Grisham, John
Pennsylvania
geboren, als drittes Kind und einziger Sohn von John und Patty McAvoy. Ihre
Eltern ließen sich 1989 scheiden, als Sie sechs waren. Keiner der beiden hat
erneut geheiratet, korrekt?"
"Korrekt."
Wright hakte ein paar Punkte ab und stellte dann schnell eine Reihe von Fragen
über Familienmitglieder - Geburtsdaten, Ausbildungen, Jobs, Adressen, Hobbys,
Konfessionszugehörigkeit, sogar bezüglich ihrer politischen Orientierung. Er
stöberte in seinen Unterlagen, hakte weitere Punkte ab. Seine Informationen
stimmten ausnahmslos, bis hin zum Geburtsort und -datum von KyIes zweijährigem
Neffen aus Santa Monica.
Weitere
Papiere, weitere Fragen. Kyle spürte Anzeichen von Ermüdung. Und das waren erst
die Aufwärmübungen. "Möchten Sie etwas trinken?", fragte Wright.
"Nein."
"Ihr
Vater ist Anwalt in York?" Es war eine Feststellung, aber das Thema schien
Wright zu interessieren.
Kyle begnügte sich mit einem Nicken. Dann folgte eine Unmenge von Fragen über
seinen Vater, dessen Leben, berufliche Laufbahn, Interessen. "Ist das
wirklich wichtig?", hätte er am liebsten nach jeder vierten oder fünften
Frage gesagt, doch er hielt seine Zunge im Zaum. Wright hatte alle
Informationen. Er musste nur bestätigen, was ein anderer herausgefunden hatte.
"Ihre
Mutter ist Künstlerin?"
"Ja.
Wo liegt der Football jetzt?"
"Zehn
Meter hinter der Ausgangslinie. Was für eine Künstlerin?"
"Malerin."
Für zehn Minuten stand das Leben von Patty McAvoy auf dem Programm.
Dann war der Detective mit der Familie durch und wandte sein Interesse dem
Verdächtigen selbst zu. Ein paar simple Fragen zu seiner Kindheit, Wright ritt
nicht weiter auf den Details herum. Er weiß sowieso alles, dachte Kyle.
"Schulabschluss
mit Auszeichnung an der Central York High, Topsportler, Eagle Scout bei den
Pfadfindern. Warum haben Sie sich für die Duquesne University
entschieden?"
"Man
hat mir ein Basketball-Stipendium angeboten."
"Gab's
weitere Offerten?"
"
Ja, von kleineren Unis."
"Viel
gespielt haben Sie nicht in Duquesne."
"Im
ersten Studienjahr dreizehn Minuten. Dabei habe ich mir in der letzten Minute
des letzten Saisonspiels einen Kreuzbandriss zugezogen."
"Haben
Sie sich einer Operation unterzogen?"
"Ja,
aber das Knie war hin. Ich habe mit Basketball aufgehört und bin in eine
Studentenverbindung eingetreten."
"Zu
der kommen wir später. Hat man Ihnen angeboten, weiter für das Basketballteam
zu spielen1"
"Halbherzig.
Egal, das Knie war hin."
"Sie
haben im Hauptfach Wirtschaftswissenschaften studiert und hatten erstklassige
Noten. Was ist im zweiten Studienjahr in Spanisch passiert1 Warum hatten Sie da
keine Eins?"
"Vielleicht
hätte ich lieber Deutsch nehmen sollen."
"Eine
Zwei nach vier Jahren ist nicht übel." Wright blätterte eine Seite um und
machte sich eine Notiz. Kyle betrachtete sein Gesicht auf dem Monitor und
versuchte, sich zu entspannen.
"Beste
Noten, Engagement in etlichen Studentenorganisationen, Sieg bei der
Softballmeisterschaft der Universität, erst Sekretär, dann Vorsitzender der
Verbindung Beta. Ihre akademische Bilanz ist beeindruckend, und doch haben Sie
es geschafft, ziemlich aktiv am geselligen Leben teilzunehmen. Erzählen Sie mir
von Ihrer ersten Festnahme."
"Ich
wette, das steht alles in Ihrer Akte."
"Ihre
erste Festnahme, Mr McAvoy."
"Es
gab nur eine, keine zweite. Zumindest bis jetzt."
"Was
ist passiert?"
"Was
bei Studenten häufiger passiert. Eine laute Party, die erst endete, als die
Cops auftauchten. Ich wurde mit einer offenen Bierflasche geschnappt. Eine
lächerliche Lappalie. Wurde als minderes Delikt eingestuft. Ich bekam eine
Geldstrafe von dreihundert Dollar und sechs Monate Bewährung aufgebrummt.
Danach wurde der Eintrag aus der Akte gelöscht, und in Yale hat man nie etwas
davon erfahren."
"Hat
Ihr Vater sich um die Geschichte gekümmert?"
"Er
war beteiligt, aber ich hatte einen Rechtsbeistand aus Pittsburgh."
"Wen?"
"Eine
Anwältin namens Sylvia Marks."
"Ich
habe von ihr gehört. Hat sie sich nicht auf diese dum- men Verbindungsaktionen
spezialisiert?"
"Genau.
Und da kennt sie sich auch aus."
"Ich
dachte, es hätte noch eine zweite Festnahme gegeben."
"Nein.
Einmal haben mich die Cops auf dem Campus kon-
trolliert,
aber nicht festgenommen. Sie haben es bei einer Verwarnung belassen."
"Was
hatten Sie verbrochen?"
"Nichts."
"Was
wollten die Cops dann von Ihnen?"
"Ein
paar von den Jungs aus der Verbindung haben sich mit Flaschen
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