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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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wenn er vorher einige Krüge Wein getrunken hat«, sagte er.
    »Bruder Brasco wagt es bestimmt nicht, einem Inquisitor zu erzählen, dass er das Gespenst eines Ketzers in die Berge hat reiten sehen«, beruhigte ihn Grimpow.
    »Und dann ist da auch noch der Abt, der sich über die mysteriösen Zeichen auf den Silbermünzen gewundert hat.«
    »Du hast recht, aber auch er wird mit dem päpstlichen Abgesandten gewiss nicht über seine Bestechlichkeit sprechen«, wandte Grimpow ein.
    »Vielleicht wollen der Dominikaner und die Soldaten ja nur nach Uliense und haben das Pferd rein zufällig im Tal gefunden«, sinnierte Durlib, als wollte er die Angelegenheit herunterspielen.
    »Nein«, widersprach Grimpow. »Inzwischen zweifle ich nicht mehr daran, dass der Inquisitor Burumar de Gostelle hinter dem toten Edelmann her war und ihn auf dem Scheiterhaufen brennen sehen wollte. Mir ist nur noch nicht klar, warum. Ich vermute aber mal, dass der versiegelte Brief und der Stein dabei eine große Rolle spielen«, fügte er hinzu. Dann blickte er zu Boden, um sich auf die wirren Bilder zu konzentrieren, die vor seinem geistigen Auge entstanden, als wäre er ein Hellseher.
    »Kannst du all das wirklich sehen?«, fragte Durlib, immer noch erstaunt und voller Argwohn über die Visionen seines Freundes.
    »Ich sehe nur seltsame Bilder, Durlib, das ist alles«, antwortete Grimpow müde.
    »Versuch jetzt ein bisschen zu schlafen. Ich will noch eben mit dem Mönch sprechen, der für die Stallungen zuständig ist, damit unsere Pferde bei Tagesanbruch bereitstehen. Nebenbei versuche ich, etwas über diesen Dominikanermönch in Erfahrung zu bringen und herauszufinden, was ihn hierher führt.«
    »Ich habe Angst«, sagte Grimpow und kroch unter die Decke, als wollte sich gleich ein unheilvoller Schatten auf ihn stürzen.
    »Dieser wundersame Stein wird dich schützen. Schlaf jetzt, morgen sind wir nicht mehr hier«, versicherte Durlib.
    Er stand auf, griff nach der Öllampe und verließ den Pilgersaal über die enge Treppe zur Klosterküche, wo die lebhaften Stimmen der Soldaten des französischen Königs erneut die Schweigeregel brachen.
    Grimpow zog im Dunkeln das Amulett aus dem Leinensäckchen und nahm sogleich ein schwaches Schimmern wahr, als hielte er ein Stück Glut in den Fingern. Er öffnete die Hand, und da lag der Stein, lebendig und rötlich funkelnd wie eine gerade erst vom Himmel gefallene Sternschnuppe. Das ungewöhnliche Strahlen des Steins nahm stetig zu, bis es den ganzen Pilgersaal in die Farben des Feuers tauchte und die Rippen des Deckengewölbes so deutlich hervortreten ließ, dass sie wie das Skelett eines riesigen Urtiers wirkten.
    Instinktiv ahnte der Junge, dass nichts so bleiben würde, wie es war, und ihm kamen unvermittelt sein Heimatdorf und die elende Behausung seiner Eltern in den Sinn. Er musste an seine ersten Kinderjahre denken, als er Schweine und Ziegen gehütet hatte, an die Erntezeit, an seine übermütigen Spiele und Zänkereien mit den anderen Dorfkinderrn, ebenso wie an die fröhlichen und traurigen Momente in der Schenke seines Onkels Fedo.
    Auf einmal überkam ihn die Gewissheit, dass seine Kindheit für immer vorbei war und in seinem Gedächtnis verschwimmen würde wie Nebelschwaden, die der Wind umhertrieb. Er fürchtete, den kniffligen, gefährlichen Herausforderungen, von denen der leuchtende Stein ihm kündete, nicht gewachsen zu sein. Schließlich war er noch ein Junge und hatte eben erst begonnen, zusammen mit Durlib das grausame Leben der Erwachsenen zu entdecken.
    Grimpow wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte. Er erinnerte sich nur noch daran, dass er im Traum wirre Bilder vergangener und zukünftiger Zeiten gesehen hatte, unbekannte Gesichter, die in seltsamen Sprachen zu ihm gesprochen hatten, dazwischen unendlich viele unverständliche Zahlen und Zeichen. Deutlich hatte er auch immer wieder Explosionen am Himmel wahrgenommen, die Millionen neuer Sterne entstehen ließen. Außerdem planetarische Umwälzungen, die ganze Erdteile und Weltmeere in wunderschöne, zeitlose Landschaften verwandelten, ewiges Eis, das die Welt unter einem schwarz gefärbten Aschehimmel bedeckte, Seuchen, die die Erde heimsuchten, ungeheure, erbarmungslose Maschinen, die unter entsetzlichem Getöse Feuer spien, Kriege, die Millionen von Männern, Frauen und Kindern vernichteten.
    Plötzlich spürte er, wie jemand ihn aus diesem Alptraum aufweckte, und hätte beinah vor Schreck laut aufgeschrien, als er im

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