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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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gestört wurde und sie gar nicht zusammenbringen konnte. Er klopfte ihm an den Hals und sagte: »Sei ruhig, Liese«, aber das Pferd machte aufs neue Männerchen. Da ward er zuletzt ärgerlich und rief ganz ungeduldig: »So wollt’ ich, daß du den Hals zerbrächst!«
     
    Wie er das Wort ausgesprochen hatte, plump, fiel er auf die Erde und lag das Pferd tot und regte sich nicht mehr; damit war der erste Wunsch erfüllt. Weil er aber von Natur geizig war, wollte er das Sattelzeug nicht im Stich lassen, schnitt’s ab, hing’s auf seinen Rücken und mußte nun zu Fuß gehen. Du hast noch zwei Wünsche übrig, dachte er und tröstete sich damit. Wie er nun langsam durch den Sand dahinging und zu Mittag die Sonne heiß brannte, ward’s ihm so warm und verdrießlich zumut: der Sattel drückte ihn auf den Rücken, auch war ihm noch immer nicht eingefallen, was er sich wünschen sollte.
     
    »Wenn ich mir auch alle Reiche und Schätze der Welt wünsche«, sprach er zu sich selbst, »so fällt mir hernach noch allerlei ein, dieses und jenes, das weiß ich im voraus: ich will’s aber so einrichten, daß mir gar nichts mehr zu wünschen übrig bleibt.« Dann seufzte er und sprach: »Ja, wenn ich der bayrische Bauer wäre, der auch drei Wünsche frei hatte, der wußte sich zu helfen, der wünschte sich zuerst recht viel Bier und zweitens so viel Bier, als er trinken könnte, und drittens noch ein Faß Bier dazu.«
     
    Manchmal meinte er, jetzt hätte er es gefunden, aber hernach schien’s ihm doch zu wenig. Da kam ihm so in die Gedanken, was es jetzt seine Frau gut hätte, die säße daheim in einer kühlen Stube und ließe sich’s wohl schmecken. Das ärgerte ihn ordentlich, und ohne daß er’s wußte, sprach er so hin: »Ich wollte, die säße daheim auf dem Sattel und könnte nicht herunter, statt daß ich ihn da auf meinem Rücken schleppe.« Und wie das letzte Wort aus seinem Munde kam, so war der Sattel von seinem Rücken verschwunden, und er merkte, daß sein zweiter Wunsch auch in Erfüllung gegangen war.
     
    Da ward ihm erst recht heiß; er fing an zu laufen und wollte sich daheim ganz einsam in seine Kammer hinsetzen und auf etwas Großes für den letzten Wunsch sinnen. Wie er aber ankommt und die Stubentür aufmacht, sitzt da seine Frau mittendrin auf dem Sattel und kann nicht herunter, jammert und schreit. Da sprach er: »Gib dich zufrieden, ich will dir alle Reichtümer der Welt herbeiwünschen, nur bleib da sitzen.«
     
    Sie schalt ihn aber einen Schafskopf und sprach: »Was helfen mir alle Reichtümer der Welt, wenn ich auf dem Sattel sitze; du hast mich darauf gewünscht, du mußt mir auch wieder herunterhelfen.« Er mochte wollen oder nicht, er mußte den dritten Wunsch tun, daß sie vom Sattel ledig wäre und heruntersteigen könnte; und der Wunsch ward alsbald erfüllt. Also hatte er nichts davon als Ärger, Mühe, Scheltworte und ein verlorenes Pferd: die Armen aber lebten vergnügt, still und fromm bis an ihr seliges Ende.
     

Das singende, springende Löweneckerchen
     
    E s war einmal ein Mann, der hatte eine große Reise vor und beim Abschied fragte er seine drei Töchter, was er ihnen mitbringen sollte. Da wollte die älteste Perlen, die zweite Diamanten, die dritte aber sprach: »lieber Vater, ich wünsche mir ein singendes, springendes Löweneckerchen (Lerche.)«
     
    Der Vater sagte: »ja, wenn ich es kriegen kann, sollst du es haben«, küsste alle drei und zog fort. Als nun die Zeit kam, dass er wieder auf dem Heimweg war, hatte er Perlen und Diamanten für die zwei ältesten, aber das singende, springende Löweneckerchen für die jüngste hatte er umsonst aller Orten gesucht, und das tat ihm leid, denn sie war sein liebstes Kind.
     
    Da führte ihn sein Weg durch einen Wald und mitten darin war ein prächtiges Schloss und nah’ am Schloss stand ein Baum, ganz oben auf der Spitze des Baums aber sah er ein Löweneckerchen singen und springen. »Ei! Du kommst mir noch recht!«, sagte er und war froh und rief seinem Diener, er sollte hinaufsteigen und das Tierchen fangen. Wie der aber an den Baum herantrat, sprang ein Löwe darunter auf, schüttelte sich und brüllte, dass das Laub an den Bäumen zitterte: »wer mir mein singendes, springendes Löweneckerchen stehlen will, den fress’ ich auf!« Da sagte der Mann: »das hab’ ich nicht gewusst, dass der Vogel dir gehört; kann ich mich nicht von dir loskaufen?«
     
    »Nein!«, sprach der Löwe, »da ist nichts, was dich retten kann,

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