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Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 1 (German Edition)

Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 1 (German Edition)

Titel: Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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siegen, und ich werde Malin gewinnen. Ich werde eine Brücke bauen!«
    »Spinnst du?«, stotterte Kobbi und riss, so fest er nur konnte, seinen Arm zurück, aber wie zuvor vergeblich. »Ich gehe doch nicht mitten in der Nacht in ein Hünengrab und begehe Leichenfledderei!«
    »Es ist schon lange her …«
    »Es ist Schändung! Ruchloser Diebstahl! Und hast du noch nie von den Grabwächtern gehört, die genau solche abscheulichen Taten verhindern?«
    »Deine Augen sind besser als meine. Gemeinsam können wir es schaffen. Die Grabwächter fürchte ich nicht.«
    »Warum hast du den Dolch dann nicht schon längst geholt?«, schnaubte der Bogin und duckte sich rechtzeitig, denn er hatte schon geahnt, dass Garth ihn dafür schlagen würde.
    Kobbi hielt sich für nicht besonders mutig. Aber Garth war es noch viel weniger. Zum Helden taugte der ganz und gar nicht. Kein Wunder, dass es ihn umtrieb, dass Jarod ihn verachtete und Malin ihn nicht wahrnahm. Kobbi war hin- und hergerissen zwischen Mitleid, Zorn und Verachtung. Was ging ihn das alles überhaupt an? Er war ein Halbling, Garth ein Mensch, und fertig! Sie hatten nichts gemein, außer dass Bogins den Menschen dienten, so wie Kobbi Magister Brady.
    Himmel, sein Herr! Wie mochte es ihm inzwischen ergehen? Und wenn er erst herausfand, dass Kobbi ohne sein Wissen das Gasthaus verlassen hatte! Am Ende brauchte er seine Hilfe, und er war nicht da!
    »Hör endlich auf!«, schnarrte Garth, während er den Bogin hinter sich her in den finsteren Wald hineinzog. Hoffentlich fand er den Weg auch blind, ansonsten waren sie rettungslos verloren. Kobbi besaß überhaupt keinen Orientierungssinn, da er die ihm vertraute Stätte normalerweise nie verließ. »Selbst deine Gedanken sind so laut, die bringen noch jeden Troll in der Umgebung auf unsere Spur!«
    »Trolle?« Kobbi kreischte beinahe. Es war tiefste Nacht, also genau die Zeit, in der Trolle auf die Jagd gingen. Friedensvertrag hin oder her, wer sich in ihr Revier verirrte, wurde verspeist, da kannten sie nichts. Und sie verschmähten auch einen Happen Bogin nicht als Vorspeise. »Kehr sofort um! Keinen Schritt geh ich mehr weiter. Du bist ja wahnsinnig! Wieso willst du deinen Heldenmut mir gegenüber beweisen? Hol doch Malin zu diesem Abenteuer, dann kann sie dich bewundern! Ist es nicht das, was du willst?«
    »Du zeterst wie ein Waschweib, dem man die Wäsche gestohlen hat.«
    »Und du hast bald keine Zähne mehr, da ist ein Baum! «
    Garth bremste gerade noch ab und stieß einen Fluch aus.
    So kämpften sie sich mühsam durch den Wald. Kobbi warnte Garth vor Hindernissen, und Garth verließ sich auf seine Erinnerung daran, wo das Hünengrab sein musste, weil er angeblich schon so oft dort gewesen war. Aber nie hineingegangen.
    Kobbi hatte nicht daran geglaubt, aber plötzlich standen sie davor. Weiße, flach gehauene Steine, die mit der Spitze nach oben aufrecht in den Boden versenkt worden waren, darüber lagen Decksteine. Das konnte keine leichte Arbeit gewesen sein, wog doch jeder einzelne Stein sicherlich mehr als drei gemästete Ochsen. Ein merkwürdiges Schimmern ging von dem Grab aus, und Kobbi musste schlucken. An diesem Ort war etwas Besonderes, das musste er zugeben. Wer auch immer hier begraben lag, war von großer Bedeutung gewesen, die Erinnerung an ihn hielt sich immer noch wie ein feiner Dunst in der Luft. Kobbi nahm an, dass es ein Elb gewesen war, wenn die Unsterblichen schon diese Stätte aufsuchten. Ritter … nein, die gab es nicht. Kobbi kannte die Gerüchte und Märchen, aber sie waren eben nicht mehr als das.
    Und jetzt begriff er auch, wieso Garth nie in die Stätte hineingegangen war.
    Er passte einfach nicht hindurch.
    Es gab zwar einen Eingang, aber der war viel zu niedrig und zu schmal für einen ausgewachsenen Menschen. Den konnte höchstens ein Kind passieren, oder … ein Bogin. Kobbi seufzte.
    »Ich gehe da nicht rein«, erklärte er rundheraus. »Ich entweihe diese Stätte nicht. Und ich begehe keinen Diebstahl. Ganz abgesehen davon, dass ich viel zu viel Angst vor dem Grabwächter habe und am Leben hänge. Und dass dein Liebeskummer mich nicht das Geringste angeht.«
    Garth hörte sich jedes einzelne Wort ganz in Ruhe an, nickte dazu und murmelte etwas, das verständnisvoll klang. Dann packte er den Halbling an Kragen und Hosenboden, hob ihn mühelos an und stopfte ihn kurzerhand durch die Lücke ins Innere des Grabes.
    »Ich lasse dich wieder raus, wenn du den Dolch hast«, erklärte er

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