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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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herunter, band den Sack auf und befreite ihn; dann rief er selber: »Nun zieh mich recht geschwind hinauf«, und wollte geradestehend in den Sack einschreiten. »Halt!«, sagte der andere, »so geht’s nicht an«, packte ihn beim Kopf, steckte ihn umgekehrt in den Sack, schnürte zu und zog den Jünger der Weisheit am Strick baumwärts, dann schwengelte er ihn in der Luft und sprach: »Wie steht’s, mein lieber Geselle? Siehe, schon fühlst du, daß dir die Weisheit kommt, und machst gute Erfahrung; sitze also fein ruhig, bist du klüger wirst.«
     
    Damit stieg er auf des Schülers Pferd, ritt fort, schickte aber nach einer Stunde jemand, der ihn wieder herablassen mußte.
     

Das junggeglühte Männlein
     
    Z ur Zeit, da unser Herr noch auf Erden ging, kehrte er eines Abends mit dem heiligen Petrus bei einem Schmied ein und bekam willig Herberge. Nun geschah’s, daß ein armer Bettelmann, von Alter und Gebrechen hart gedrückt, in dieses Haus kam und vom Schmied Almosen forderte. Des erbarmte sich Petrus und sprach: »Herr und Meister, so dir’s gefällt, heil ihm doch seine Plage, daß er sich selbst sein Brot möge gewinnen.«
     
    Sanftmütig sprach der Herr: »Schmied, leih mir deine Esse und lege mir Kohlen an, so will ich den alten kranken Mann zu dieser Zeit verjüngen.«
     
    Der Schmied war ganz bereit, und Sankt Petrus zog die Bälge, und als das Kohlefeuer auffunkte, groß und hoch, nahm unser Herr das alte Männlein, schob’s in die Esse, mitten ins rote Feuer, daß es drin glühte wie ein Rosenstock und Gott lobte mit lauter Stimme. Nachdem trat der Herr zum Löschtrog, zog das glühende Männlein hinein, daß das Wasser über ihm zusammenschlug, und nachdem er’s fein sittig abgekühlt, gab er ihm seinen Segen; siehe, zuhand sprang das Männlein heraus, zart, gerade, gesund und wie von zwanzig Jahren. Der Schmied, der eben und genau zugesehen hatte, lud sie alle zum Nachtmahl. Er hatte aber eine alte, halbblinde, bucklichte Schwieger, die machte sich zum Jüngling hin und forschte ernstlich, ob ihn das Feuer hart gebrennet habe. Nie sei ihm besser gewesen, antwortete jener, er habe da in der Glut gesessen wie in einem kühlen Tau.
     
    Was der Jüngling gesagt hatte, das klang die ganze Nacht in den Ohren der alten Frau, und als der Herr frühmorgens die Straße weitergezogen war und dem Schmied wohl gedankt hatte, meinte dieser, er könnte seine alte Schwieger auch jung machen, da er fein und ordentlich alles mit angesehen habe und es in seine Kunst schlage. Rief sie deshalb an, ob sie auch wie ein Mägdlein von achtzehn Jahren in Sprüngen daher wollte gehen. Sie sprach: »Von ganzem Herzen«, weil es dem Jüngling auch so sanft angekommen war. Machte also der Schmied große Glut und stieß die Alte hinein, die sich hin- und widerbog und ein grausames Mordgeschrei anstimmte. »Sitz still, was schreist und hüpfst du, ich will erst weidlich zublasen.«
     
    Zog damit die Bälge von neuem, bis ihr alle Haderlumpen brannten. Das alte Weib schrie ohne Ruhe, und der Schmied dachte: Kunst geht nicht recht zu, nahm sie heraus und warf sie in den Löschtrog. Da schrie sie ganz überlaut, daß es droben im Haus die Schmiedin und ihre Schnur hörten; die liefen beide die Stiegen herab und sahen die Alte heulend und maulend ganz zusammengeschnurrt im Trog liegen, das Angesicht gerunzelt, gefaltet und ungeschaffen. Darob sich die zwei, die beide mit Kindern gingen, so entsetzten, daß sie noch dieselbe Nacht zwei Junge gebaren, die waren nicht wie Menschen geschaffen, sondern wie Affen, liefen zum Wald hinein, und von ihnen stammt das Geschlecht der Affen her.
     

Des Herrn und des Teufels Getier
     
    G ott der Herr hat alle Tiere erschaffen und sich die Wölfe zu seinen Hunden auserwählt; bloß der Geiß hatte er vergessen. Da richtete sich der Teufel an, wollte auch schaffen und machte die Geiße mit feinen langen Schwänzen. Wenn sie nun zur Weide gingen, blieben sie gewöhnlich mit ihren Schwänzen in den Dornhecken hängen; da mußte der Teufel hineingehen und sie mit vieler Mühe losknüpfen. Das verdroß ihn zuletzt, war her und biß jeder Geiß den Schwanz ab, wie noch heut des Tags an den Stümpfen zu sehen ist.
     
    Nun ließ er sie zwar allein weiden, aber es geschah, daß Gott der Herr zusah, wie sie bald einen fruchtbaren Baum benagten, bald die edlen Reben beschädigten, bald andere zarte Pflanzen verderbten. Das jammerte ihn, so daß er aus Güte und Gnaden seine Wölfe dranhetzte,

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