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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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passiert war, und wer sonst kämpfte bei jedem Tumult an vorderster Front? Wer sorgte für Sicherheit, wer verhandelte und übte Nachtsicht?
    … oder auch nicht.
    Wie dem auch sei: Ein bisschen länger wollte sich George noch dazu zwingen, cool zu bleiben, trotz seines Zorns und gerade auf seinem dreizehnten …
    dreizehnten was eigentlich?
    Niemand auf der Wache hatte solchen Einsätzen bislang einen richtigen Namen gegeben. An zwölf beziehungsweise nun dreizehn dieser Fälle war er beteiligt gewesen, ohne dass er etwas von einem gesonderten Codewort, einer Nummer oder Farbe mitgekriegt hätte, um sie gegen eher routinemäßige Polizeiarbeit abzugrenzen. Erst jetzt wurde George klar, wie seltsam das eigentlich war.
    Beim ersten Mal hatte er sich genauso gefühlt wie jedermann – verunsichert, ängstlich, nervös. Die Vorzeichen kannte er aus dem Fernsehen: In den Nachrichten war die Rede von zunehmenden Fehlstunden am Arbeitsplatz gewesen. Kleinbetriebe hatten dichtgemacht. Ein aberwitziger Preissturz auf dem Immobilienmarkt, und die Bevölkerung war auf das europäische Festland ausgewandert, nach Amerika oder egal wohin, solange man sie dort aufnahm. Schließlich jedoch hatten die Flughäfen geschlossen, sodass man Irland weder verlassen noch einreisen konnte. Irgendwann wurden Arztpraxen und Krankenhäuser von Patienten regelrecht übervölkert, doch trotz Unterstützung durch den Privatsektor war der Andrang schlicht nicht zu bewältigen. Zunächst informierten Plakate darüber wo man im Krankheitsfall anrufen sollte, dann wurde der Ausnahmezustand verhängt; wer sich dem Ausgehverbot widersetzte, würde inhaftiert, hieß es. Zu dieser Zeit hatte George eine andere Rolle angenommen, die Perspektive gewechselt: Er war zu einem derjenigen geworden, die sich dieser Inhaftierungen annahmen. Heute würde es etwas weit Schlimmeres sein.
    Den nächsten Treppenlauf brachten sie zügig hinter sich. Ganz vorne sah er Norman, der recht vehement eine Bresche zwischen die sich lichtenden Reihen schlug, um ins zweite Stockwerk zu gelangen. Obwohl sie dadurch etwas mehr Luft hatten, waren die Leute immer noch aufdringlich wie Bühnenscheinwerfer, die einem direkt ins Gesicht strahlten. George folgte dicht hinter Normans Bärenkörper, der wie ein Rammbock voranstürmte und damit den anstrengenden Teil verrichtete. Dabei fragte er sich, ob sie nicht besser den Fahrstuhl genommen hätten, denn dessen relativ gediegenes Rumpeln wäre im Vergleich zu diesem stressigen Aufmarsch einer Erholung gleichgekommen. Allerdings nahm die Zahl der Drängelnden weiter ab, als sie sich Nummer 23 näherten. Es musste sich herumgesprochen haben, vermutete er. Noch ein Infizierter. »In Sicherheit bringen, Sicherheitskräfte verständigen und in Sicherheit bleiben«, floskelte der nunmehr allseits bekannte Spot im Fernsehen.
    Nun ja, alle hatten es wohl doch nicht kapiert, denn Miss Giftspritze war immer noch da. Nun verstand George sogar, was sie ihm an den Kopf warf, obwohl er die Sauerstoffmaske nicht abgenommen hatte. Es waren vornehmlich und wie zu erwarten Beleidigungen. Sie traue der Polizei nicht und ließ George wissen, sie habe ihn verfickt nochmal im Auge und werde sofort mit ihrer verfickten Handycam draufhalten, falls er verfickte Scheiße baue. Er ignorierte sie weiterhin zähneknirschend. Solche Leute waren eine Plage, und sie gerade besonders.
    Oben vor Apartment 23 hatte sich der Mob verflüchtigt. Wenige Versprengte lümmelten vor der Tür herum, und die meisten wichen zurück, als George und Norman auftauchten. Einige Sanitäter, die sogar noch aufwändigere Gerätschaften als sie auf den Schultern trugen, öffneten ihnen. Weder stellte man sich vor, noch war man zu plauschen geneigt. Sie nickten George nur bestätigend zu, um ihrer Diagnose dezent Nachdruck zu verleihen:
    Es war Grippe.
    Die Leute – fast alle Angehörige der Bewohner – rückten vor der Tür zusammen, und ließen sich nur widerwillig verscheuchen. Die Ärzte bemühten sich, sie möglichst höflich umzustimmen, doch am Ende leistete allein Norman Überzeugungsarbeit, indem er sehr eindrücklich mit seiner Handfeuerwaffe herumfuchtelte. Da hielten sie es für gesünder, die Biege zu machen. Eine untröstliche, ältere Dame zeterte noch; George überließ es den Sanitätern, sie zu beschwichtigen, höchstwahrscheinlich mit Medikamenten. So lief es immer: Verzweifelte Umstände forderten verzweifelte Maßnahmen.
    George folgte Norman in die Wohnung und

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