Groheim - Stadt der Magier (Fantasy-Roman) (German Edition)
materiell.“
Er log, denn es war genau seine Absicht, dass die Kuppel zusammenbrach. Er würde die Vanthara-Steine für seine Pläne benutzen. Wenn sein Bruder nicht wollte, dass er durch die Ortoh‘kar an die Macht kam, dann würde er eben seine Position anderweitig verbessern. Meister Telemaeus Pe Koril würde sich noch wundern, wie ihm geschah. Bald würde in Furtolthara ein anderer Wind wehen.
Ishfashir würde endlich die Macht besitzen, die ihm gebührte, zudem würde man ihn als Held feiern. Der Sieg war ihm bereits sicher.
„Gut“, nickte der Dieb und wollte sich abwenden, als Ishfashir blitzschnell einen Dolch zog und ihn dem Dieb in den Nacken rammte. Er wollte keine Zeugen!
Ishfashir hatte exakt in die Wirbelsäule getroffen. Der Dieb stand wie erstarrt da und sackte zusammen, wobei Ishfashir den Dolch losließ. Ohne einen Laut von sich zu geben, starb Frar.
Ishfashir hielt dem Toten die Hand vor den Mund und prüfte, ob er Atem spürte. Um sicherzugehen nahm er den Dolch, den Frar selbst bei sich trug, und schnitt ihm damit noch die Kehle durch, wobei er Acht gab nicht von dem Blutschwall berührt zu werden, der aus dem Toten sickerte. Ishfashir nahm ihm den Goldbeutel ab, den er ihm gerade gegeben hatte, und stellte zu seiner Freude fest, dass der Dieb einen Großteil des Vorschusses noch in seiner Börse mit sich führte.
Er wandte sich ab und begann wieder auf verschlungenen Pfaden zu seinem Arbeitszimmer zurückzugelangen. Es gab noch so viel zu tun.
In seinem Büro angekommen, stellte er die kleine Kiste auf seinen Schreibtisch und öffnete sie. Er hatte es den ganzen Weg zurück bereits gespürt, aber nun, da das Kästchen offen war, war das Gefühl der Macht überdeutlich. Das waren wahrlich jene mächtigen Vanthara-Steine aus den Bergwerken im Hraga-Gebirge, tief im ewigen Eis. Sie waren zylindrisch geschliffen, sechs an der Zahl. Jeder war in der Lage, den Vanthara-Stein, der den Schild der Stadt aufrechterhielt, für Wochen zu erneuern. Die Steine leuchteten so hell, dass es fast schmerzte sie lange anzusehen. Er strich mit den Fingern darüber und fragte sich, wie die Magier verhinderten, dass einer der jüngeren Zauberer an einen von ihnen kam. Mit so einem Vanthara-Stein hätte ein geschickter Magier seine Alleinherrschaft schon vor so langer Zeit sichern können. Doch Ishfashir würde der Erste sein und das Volk würde ihm dafür sogar zujubeln. Dafür würde er Sorge tragen.
Er verschloss das Kästchen wieder und fuhr mit der Hand über einen großen Stein in der Mauer hinter seinem Schreibtisch. Ein verschlungenes Symbol glühte kurz auf und dann wurde der Stein durchscheinend. Ein mächtiger Illusionszauber verbarg dahinter ein Fach vor allzu neugierigen Blicken. Er packte die Kiste dort hinein und ließ den Stein wieder undurchsichtig werden.
Anschließend verließ er sein Büro und ging die langen breiten Treppen des Fog‘wa-Hauptquartiers entlang. Seine Männer sorgten für die innere und äußere Sicherheit Furtoltharas, weswegen es nie wirklich still war in diesen Hallen. Immer unterhielten sich Soldaten, zogen los auf Patrouille oder kamen von einer zurück.
Er schlenderte langsamen Schrittes zum Hafen hinab, wobei er sich sorgsam eine dunkle Kutte übergeworfen hatte, um nicht von weitem bereits aufzufallen. Er mochte es nicht erkannt zu werden, manche würden es als Paranoia bezeichnen, andere als gebotene Vorsicht, da er vermutete, dass sein Bruder ihn von Zeit zu Zeit beschatten ließ.
Er erreichte, ohne jemanden zu treffen, den Hafen. Die Straßen waren recht leer in diesen frühen Stunden, die Kneipenzecher waren bereits nach Hause gegangen, die Händler, die früh auszogen, um die Läden zu beliefern, waren noch nicht unterwegs. Hier im Hafen herrschte ungewohnte Stille. Er hatte hier eine Wohnung, von der aus man den Hafen überblicken konnte.
In Gedanken über seinen Plan versunken, schlenderte er die Straße entlang.
„Oberster Shan Kefakr? Seid Ihr es?“, fragte eine Stimme nicht weit von ihm. Er blickte sich um und entdeckte einen niederen Wachmann, der unter seinem Kettenhemd das typische dunkelgrüne Gewand der Stadtwache trug. Auf dem Kopf hatte er einen Helm mit Nasenschutz und an der Seite eine der gebogenen Klingen, wie sie bei der Wache üblicherweise verwendet wurden.
„Ja, das bin ich, Wache ...?“, erwiderte Ishfashir.
„Tulman, Ihr habt mir vor vier Jahren höchstselbst den Eid abgenommen, als ich volles Mitglied der
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