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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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guckte und schnupperte so lange, bis er ausfindig machte, wo die Schüssel stand, zog dann sechs Pfannkuchen herab und brachte sie dem Wolf.
     
    »Da hast du zu fressen«, sprach er zu ihm und ging seiner Wege. Der Wolf hatte die Pfannkuchen in einem Augenblick hinuntergeschluckt und sprach: »Sie schmecken nach mehr«, ging hin und riß geradezu die ganze Schüssel herunter, daß sie in Stücke zersprang. Da gab’s einen gewaltigen Lärm, daß die Frau herauskam, und als sie den Wolf sah, rief sie die Leute, die eilten herbei und schlugen ihn, was das Zeug wollte halten, daß er mit zwei lahmen Beinen laut heulend zum Fuchs in den Wald hinaus kam. »Was hast du mich garstig angeführt!«, rief er, »die Bauern haben mich erwischt und mir die Haut gegerbt.« Der Fuchs aber antwortete: »Warum bist du so ein Nimmersatt!«
     
    Am dritten Tag, als sie beisammen draußen waren und der Wolf nur mit Mühe forthinkte, sprach er doch wieder: »Rotfuchs, schaff mir was zu fressen, oder ich fresse dich selber auf.« Der Fuchs antwortete: »Ich weiß einen Mann, der hat geschlachtet, und das gesalzene Fleisch liegt in einem Faß im Keller, das wollen wir holen.« Sprach der Wolf: »Aber ich will gleich mitgehen, damit du mir hilfst, wenn ich nicht fort kann.«
     
    »Meinetwegen«, sagte der Fuchs und zeigte ihm die Schliche und Wege, auf welchen sie endlich in den Keller gelangten. Da war nun Fleisch im Überfluß, und der Wolf machte sich gleich daran und dachte, bis ich aufhöre, hat’s Zeit. Der Fuchs ließ sich’s auch gut schmecken, blickte überall herum, lief aber oft zu dem Loch, durch welches sie gekommen waren, und versuchte, ob sein Leib noch schmal genug wäre, durchzuschlüpfen.
     
    Sprach der Wolf: »Lieber Fuchs, sag mir, warum rennst du so hin und her und springst hinaus und hinein?« – »Ich muß doch sehen, ob niemand kommt«, antwortete der Listige, »friß nur nicht zuviel.« Da sagte der Wolf: »Ich gehe nicht eher fort, als bis das Faß leer ist.« Indem kam der Bauer, der den Lärm von des Fuchses Sprüngen gehört hatte, in den Keller. Der Fuchs, wie er ihn sah, war mit einem Satz zum Loch draußen; der Wolf wollte nach, aber er hatte sich so dick gefressen, daß er nicht mehr durch konnte, sondern steckenblieb. Da kam der Bauer mit einem Knüppel und schlug ihn tot. Der Fuchs aber sprang in den Wald und war froh, daß er den alten Nimmersatt los war.
     

Das Mordschloss
     
    E s war einmal ein Schuhmacher, welcher drei Töchter hatte; auf eine Zeit als der Schuhmacher aus war, kam da ein Herr, welcher sehr gut gekleidet war, und welcher eine prächtige Equipage hatte, so dass man ihn für sehr reich hielt, und verliebte sich in eine der schönen Töchter, welche dachte, ihr Glück gemacht zu haben mit so einem reichen Herrn, und machte also keine Schwierigkeit mit ihm zu reiten. Da es Abend ward, als sie unterwegs waren fragte er sie:
     
»Der Mond scheint so hell
meine Pferdchen laufen so schnell
süß Lieb, reut dichs auch nicht?«
     
    »Nein, warum sollt michs reuen? Ich bin immer bei Euch wohl bewahrt«, da sie doch innerlich eine Angst hatte. Als sie in einem großen Wald waren, fragte sie, ob sie bald da wären? – »Ja«, sagte er, »siehst du das Licht da in der Ferne, da ist mein Schloss«, endlich kamen sie da an, und alles war gar schön.
     
    Am andern Tage sagte er zu ihr, er müsst auf einige Tage sie verlassen, weil er wichtige Affairen hätte, die notwendig wären, aber er wolle ihr alle Schlüssel lassen, damit sie das ganze Kastell sehen könnte, von was für Reichtum sie all Meister wär. Als er fort war, ging sie durch das ganze Haus, und fand alles so schön, dass sie völlig damit zufrieden war, bis sie endlich an einen Keller kam, wo eine alte Frau saß und Därme schrappte. »Ei Mütterchen, was macht sie da?« – »Ich schrapp Därme, mein Kind, morgen schrapp ich eure auch!«
     
    Wovon sie so erschrack, dass sie den Schlüssel, welcher in ihrer Hand war, in ein Becken mit Blut fallen ließ, welches nicht gut wieder abzuwaschen war: »Nun ist euer Tod sicher«, sagte das alte Weib, »weil mein Herr sehen kann, dass ihr in der Kammergewesen seid, wohin außer ihm und mir kein Mensch kommen darf.«
     
    (Man muss aber wissen, dass die zwei vorigen Schwestern auf dieselbe Weise waren umgekommen.)
     
    Da in dem Augenblick ein Wagen mit Heu von dem Schloss wegfuhr, so sagte die alte Frau, es wäre das einzige Mittel, um das Leben zu behalten, sich unter das Heu zu

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