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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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viel zu sagen, dachte er, aber immerhin …
    »Dann warte halt hier«, grollte er und meckerte im Stillen weiter. Nachdem er das HK vom Rücksitz genommen hatte, schaute er nach, ob noch Patronen im Magazin steckten. Nach seiner Schießwut vorm Lagerhaus war es halbleer.
    » Sei vorsichtig«, mahnte Geri, wobei er sich fragte, ob sie das ernst meinte. Er hoffte es, zumal er das jetzt nur für sie auf sich nahm. Zum Helden war er nicht geboren; fürwahr, niemand hätte ihm diesen Titel zugemessen. Dennoch schien es zwischen ihnen beiden zu funken, und das konnte er nicht außer Acht lassen. Vielmehr musste er es weiter forcieren, schüren wie ein Feuer, das zu erlöschen drohte. Es anfachen, ihm Nahrung geben. Er fühlte sich ohnehin als Teil eines Himmelfahrtkommandos. Zudem war Lark bei den Frauen immerzu arm dran gewesen, obwohl es sie wie Sand am Meer gegeben hatte. Weil nun nur eine geblieben war – zumindest wusste er von keiner weiteren, die überlebt hatte –, musste er sich kräftig ins Zeug legen, um zum Zug zu kommen.
    Lark stieß die Tür ruckartig auf und fand es überraschend frisch für den Sommer. Es war bewölkt, und die umstehenden Häuser warfen lange Schatten auf die Straße. Die Toten wandten sich ihm zu, weniger berechnend zwar als die von vorhin, aber dennoch bedrohlich. Dem Nächstbesten zog er den Gewehrkolben quer durchs Gesicht, dass er nach hinten gegen seinen Begleiter fiel. Beide gingen mit einem Grummeln zu Boden, das nach Beschwerde klang. Lark bewegte sich zügig weiter, um die Haupttraube zu meiden.
    Bis zur Tankstelle war es tatsächlich nicht weit. Er hängte sich das Gewehr um die Schulter und entschied sich zu einem Spurt. Eine Reihe Leichen bevölkerten den Weg, doch die konnte er wohl entweder umgehen beziehungsweise ohne allzu große Schwierigkeiten zwischen ihnen durchlaufen.
    Er setzte zum Trab an, sah der Herausforderung beinahe freudig entgegen. Das erinnerte ihn an seine Schulzeit, als sie regelmäßig British Bulldogs gespielt hatten. Dabei ging es grob zu: Ein Pechvogel stand in der Mitte eines Feldes und musste sich von den Spielern anrempeln lassen. Wen er umwarf, der durfte sich ihm anschließen. Das ging weiter, bis die Zahl der Stehenden die der Läufer deutlich überragte. Lark hatte sich stets recht gut geschlagen, obwohl er eher ein Hänfling war. Hier konnte er sich aber zwischen den Gegnern hindurchschlängeln, weshalb ihn niemand zu Boden warf.
    Die Toten verhielten sich weit weniger enthusiastisch als seine Mitschüler damals. Es kam ihm eher wie eine Spielvariante mit einer Riege Kiffer vor. Sie nahmen kaum wahr, wie Lark zwischen ihnen Haken schlug. Je weiter er vorankam, desto übermütiger wurde er. Einigen stellte er ein Bein, jedoch mehr aus Böswilligkeit, als dass es nötig gewesen wäre. Das ging fast ins Auge, als ein Girl, das zu Lebzeiten wahrscheinlich recht heiß ausgesehen hatte, ihn am Gürtel festhielt. Sie zerrte daran, als wolle sie ihn stehlen oder ihm die Jeans herunterziehen. Letzteres machte Lark an, so abwegig es auch war. Letztlich schüttelte er sie mit einem gezielten Tritt in den Bauch ab.
    Er erreichte unbescholten die Tankstelle, stürmte durch die offene Tür und knallte sie hinter sich zu, ehe er den Stopper am Boden unter die Leiste einklemmte und die behäbigen Leichen für den Moment aufhielt. Indem er eine breite Auslage mit Werkzeugteilen vorschob, fühlte er sich gleich sicherer. Das sollte genügen, zumindest für die Zeit seines ›Einkaufs‹.
    Es war recht dunkel in dem Raum. Lark entdeckte einen batteriebetriebenen Strahler am Boden, der zu seiner Freude noch funktionierte, also konnte er die Lage bei Licht abschätzen. Der Anblick eines Leichnams über den Kühlfächern für Molkereiprodukte erschreckte ihn zuerst. Als er ihn näher untersuchte, stellte er fest, dass er schon eine Weile dort liegen musste, weil es auf seinem Kopf vor Würmern und Maden wimmelte. Lark drehte sich um und würgte; der Gestank verdorbener Lebensmittel ergab im Verbund mit der Verwesung ein strenges Bukett.
    »Superübel«, gluckste er bei sich, da er nach Luft rang. Jetzt brauchte er eine Kippe. Als er in seiner Hosentasche danach kramte, bemerkte er, dass er Päckchen und Feuerzeug im Gerangel mit der schnuckligen Toten verloren hatte. Er schaute sich weiter im Shop um und hüpfte schließlich über eine der Theken, um eine Schachtel billiger Glimmstängel sowie einen neuen Anzünder aus dem verwüsteten Display dahinter mitzunehmen.

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