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Grischa: Die Hexe von Duwa: Ein Märchen aus Rawka (German Edition)

Grischa: Die Hexe von Duwa: Ein Märchen aus Rawka (German Edition)

Titel: Grischa: Die Hexe von Duwa: Ein Märchen aus Rawka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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verstehen konnte. Bevor die Frau ging, zog sie einen kleinen Beutel aus der Tasche und schüttelte den Inhalt in Magdas Hand. Nadja reckte den Hals, aber Magda hatte die Finger schon geschlossen.
    Am nächsten Tag musste Nadja auf Magdas Geheiß Schnee schaufeln. Als sie mittags hereinkam, gab Magda ihr eine Schale Fischsuppe und scheuchte sie wieder nach draußen. Schließlich brach die Abenddämmerung an, und nachdem Nadja Salz auf den Weg gestreut hatte, wölkte der Duft von Lebkuchen über die Lichtung, würzig und köstlich, und machte sie geradezu trunken.
    Während des ganzen Abendessens wartete Nadja darauf, dass Magda den Ofen öffnete, doch die Alte stellte ihr ein Stück Zitronenkuchen vom Vortag als Nachtisch hin. Nadja zuckte mit den Schultern. Als sie nach der Sahne griff, hörte sie ein Geräusch wie ein Gurgeln. Sie sah zu Wladschek, aber der Bär schlief tief und fest und schnarchte leise.
    Dann hörte sie es wieder – ein Gurgeln, gefolgt von einem flehentlichen Gurren. Es kam aus dem Ofen.
    Nadja sprang auf und stieß dabei fast ihren Stuhl um. Sie starrte Magda entsetzt an. Aber die Hexe regte keine Miene.
    Da klopfte es an der Tür.
    »Geh in die Speisekammer, Nadja.«
    Nadja verharrte unschlüssig zwischen Tisch und Tür, dann wich sie zurück, griff unterwegs nach Wladscheks Halsband und zog den Bären mit in die Speisekammer, denn sein schlaftrunkenes Schnorcheln und sein warmes, weiches Fell waren für sie beruhigend.
    Magda öffnete die Tür. Die Frau mit dem wächsernen Gesicht blieb auf der Schwelle stehen, als traute sie sich nicht einzutreten. Magda wickelte Geschirrtücher um ihre Hände und zog die Ofentüren auf. Ein quengelnder Schrei gellte durch die Hütte. Die Frau stand auf wackeligen Beinen da und klammerte sich an den Türrahmen, dann presste sie beide Hände vor den Mund. Ihre Brust bebte heftig, Tränen strömten über ihre bleichen Wangen. Magda wickelte den strampelnden, wimmernden Säugling aus Lebkuchen in ein rotes Tuch und legte ihn in die ausgestreckten Arme der zitternden Frau.
    » Milaja «, gurrte die Frau. Süße Kleine . Sie kehrte Magda den Rücken zu und verschwand in der Nacht, ohne sich die Mühe zu machen, die Tür zu schließen.
    Am nächsten Morgen rührte Nadja ihr Frühstück nicht an. Sie stellte den Haferbrei für Wladschek auf den Fußboden, aber der Bär verschmähte den kalten Brei und Magda musste ihn auf dem Herd aufwärmen.
    Bevor Magda ihre übliche Frage stellen konnte, sagte Nadja: »Das war kein echtes Kind. Warum hat sie es mitgenommen?«
    »Es war echt genug.«
    »Und was geschieht mit ihm? Was mit der Frau?«, fragte Nadja mit panischem Unterton.
    »Irgendwann sind es nur noch Krümel«, antwortete Magda.
    »Und was dann? Backst du ihr ein neues?«
    »Bis dahin ist die Mutter längst tot. Sie hat das gleiche Fieber, an dem ihr Kind gestorben ist.«
    »Dann musst du sie heilen!«, schrie Nadja und schlug mit ihrem unbenutzten Löffel auf den Tisch.
    »Sie hat nicht darum gebeten, geheilt zu werden. Sie hat um ein Kind gebeten.«
    Nadja zog Handschuhe an und rannte auf den Hof. Zum Mittagessen kehrte sie nicht in die Hütte zurück. Sie wollte auch das Abendessen ausfallen lassen, um Magda zu zeigen, was sie von ihr und ihrer schrecklichen Zauberei hielt, doch bei Anbruch der Nacht knurrte ihr Magen, und als Magda ihr Entenbraten mit Jägersauce hinstellte, griff Nadja nach Messer und Gabel.
    »Ich möchte nach Hause«, murmelte sie, den Blick auf den Teller gesenkt.
    »Dann geh«, erwiderte Magda.
    Der frostige Winter zog sich in die Länge, aber in der kleinen Hütte brannten die Lampen immer mit goldenem Schein. Nadjas Wangen wurden rosig, ihre Kleider zu eng. Sie lernte, Magdas Salben anzurühren, ohne im Rezept nachzulesen, und einen Mandelkuchen in Form einer Krone zu backen. Sie lernte, welche Kräuter wertvoll und welche gefährlich waren, und sie lernte auch, welche Kräuter ihren Wert hatten, gerade weil sie gefährlich waren.
    Nadja wusste, dass es vieles gab, was Magda sie nicht lehrte. Sie redete sich ein, froh darüber zu sein, dass sie nichts mit Magdas verruchtem Treiben zu tun hatte, aber manchmal wurde sie von einer Neugier erfasst, ein bohrendes Gefühl wie der Hunger.
    Und dann, eines Morgens, wurde sie vom Schnabelklopfen der blinden Krähe und vom Geräusch des Schmelzwassers geweckt, das von den Dachtraufen tropfte. Die Sonne schien hell durch die Fenster. Das Tauwetter war angebrochen.
    An diesem Morgen stellte Magda

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