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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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konnte sich genauso wenig artikulieren wie sie. Unterbewusst hatte er erwartet, der Constable lege mehr Klasse und Würde an den Tag als sie, doch er taumelte genauso ziellos umher, grunzte und schnüffelte auf exakt die gleiche Art wie Tausende andere.
    Letztendlich ertrug George es nicht mehr. Er näherte sich dem Toten und zielte dabei auf dessen Schädel. Der Alkohol bedingte, dass er die Waffe nicht stillhielt. Er gab einen Schuss ab, feuerte ein weiteres Mal und hatten den Kopf des Großen damit sauber perforiert. Blut befleckte die aufgestapelten Pappkisten hinter ihm. Norman fiel schneller, als er aufgestanden war, und ruderte mit den Armen, als er in die Verpackungen krachte. Dann lag er wie eine aufgeschwemmte Riesenspinne ausgestreckt auf dem staubigen Boden des Lagers inmitten blutiger Kartonwände. Indes, seinem Seelenfrieden stand nichts mehr im Wege.
    George verharrte kurz im Stillen und sog den Moment auf. Sein Blick lastete auf dem Leichnam des stämmigen Cops. Er ließ den Tod sacken, und durchdringende Schwermut beengte sein Herz. Tränen wallten in ihm auf. Sein Hals schwoll an, und er verfolgte wie ein Außenstehender mit, wie die Pistole in seiner Hand zu den Lippen wanderte. In seinen Mund. Der Lauf war noch heiß und verbrannte ihn, doch er fühlte es nicht. Er war vollkommen taub. Einen Augenblick steckte die Waffe in seinem Mund, während der Finger am Abzug zitterte. George wollte sich auf sein Versprechen besinnen, aber es schien nichts mehr zu bedeuten. Nichts bedeutete mehr irgendetwas.
    Sagen Sie meiner Frau, sie hatte recht.
    Wer würde es erfahren, wen interessieren? Norman sah wahrlich nicht aus, als würde er sich noch einen Kopf darüber machen.
    Warm und bitter lag das Metall auf Georges Zunge, im Vergleich zum trockenen Geschmack des Wodkas jedoch fast wieder süßlich. Nichts sehnte er so sehr herbei wie das Ende, wohingegen ein anderer Teil von ihm – so kleinlaut er auch war – zu überleben suchte. Endlich nahm er den Arm wieder herunter, ließ die Pistole los. Sie polterte auf den harten Grund, und George fiel ebenfalls. Die Beine knickten ein, sein Herz brach. Er hob den Kopf und schaute hoch zu den Dachsparren der Halle. Seine Augen blieben ohne Tränen. Erlösung gab es keine.

24

    »Sie muss Hunger leiden. Armes, kleines Ding.« Karen fuhr dem Mädchen mit einem weiteren Hygienetuch durchs Gesicht. Mehrere benutzte lagen schon um sie herum auf dem Teppich, und Pat beäugte das getrocknete Blut an ihnen skeptisch. Er misstraute dem Kind. Mitnichten wollte er ihr etwas Böses tun, doch es bestand kein Zweifel daran, dass sie entweder an Grippe gelitten hatte oder es immer noch tat. Bloß wie sie so lange überleben konnte, war nicht nachzuvollziehen. Fraglich blieb, wie sicher sie beide sich in ihrer Anwesenheit fühlen durften.
    Pat bat Karen, mit ihm vor die Tür zu kommen, und sie folgte beinahe ängstlich, wie um ja keinen Fehler zu machen. Seine Schuldgefühle beschwichtigte er, indem er sich die gemeinsame Sache ins Gedächtnis rief. Die Notwendigkeit, eine junge Frau wie Karen zu zügeln, die sich selbst um Kopf und Kragen bringen konnte, weil sie sich spontanen Hirngespinsten hingab. Ihm wurde bewusst, dass er bereit war, sie wieder zu schlagen, falls es nicht anders ging. Natürlich nur zu ihrem Schutz.
    Wer mit der Rute spart, verzieht das Kind.
    Er schloss die Tür, nachdem er die Kleine noch einmal angelächelt hatte. Sie lächelte zurück, Unschuld strahlte warm aus ihren Augen.
    »Hat sie schon gesprochen?«, fragte er Karen, als sie ungestört waren.
    Sie verneinte atemlos und offensichtlich aufgeregt angesichts dieser neuen Situation. »Ich glaube allerdings nicht, dass sie sprechen kann, und falls doch, dann definitiv kein Englisch.«
    »Du musst vorsichtig sein, klar?«, mahnte Pat.
    »Wie meinst du das?« Sie begriff es nicht.
    Er redete leise weiter wie aus Angst, das Mädchen könne an der Tür lauschen: »Sie hatte die Grippe, und wir wissen nicht, ob es ungefährlich ist, sich in ihrer Nähe aufzuhalten.«
    »Sie ist nur ein Kind!«, entgegnete Karen rebellisch und im beschützenden Ton.
    »Ja, aber ein Kind, das dem Tod nahe genug war, um es unter Quarantäne zu stellen«, unterstrich Pat. Er zweifelte allmählich daran, dass Karen auch nur ein wenig gesunden Menschenverstand in ihrem hübschen Köpfchen hatte. Ihm war klar, dass das Kind ihrem Leben den langersehnten Zweck gab, also betrachtete sie diese ganze Chose mehr oder weniger durch die

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