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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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Zorn alle fort.
     
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    1 Leider liegt dieses Märchen nur als Fragment vor.
     

Das Bürle
     
    E s war ein Dorf, darin saßen lauter reiche Bauern und nur ein armer, den nannten sie das Bürle (Bäuerlein). Er hatte nicht einmal eine Kuh und noch weniger Geld, eine zu kaufen, und er und seine Frau hätten so gern eine gehabt.
     
    Einmal sprach er zu ihr: »Hör, ich habe einen guten Gedanken: da ist unser Gevatter Schreiner, der soll uns ein Kalb aus Holz machen und braun anstreichen, daß es wie ein anderes aussieht, mit der Zeit wird’s wohl groß und gibt eine Kuh.« Der Frau gefiel das auch, und der Gevatter Schreiner zimmerte und hobelte das Kalb zurecht, strich es an, wie sich’s gehörte, und machte es so, daß es den Kopf herabsenkte, als fräße es.
     
    Wie die Kühe des andern Morgens ausgetrieben wurden, rief das Bürle den Hirt herein und sprach: »Seht, da hab ich ein Kälbchen, aber es ist noch klein und muß noch getragen werden.« Der Hirt sagte: »schon gut«, nahm’s in seinen Arm, trug’s hinaus auf die Weide und stellte es ins Gras. Das Kälbchen blieb da immer stehen wie eins, das frißt, und der Hirte sprach: »Das wird bald selber laufen, guck einer, was es schon frißt!«
     
    Abends, als er die Herde wieder heimtreiben wollte, sprach er zu dem Kalb: »Kannst du da stehen und dich satt fressen, so kannst du auch auf deinen vier Beinen gehen, ich mag dich nicht wieder auf dem Arm heimschleppen.« Das Bürle stand aber vor der Haustür und wartete auf sein Kälbchen. Als nun der Kuhhirt durchs Dorf trieb und das Kälbchen fehlte, fragte er danach.
     
    Der Hirt antwortete: »Das steht noch immer draußen und frißt; es wollte nicht aufhören und nicht mitgehen.« Bürle aber sprach: »Ei was, ich muß mein Vieh wieder haben.« Da gingen sie zusammen nach der Wiese zurück, aber einer hatte das Kalb gestohlen, und es war fort. Sprach der Hirt: »Es wird sich wohl verlaufen haben.« Das Bürle aber sagte: »Mir nicht so!« und führte den Hirten vor den Schultheiß, der verdammte ihn für seine Nachlässigkeit, daß er dem Bürli für das entkommene Kalb mußte eine Kuh geben.
     
    Nun hatte das Bürli und seine Frau die lang gewünschte Kuh; sie freuten sich von Herzen, hatten aber kein Futter und konnten ihr nichts zu fressen geben, also mußte sie bald geschlachtet werden. Das Fleisch salzten sie ein, und das Bürle ging in die Stadt und wollte das Fell dort verkaufen, um für den Erlös ein neues Kälbchen zu bestellen. Unterwegs kam er an eine Mühle, da saß ein Rabe mit gebrochenen Flügeln, den nahm er aus Erbarmen auf und wickelte ihn in das Fell.
     
    Weil aber das Wetter so schlecht ward und Wind und Regen stürmte, konnte er nicht weiter, kehrte in die Mühle ein und bat um Herberge. Die Müllerin war allein zu Haus und sprach zu dem Bürli: »Da leg dich auf die Streu«, und gab ihm ein Käsebrot. Das Bürli aß und legte sich nieder, sein Fell neben sich,’ und die Frau lachte: Der ist müde und schläft. Indem kam der Pfaff, die Frau Müllerin empfing ihn wohl und sprach: »Mein Mann ist aus, da wollen wir uns traktieren.« Bürli horchte auf, und wie’s von Traktieren hörte, ärgerte es sich, daß es mit Käsebrot hatte vorliebnehmen müssen. Da trug die Frau herbei und trug vielerlei auf, Braten, Salat, Kuchen und Wein.
     
    Wie sie sich nun setzten und essen wollten, klopfte es draußen. Sprach die Frau: »Ach Gott, das ist mein Mann!« Geschwind versteckte sie den Braten in die Ofenkachel, den Wein unters Kopfkissen, den Salat aufs Bett, den Kuchen unters Bett und den Pfaff in den Schrank auf dem Hausehrn. Danach machte sie dem Mann auf und sprach: »Gottlob, daß du wieder hier bist! Das ist ein Wetter, als wenn die Welt untergehen sollte!«
     
    Der Müller sah’s Bürle auf der Streu liegen und fragte: »Was will der Kerl da?« – »Ach«, sagte die Frau, »der arme Schelm kam in dem Sturm und Regen und bat um ein Obdach, da hab ich ihm ein Käsebrot gegeben und ihm die Streu angewiesen.« Sprach der Mann: »Ich habe nichts dagegen, aber schaff mir bald etwas zu essen.« Die Frau sagte: »Ich habe aber nichts als Käsebrot.« – »Ich bin mit allem zufrieden«, antwortete der Mann, »meinetwegen mit Käsebrot«, sah das Bürli an und rief: »Komm und iß noch einmal mit.« Bürli ließ sich das nicht zweimal sagen, stand auf und aß mit. Danach sah der Müller das Fell auf der Erde liegen, in dem der Rabe steckte, und fragte: »Was hast du da?« Antwortete

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