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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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allzu typische Redewendung für Pat. So inhaltsleer und knapp, dass sie nichts von ihm preisgab, schon gar keine echten Gefühle. Genau deswegen gebrauchte er sie wohl auch so oft.
    Ein anderes Geräusch schreckte sie auf, diesmal von weiter unten auf dem Gang. Es war schrill, einem Schrei näher als einem Raunen. Zuerst dachte Karen, es sei bloß ein weiterer Toter, der vielleicht genauso beklommen, frustriert und ruhelos wie sie geworden war. Als sie es wieder hörte, fiel ihr jedoch noch etwas daran auf …

18

    »Und dann habt ihr sie einfach … zurückgelassen?«, fragte McFall am Ende von Geris Bericht. Sie saßen im Wohnzimmer. McFall hatte Tee mit einem Beutel aus der Mülltonne gekocht. In Zeiten der Verzweiflung machte man aus der Not eben eine Tugend.
    »Na ja, es ist nicht so, als hätten wir sie für drei Tage auf der Terrasse ausgesetzt«, verteidigte sie sich, »ohne etwas zum Essen.«
    McFall ließ es sich kurz durch den Kopf gehen, ehe er wie so oft die Schultern hochzog. Er konnte nicht glauben, dass sie ihnen das immer noch krummnahm.
    »Denen fehlt es an nichts. Alles in rauen Mengen vorhanden«, versicherte Lark, »auch wenn sie ’ s nicht brauchen. Der Dicke ist in vierundzwanzig Stunden Geschichte.«
    »Das weißt du nicht«, blaffte Geri. Daraus, dass sie sich dafür schämte, die beiden im Stich gelassen zu haben, machte sie keinen Hehl. McFall grübelte, ob sie sie nicht doch besser auf der verdammten Terrasse sitzengelassen hätten. Sie verhielt sich zu emotional, zu unberechenbar, und diese Eigenschaften versprachen keinen ruhigen Alltag. Wer konnte ahnen, wie sie handeln würde, wenn es ans Eingemachte ging?
    »Tja, ist wohl sehr wahrscheinlich, dass man sich ein Flugvirus auch durch einen Biss einfängt«, bemerkte Lark sarkastisch. »Übrigens habe ich die Entscheidung, sie dort verrecken zu lassen, nicht allein getroffen, oder?«
    »Und ich hab nicht vorgeschlagen, auf sie zu schießen!«, schnauzte Geri zurück.
    » Mensch, beruhigt euch«, stöhnte McFall und schüttelte den Kopf. »Es ist halt passiert und war bestimmt auch am besten so. Der Fettsack hat sich doch wie der letzte Arsch benommen. Echt, ich bin froh, dass er angefallen worden ist.«
    » Wie kannst du irgendjemandem so etwas wünschen?!«, fuhr sie ihn an. »Du hast die da draußen gesehen; kannst du dir vorstellen auch zu einem von denen zu werden?«
    McFall gönnte sich wieder etwas Bedenkzeit. Nein, er konnte es sich nicht vorstellen. Was nach einer Ansteckung geschehen würde, hatte er sich noch nie richtig ausgemalt, höchstens, dass die Toten ihn bei lebendigem Leib verspeisten. Dass er selbst zu einem von ihnen werden konnte, wäre ihm nie eingefallen.
    »Sein Kumpel wird sich um ihn kümmern«, vermutete Lark. »George oder wie er heißt. Er würde seinen Partner nicht so enden lassen. Keiner würde das tun.«
    » Und was wird dann aus George?«, fragte Geri gereizt. »Fuck, er wird genauso draufgehen, nur dass sich niemand um ihn kümmert!«
    »Das ist nicht unser Problem«, konterte Lark. »Herrgott, wenn dir das früher eingefallen wäre, hättest du bei ihm bleiben können.«
    Geri schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. McFall glaubte, sie weinte, und bemitleidete sie fast. Heulende Mädchen waren ihm immer schon unangenehm gewesen. Seiner Frau hatte er im Laufe der Jahre regelmäßig Tränen in die Augen getrieben, zumeist wegen irgendwelcher Lappalien, etwa weil er sich geprügelt oder seinen Job verloren hatte. Stets war er da zurückgeschreckt und in sich gegangen. Ihr Weinen bedeutete, dass alle Dämme brachen, und klang wie das Nebelhorn eines schlingernden Schiffes in einer regnerischen Nacht. In solchen Momenten hatte sich McFall stets davor gefürchtet, sie könne sich von ihm trennen.
    »Sieh mal, Herzchen«, er seufzte. »Die ganze Welt ist abgefuckt. Lass dich von dieser Sache nicht unterkriegen. Man muss Prioritäten setzen, Punkt.« Es war ein Versuch, sie zu trösten, doch er ging nach hinten los. Sie sprang auf, rannte nach oben und schlug die Tür ihres Schlafzimmers hinter sich zu.
    »Weiber«, brummte Lark. »Je-sus Chris-tus …«
    »Was ist, wenn sie zurückkommen?«, fragte McFall. Er sprach ungezwungener, nun da die holde Weiblichkeit abwesend war.
    » Wenn wer zurückkommt?«, kläffte Lark ungeduldig.
    »Die verdammten Cops! Die wissen doch, wo wir stecken!«
    Lark schaute ihn an, als verstünde er nicht.
    »Schätze, die haben genug Ärger am Hals, also werden sie bestimmt

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