Grisham, John
stand Special Agent Nelson
Edward Ginyard. "Schön, dass Sie kommen konnten." Als Kyle eintrat,
kam es ihm vor, als ließe er damit seine alte Welt zurück. Die neue Welt
erfüllte ihn mit Angst.
Ginyard hatte die Anzugjacke abgelegt. In einem schwarzen Holster unter seinem
linken Arm steckte eine ziemlich große schwarze Pistole. Plant und die beiden
anderen Männer, die Kyle im "Buster's Deli" kennengelernt hatte,
starrten ihn an. Auch sie hatten ihre Jacketts abgelegt, und er konnte ihre
9-Millimeter-Berettas bestaunen. Schwer bewaffnete Männer mit finsteren
Blicken. Wahrscheinlich hätten sie den Vergewaltiger nur zu gern auf der Stelle
erschossen.
"Eine
weise Entscheidung", sagte Plant mit einem Nicken. Kyle dagegen hielt es
in diesem konfusen Augenblick eher für eine ziemlich dumme Entscheidung,
hierherzukommen.
In Zimmer 222 sah es wie in einer improvisierten Einsatzzentrale aus. Das große
Bett war in eine Ecke geschoben worden, die Vorhänge zugezogen. Zwei
Klapptische waren in den Raum gebracht worden, auf denen sich Akten, dicke
Umschläge, Notizblöcke und drei eingeschaltete Laptops befanden. Auf dem
Monitor des der Tür am nächsten stehenden Computers erblickte Kyle ein Foto von
sich selbst, das aus dem Jahrbuch seiner Highschool stammte. Central York High
School, Abschlussklasse 2001. An der Wand hinter den Klapptischen hingen große
Farbfotos von drei anderen Beta-Mitgliedern. Und am hinteren Ende, dicht vor den
Vorhängen, ein Bild von Elaine Keenan.
Die Tür zum Nachbarzimmer stand offen, und Nr. 5 trat ein. Das gleiche Holster,
die gleiche Beretta. Auch er bedachte Kyle mit einem finsteren Blick. Fünf
Männer vom FBI? Zwei Zimmer. Eine Tonne Papierkram. Dieser ganze Aufwand nur,
um mich festzunageln? Ihm wurde schwindlig. Das FBI in Aktion.
"Macht's
Ihnen was aus, die Taschen zu leeren?", fragte Ginyard, der ihm einen
kleinen Karton entgegenstreckte. "Warum?"
"Bitte."
"Sie
glauben, ich bin bewaffnet? Haben Sie Angst, ich hätte ein Messer in der Tasche
und könnte Sie angreifen?"
Nr. 5 schien das amüsant zu finden und brach das eisige Schweigen mit einem gut
gelaunten Lachen. Kyle zog seinen Schlüsselbund aus der Tasche, fuchtelte damit
vor Ginyards Nase herum und steckte ihn wieder ein.
Plant trat einen Schritt auf ihn zu. "Ich glaube, wir filzen Sie doch
besser."
"Klar."
Kyle hob die Arme. "Studenten von Yale sind ja meistens bewaffnet."
Plant durchsuchte ihn schnell und verschwand dann im Nachbarraum.
"Detective
Wright wartet in einem Zimmer auf der anderen Seite des Korridors", sagte
Ginyard.
Noch
ein Zimmer.
Kyle folgte ihm in den muffig riechenden Flur und wartete, während Ginyard
leise an die Tür von Zimmer 225 klopfte. Als geöffnet wurde, trat Kyle allein
ein.
Bennie Wright, der kein Waffenarsenal zur Schau stellte, streckte ihm die Hand
entgegen. "Detective Wright, Pittsburgh Police Department."
Ist
mir ein Vergnügen, dachte Kyle, doch er sagte nichts.
Was
habe ich hier verloren?
Wright war Ende vierzig, ein kleiner, schlanker, fast kahlköpfiger Mann. Ein
paar Strähnen schwarzen Haars waren über den Ohren zurückgekämmt. Auch seine
Augen waren schwarz, und er trug eine kleine, bis zur Mitte der Nase
hinuntergeschobene Lesebrille. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, zeigte er
auf einen Stuhl. "Warum nehmen Sie nicht Platz?"
"Was
haben Sie vor?", fragte Kyle, ohne sich von der Stelle zu rühren.
Wright ging an dem Bett vorbei und hielt vor einem weiteren Klapptisch inne.
Auf beiden Seiten stand jeweils ein billiger Metallstuhl. "Ich möchte mit
Ihnen reden", erwiderte er umgänglich, und Kyle fiel sein leichter Akzent
auf. Englisch war nicht seine Muttersprache, aber es gab so gut wie keinen
Hinweis darauf, woher er stammen könnte. Seltsam. Bei einem Bennie Wright aus
Pittsburgh erwartete man keinen fremdländischen Akzent.
Auf einem Dreifuß in einer Ecke war eine kleine Videokamera montiert, die an
einen auf dem Tisch stehenden Laptop mit 12-Zoll-Monitor angeschlossen war.
Wright
setzte sich und wies auf den anderen Stuhl. "Bitte."
"Ich
möchte, dass alles aufgezeichnet wird", sagte Kyle. Wright warf einen
Blick auf die hinter ihm stehende Kamera.
"Kein
Problem."
Langsam
ging Kyle zu dem anderen Stuhl und setzte sich. Wright krempelte die Ärmel
seines weißen Hemdes auf. Seine Krawatte war bereits gelockert. Rechts neben
Kyle stand der Laptop mit schwarzem Bildschirm auf dem Tisch. Links lag eine
dicke,
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