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Größenwahn

Größenwahn

Titel: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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niedersinkst.
    CATILINA. Und was heischest Du so drohend?
    CÄSAR. Wage keinen Schritt, der den inneren Bestand des Römerstaats gefährdet! Wohl kenn' ich Deine Verbrüderung mit Etruskern und Samniten. Man faselt von Autonomie der Provinzen, von einer Auflösung in selbstständige Communen, von einem Republiken-Bündel. Hochverrath an der Majestät der Res Publica, der Civitas Romana! Die Demokratie mag siegen, aber nimmer die Anarchie . Eher sterb ich auf den Ruinen des Capitols, ich, Caius Julius Cäsar!
    CATILINA
für sich.
Was werd ich verlieren? Raum. Und gewinnen? Zeit.
Laut.
Deine Bedingungen?
    CÄSAR. Du setzest mich stets in Kenntniß von allen Beschlüssen Deines Bundes. Du verbürgst mir schriftlich Deinen Einfluß für das nächste künftige Consulat, das mir gehört. Und nur ein Catilinarier darf diesmal siegen, Du oder Marc Anton. – Nicht? Wohlan, am Wahltag sehen wir uns wieder.
    CATILINA. Es sei. Ich verbürge Dir's.
Ironisch.
Wie lange gilt der Vertrag?
    CÄSAR
trocken.
Bis die Umstände Dir erlauben ihn zu brechen.
    CATILINA. O mein Cäsar, Du kennst meine schwache Seite. Wenn ich bedenke, daß dieser theure Pompeius und die Cäsareaner seines Schwiegersohns sich binnen weniger Monde gegenseitig die Hälse brechen, dann träufeln mir Thränen einer gewissen Rührung hernieder. Lebwohl! Deine Bekanntschaft war mir angenehm.
    CÄSAR. Lebwohl! Besuche mich bald wieder!
Catilina ab.
Er irrt sich in mir. Siegt er, wird er vollenden? Er wird nicht. Nicht Zwei ja schufen die Unsterblichen zum selben Werk. Drum, Catilina, falle!
     
    Boudoir der Fulvia. – Fulvia am Fenster, hinausspähend. Clodius steht hinter ihr.
     
    FULVIA. Eine Schwüle vor'm Gewitter! Alles still. Nur vom Marsfeld her dröhnt das Gewoge der Massen heran, die am Damm der Gesetze rütteln. Die Kugeln, die in die Wahl-Urne rollen, sind heut die ehernen Würfel des Schicksals. Horch, vom Ida donnert der siegspendende Zeus! Ach, das sind ja Märchen.
Dreht sich brüsque um.
Was bedeutet das, mein Schöner? Du willst nicht?
    CLODIUS. Auf Ehre, nein.
    FULVIA. Warum nicht? Bist Du schlecht bezahlt?
    CLODIUS. Ich verachte schnöde Gewinnsucht. Meine Ehre –
    FULVIA. Was hast Du mit der Ehre zu schaffen! Hilf dem Catilina!
    CLODIUS. Mein sittliches Gefühl verbietet's
Für sich.
und Cäsar.
    FULVIA. Ei still! Du, der Todfeind Cicero's –
    CLODIUS. Nein, nein, Catilina ist das Verderben. Eine Götterstimme sprach zu mir
Für sich.
und Cäsar.
Laut.
Doch auch Cicero – ich verschmähe seine Silberlinge. Nie vermöchte er mich zu kaufen!
    FULVIA. Weil er kein Geld hat! Ich glaube Dir, edler Patriot. – Bist Dir also selbst eine Partei?
    CLODIUS. So ist's. Ich bin mir selbst eine Partei, allein
Für sich.
mit Cäsar.
Sieht hinaus.
Wird eine heiße Arbeit, viel Blut. Auf hundert Mann Todte und Verwundete muß ich rechnen.
    FULVIA. Auf der Verlust-Nechnung für Schmerzensgelder wohl das Doppelte!
    CLODIUS. Tief schmerzet mich Dein Mißtraun. Ich liefre nur solide Waare.
Ruft hinaus.
He, Sulla!
    SULLA
draußen.
He, Pulcher! Erwünscht! Bin im Augenblick oben!
    FULVIA. Man erstürmt schon die Häuser, wie es scheint.
Sulla tritt auf.
Wie, Cornelius Sulla? Ich empfange nie am Morgen.
    SULLA. Nie hätte ich gewagt, Allerschönste – aber dieser Tag bricht alle Schranken. Man ist außer sich. Die Gracchen steigen aus ihren Gräbern, die Welt geht unter und ich bin Wahlbeamter! – Du, Clodius, was ich sagen wollte, der Julier hat uns, dem Jungen Rom, uns von der guten Gesellschaft, eingeschärft, gegen den Sergier zu stimmen. Natürlich, wir stimmen alle mit Cäsar. Ich wette ja immer auf Cäsar's Pferde.
    FULVIA. O gesinnungstüchtige Wähler! O Curtiusse, begeistert stürzend in den Schlund – der Geldsäckel!
    CLODIUS. An die Arbeit! Ich werde für das Vaterland aus allen möglichen Wunden bluten – und's ihm gehörig auf die Rechnung kerben. Haha!
Clodius und Sulla ab.
    FULVIA
schaut hinaus.
Was seh ich? Catilina selbst – wie, er betritt mein Haus! Er kommt hierher? Ich verstehe. Er mißtraut mir und will mich nahe im Auge behalten.
    CATILINA
mit Sempronia und Cethegus tritt auf, in weißer Toga, aber behelmt.
Verzeih uns, liebe Fulvia, wenn wir die traute Bundesschwester stören. Die Lage Deines Pallastes, so nah an den Comitieen, zwingt uns, unser Zelt hier aufzuschlagen. Es trägt ein rothes Banner, dies Zelt, was ja nach alter Römersitte eine bevorstehende Schlacht verkündet.
    FULVIA. Um so mehr Ehre für Deine treue Clientin,

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