
Der Hund kam unter Jurys Barhocker hervor und hob den Blick, um die beiden nacheinander anzusehen.
Harry lächelte. »Richtig. Immer vergesse ich Mungo.«
Der Hund wandte sich zu Harry Johnson hinüber.
»Ist ja gut«, sagte Harry und zauste ihm den Kopf.
Diesen letzten Drink hatte er doch hoffentlich nicht schon ausgetrunken, dachte Jury. Allerdings verzieh er sich diesen Durst auf Alkohol, denn immerhin hatte er gerade einen ziemlich schweren Fall hinter sich gebracht, der ihn - abgesehen von allem anderen - auch noch total geschlaucht hatte. Er wusste ehrlich gestanden nicht, ob er die Energie aufbringen konnte, zu Fuß nach Hause zu gehen. Er würde ein Taxi nehmen müssen.
»Und weiter«, forderte er Harry auf.
»Die Polizei von Surrey kam einfach nicht weiter, was, unter uns gesagt, kaum überraschend ist. In Anbetracht der Tatsache, dass ein neunjähriges Kind vermisst wurde, bemühten sie sich aber redlich.
Beim ersten Haus fand die Spurensicherung zwar Reifenabdrücke, die zu Glynnis' Wagen passten, aber das war ja nichts Neues.«
»Was hat man in der Nähe des zweiten Hauses gefunden?«
»Nichts. Dort war die Erde so hart, dass sie überhaupt keine Reifenspuren ausmachen konnten. Nicht die von Glynn und auch keine anderen. Hugh war natürlich außer sich. Er war fest überzeugt, dass es sich nur um eine Entführung handeln konnte. Das dachte ich auch, allerdings gab es keine Lösegeldforderung.«
Jury musste an den erst kürzlich gelösten Fall Flora Scott denken. »Gäbe es dafür denn einen Anlass? Ich meine, sind die Gaults wohlhabend?«
»Wohlhabend nicht, es geht ihnen aber recht gut. Als ihre Mutter starb, hat Glynn etwas geerbt, und
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