Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
Vom Netzwerk:
Auto zuging. Die Kreatur bewegte sich nicht, sondern stierte nur verdrossen und achtete auf ihre Bewegungen. Ein dritter überraschte sie aus dem Hinterhalt, doch sie schaffte es, sich ihn mit einem Tritt vom Leib zu halten. Er taumelte zurück. Ehe sie die Beifahrertür öffnete, feuerte sie, und seine Brust platzte auf.
    Dann stieg sie ein und knallte die Tür zu. In Sicherheit.
    Rechts neben ihr saß jemand. Sie erschrak und richtete reflexartig die Waffe auf ihn.
    Es war Lark. Er hatte sich hinters Steuer geklemmt und starrte ins Leere.
    »Scheiße!«, fluchte sie und senkte die Pistole. »Hast du mir einen Schrecken eingejagt. Ich dachte, du bist abgehauen!«
    » Hast du ihn gesehen?«, fragte er. Tränen liefen an seinen Wangen hinunter, was seine Lidstriche hinfällig machte. Es sah aus, als weine er schwarze Tinte, als sonderten seine Tätowierungen ihre Farbe irgendwie durch die Augen ab.
    »Ja«, erwiderte sie leise. »Das habe ich.«
    Er schaute sie an und lächelte traurig.
    »Ich hab dir nicht Bescheid gesagt«, erklärte er. »Einfach vergessen. Tut mir Leid.«
    »Schon okay.«
    »Er ist ein Arschloch«, bemerkte er unpassend.
    »Ich weiß«, stimmte sie zu. »Genau wie du.«
    »Du hast recht.« Er unterdrückte ein kurzes Wiehern, das nach einem überdrehten Kind klang. Dann hielt er sich die Hände vors Gesicht und weinte. Er heulte Rotz und Wasser, ergoss sich geradezu wie ein überlaufender Wasserkessel. Geri legte ihm behutsam die Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen, denn ihr schien es, als könne er daran zerbrechen.
    Eine Weile blieben sie so im Landrover sitzen. Er weinte, und sie hielt ihn fest, während die Toten wie beim Shoppen vor einem Schaufenster durch die Windschutzscheibe glotzten. Die Sonne stand tief am Himmel, als zöge sie sich für die Nacht zurück, jedoch nicht ohne Anteilnahme zu bezeugen. Endlich gab Lark Ruhe und nahm die Hände vom Gesicht, als habe er alles herausgelassen, was sein Körper hergab. Wortlos nahm sie die Hand von seiner Schulter.
    »Ich habe ein schlechtes Gewissen wegen der Cops«, gab sie zu. »Sie erscheinen in meinen Träumen.«
    »Wirklich?«, fragte er, indem er sich noch eine Träne abwischte.
    »Ja«, beteuerte sie. »Ich will nicht, dass wir verlieren, was uns zu Menschen macht. Wenn das passiert, werden wir denen da draußen noch ähnlicher.«
    »Kann sein.« Er schien sich nicht mit dem Gedanken abgeben zu wollen. »Willst du also zurück zum Depot fahren?«
    »Willst du?«, gab sie die Frage zurück.
    »Ich will nur von hier fort«, sagte er. »Egal wohin.«
    Geri betrachtete ihn mit anderen Augen. Das schwindende Tageslicht schmeichelte seinen matten, grämlichen Zügen. Sie fand ihn ansehnlich in seiner ruppigen Art, und die Tätowierungen … sie hatte sie bisher nicht richtig angesehen. Eine an seinem Unterarm fiel ihr besonders auf, ein altertümlich aussehender Samurai im asiatischen Stil. Den Blick hatte er in die Höhe gerichtet, sein Schwert ebenfalls gereckt. Irgendwie trist sah er aus, obwohl er in kämpferischer Pose dastand, was den Eindruck vermittelte, Augen und Waffe erzählten jeweils unterschiedliche Geschichten.
    »Hat das wehgetan?«, fragte sie und fuhr mit einem Finger über das Motiv. Er zuckte zusammen, als hätte sie Nadeln an den Händen, dann beruhigte er sich wieder. Sie merkte, dass er eine Gänsehaut am Arm bekommen hatte.
    »Die da schon«, antwortete er.

23

    George saß auf dem kalten, harten Beton im Lager und lehnte sich an einige Kisten Bleichmittel. In einer Hand hielt er eine ungekühlte Flasche Wodka, die er bereits halb getrunken hatte, in der anderen seine Pistole. Vor ihm lag der Leichnam seines Partners und vielleicht auch besten Freundes Norman Coulter.
    George hörte die Bewegungen der Toten draußen. Sie kamen vor dem Eingang der Halle wie Krähen um einen Kadaver zusammen. Er rechnete nicht damit, dass sie sich allzu bald Zugang verschaffen würden, doch allein das Geräusch ihrer Anstrengungen genügte, um ihn nervös zu machen, weshalb er die Nacht nicht durchschlafen konnte. Daran hinderte ihn natürlich auch der …
    Im Leben hätte er sich nicht ausgemalt, irgendwann einmal neben Norman Totenwache zu halten. Unter solchen Umständen und mit einer Waffe. Falls überhaupt, wohl andersrum, und der Große hätte treu bis zum Schluss über seinen Leib gewacht, um feierlich eine Kugel durch seinen Kopf zu jagen, sobald er sich wieder regte. Nun war es so gekommen und ließ sich nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher