Grober Unfug mit Blondinen

Stufen hinunter, die vom Wohnraum in den
Schlaftrakt führen. Ich knipste das Licht an und erstarrte. Der Alptraum war
wahr geworden. Da lag er bäuchlings auf meinem Bett, das Messer noch im Rücken.
Gut fünf Sekunden stand ich da wie gelähmt und starrte auf ihn nieder. Dann
schaltete ich das Licht aus und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    »Nur
interessehalber«, sagte ich mühsam beherrscht, »was glaubte denn Ihr Bruder,
daß ich mit einer Leiche anfangen würde ?«
    »Er
glaubte gar nichts«, antwortete sie. »Er war froh, die Leiche loszuwerden, daß
er sich gar nicht überlegte, in was für einen Schlamassel er Sie da
hineinbringen würde .«
    »Wie
sind Sie überhaupt ins Haus gekommen ?«
    »Sie
hatten die Hintertür nicht abgeschlossen. Ralph war ganz verwundert darüber. Er
fand es ziemlich nachlässig für jemanden aus Ihrer Branche, das Haus ohne — «,
sie schluckte — , »kurz und gut, die Hintertür war
nicht abgeschlossen.«
    »Wo
wohnte Willie ?«
    »In
einem Apartmenthotel am Hollywood Boulevard.«
    »Glänzend.
Und wo hatte er sein Büro ?«
    »Er
hatte keines, soviel ich weiß .«
    »Er
muß hier verschwinden«, entschied ich. »Aber wohin mit ihm?«
    »Ich
fühle mit Ihnen, ehrlich .« Sie griff nach ihrem Glas
und trank. »Und ich möchte Ihnen noch einmal was sagen, wie leid es uns tut,
daß wir Ihnen solche Scherereien gemacht haben, Mr. Holman .« Sie kam um die Bar herum und machte sich auf den Weg zur Diele. »Und ich
wünsche Ihnen von Herzen Glück .«
    Ich
packte sie beim Arm und riß sie herum.
    »Sie
bleiben schön hier«, knirschte ich. »Sie werden mir helfen, Willie Schultz von
hier wegzubringen .«
    »Sie
sind verrückt«, zischte sie.
    »Von
wegen«, versetzte ich. »Sie sind die einzige Zeugin, die bestätigen kann, daß
ich ihn nicht getötet habe. Und solange ich nicht weiß, wer ihn umgebracht hat,
werden Sie mir nicht von der Seite weichen .«
    »Na
schön«, entgegnete sie eisig. »Dann warten Sie auf den Moment, wenn wir
irgendwo auf der Straße sind, unter Menschen — ich werde um Hilfe schreien, daß
Ihnen Hören und Sehen vergeht .«
    »Gut.
Ich werde dann den nächsten Polizeibeamten rufen, und Sie können ihm erklären,
wieso wir auf dem Rücksitz eine Leiche liegen haben, wo Ihr Bruder Ralph zu
finden ist, und so weiter und so fort .«
    In
den dunklen Augen sprühte es plötzlich Funken.
    »Sie
dreckiger Hund !« zischte sie. »Ich hoffe von ganzem
Herzen, daß der Mörder von Willie Schultz als nächstes Ihnen das Licht ausbläst .«
     
     
     

4
     
    Ich
parkte auf der gegenüberliegenden Straßenseite und schaltete den Motor aus.
Eine Weile geschah gar nichts. Dann stieß die Brünette neben mir einen
erstickten Laut aus und fragte: »Hier ?«
    »Warum
nicht ?« brummte ich. »Wir bringen ihn dahin zurück,
woher er gekommen ist .«
    »Sie
sind wahnsinnig .«
    »Haben
Sie einen besseren Vorschlag ?«
    »Gloria
kann doch inzwischen zu Hause sein .«
    »Es
brennt kein Licht .«
    »Vielleicht
geht sie früh zu Bett .«
    »Dann
läuten Sie doch und warten Sie ab, was passiert .«
    »Und
wenn sie zu Hause ist?«
    »Sagen
Sie ihr, Sie hätten im Wagen einen Freund sitzen, mit dem Sie sie auf Darrachs Wunsch
bekanntmachen möchten .«
    »Und
wenn niemand zu Hause ist?«
    »Dann
öffnen Sie die Wohnungstür, kommen zurück und helfen mir, Willie in die Wohnung
zu verfrachten .«
    »Und
wie, zum Teufel, soll ich die Wohnungstür öffnen ?«
    »Genauso
wie Sie meine Hintertür geöffnet haben, die ich nie unverschlossen lasse. Was
haben Sie benutzt? Einen Streifen Zelluloid?«
    »Was
sonst ?« gab sie bissig zurück.
    Ich
beugte mich an ihr vorbei vor und öffnete die Wagentür.
    »Wenn
es brenzlig wird, dann schreien Sie — und ich verschwinde wie der Blitz«, sagte
ich ermutigend.
    Zwei
Minuten später war sie zurück und steckte den Kopf durch das offene
Wagenfenster.
    »Niemand
zu Hause. Die Wohnungstür ist offen«, meldete sie. »Was wollen Sie jetzt tun?
Hier sitzen bleiben und vor Angst zittern ?«
    »Ist
jemand auf der Straße ?«
    Sie
richtete sich auf und sah sich aufmerksam um.
    »Ich
kann niemanden sehen. Die Räuber lauern wahrscheinlich alle in den Türnischen .«
    Ich
stieg aus dem Wagen und öffnete die Tür zum Fond. Zum Glück war der verstorbene
Willie Schultz ein Leichtgewicht gewesen. Ich legte mir einen seiner Arme um
die Schultern und griff ihm unter die Arme. Wenn uns wirklich jemand bemerken
sollte, würde er hoffentlich glauben, Willie wäre