Groheim - Stadt der Magier (German Edition)
Hoch im ewigen Eis, tief im Norden, wo der Schnee niemals taut. In meinem Traum sah ich, dass es dort Menschen mit blauer Haut gibt. Vielleicht wegen der Kälte, doch ich will erst einmal nach Emgad, denn dort soll es auch solche Menschen geben. Vielleicht weiß dort jemand, wie man nach Furtolthara kommt. Ich stelle es euch frei, ob ihr mitkommen wollt oder nicht. Ob Gewinn für uns dabei ist, ist unsicher. Doch was immer als Gewinn herumkommt, wird fair verteilt. Wer hier bleibt, darf gerne erneut anheuern, wenn wir zurückkehren. Ich werde es niemandem übelnehmen“, beendete Grogarda seine Ansprache. Bis auf das Prasseln des Feuers herrschte einen Moment völlige Stille im Raum. Ein Holzscheit knackte laut.
„Ich werde dich auf jeden Fall begleiten“, erklärte Trojus. „Ich denke, der Wille des Göttervaters wurde uns hier mit einem großen Ruder um die Ohren gehauen, wir sollten ihm Folge leisten.“
Gemurmel hob an und mehr und mehr Männer erhoben sich.
Nach einer Weile schien jeder im Raum zu stehen.
„Ich denke“, erhob Einar seine Stimme, „dass ich für alle spreche, wenn ich sage: Wir kommen mit!“
Bei der ersten Flut am nächsten Morgen liefen sie aus dem Hafen von Groheim aus. Grogarda wusste, dass bald der strenge Winter des Nordens hereinbrechen würde und er wollte dann nicht in Emgad festsitzen. Deswegen hatte er den schnellstmöglichen Aufbruch befohlen.
Der Wind stand günstig, so dass sie nicht zu rudern brauchten, sondern nur mit Hilfe des Großsegels fahren konnten.
Ihre Familien standen am Ufer und winkten, Telsa hatte die kleine Nantie auf dem Arm. Wybren Branbar hatte rote Augen, wollte aber nicht zugeben, dass er weinte. Er hatte, als Grogarda ihn auf dem Weg zum Hafen gefragt hatte, gemeint, er hätte noch nie einen der Männer des Dorfes weinen sehen.
Filius stand mit den anderen an Deck. Stug hatte ihnen einige Kräuter mitgegeben, die er in heißes Wasser tunken und dann trinken sollte. Mehr könne Stug sowieso nicht tun, nur sollte Filius vorerst keine schwere Arbeit auf dem Schiff verrichten.
*
Sie hielten sich an Irogas Karte und die nächsten Tage verliefen ereignislos.
Hin und wieder sahen sie einmal ein Fischerboot in der Nähe des Ufers, doch nach einigen Tagen war am Ufer nur noch wilder Wald zu sehen, ohne Zeichen von Besiedlung.
Sie hatten inzwischen sogar Bargards Schmieden hinter sich gelassen. Man hatte den aufsteigenden Rauch die ganze Zeit gut sehen können.
Bald begann es, extrem kalt zu werden, und nachts bildeten sich kleine Eisschichten auf dem Schiff.
Sie hatten alle Mühe, die Taue eisfrei zu halten, denn wenn sie abends zu nass waren, froren sie in der Nacht durch und konnten brechen, wenn man sie zu stark belastete.
„Was denkst du, was uns dort erwartet?“, fragte irgendwann einmal Trojus Grogarda, während dieser gerade überprüfte, wo sie ungefähr waren. Er hatte die Karte vor sich auf einer großen Kiste unter Deck ausgebreitet und verglich sie dabei mit anderen Abschnittskarten diese Umgebung, die er noch hatte.
„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht“, erwiderte dieser. Er hatte immer wieder Träume und manche unterschieden sich inzwischen in ihrem Inhalt, wobei Dinge wie ein Kampf gegen eine Bestie immer wiederkehrten, auch die seltsame Stadt. Doch so sehr er versuchte, sich die wechselnden Elemente seiner Träume zu merken, so sehr schienen sie sich bei genauem Konzentrieren in Rauch aufzulösen. Er fühlte sich, als versuche er Nebel in eine Flasche zu füllen.
„Ich denke, es wird sich lohnen“, fügte er auf Trojus‘ fragenden Blick hinzu. „Ich würde nicht euer und mein Leben riskieren, wenn ich nicht der Meinung wäre, dass es das Ziel wert ist.“
Trojus nickte. „Das ist mir klar, der Göttervater wird dir nicht umsonst solch eine Botschaft schicken. Aber es wird kälter und bald müssen wir darüber nachdenken, in den Nächten an Land zu gehen, um größere Feuer zu entzünden. Die kleinen in der Feuerstelle an Bord reichen kaum, um die Kälte der Nacht zu vertreiben. Das macht die Leute unzufrieden“, erklärte Trojus. Grogarda wusste, wie Trojus die Kritik meinte. Seine Männer würden nicht meutern, nicht allzu bald, nicht wegen etwas Kälte. Aber er war immer froh, wenn Trojus ihn über die Moral unterrichtete.
„Ist gut, ich denke, wir werden bald da sein“, erklärte Grogarda und zeigte Trojus ihre ungefähre Position auf der Karte. „Ab da ist es nicht mehr allzu weit ... und bis dahin
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