Große Liebe Desiree
Kopf. »Ich bin der Bordfriseur, Madam, aber lassen Sie sich davon nicht abschrecken. Ich rasiere die ganze Kompanie einmal in der Woche, wenn sie es wollen, und kümmere mich um die Perücken der Militärs, soweit sie noch welche tragen. Aber bevor ich zur See fuhr, habe ich Damen frisiert, feine Damen in London, und es wäre mir eine Ehre, wenn ich das gleiche für Sie tun dürfte.«
Verlegen strich Désirée über ihr Haar. Sie hatte es wie gewohnt zu einem lockeren Knoten aufgesteckt, nichts Besonderes, in dieser Hinsicht wäre ein kleiner Tip von Harcourt nicht verkehrt gewesen. Sie trat beiseite, und Tomkins schob sich herein. Er bedeutete Désirée, sich zu setzen. Dann stellte er die Kiste auf den Tisch, klappte den Deckel auf, in dem sich ein Spiegel befand, und arrangierte sorgfältig ein Sortiment von Kämmen, Bürsten und Haarnadeln.
»Sie haben schöne Locken, Madam«, sagte Tomkins wohlgefällig, während er mit einer Bürste durch ihr Haar fuhr. »Wie Seide, ich schwöre es Ihnen, ein reines Vergnügen für mich. Sie ahnen ja nicht, wie lange es her ist, daß ich den Kopf einer Lady frisiert habe.«
»Und ich habe mich noch nie von einem Mann frisieren lassen«, bekannte Désirée. »In Providence machen das die meisten Damen allein, außer sie sind sehr alt oder sehr reich oder ganz einfach faul.«
»Nun, in London würde keine Lady, die auf sich hält, daran denken, so etwas zu tun.« Tomkins legte konzentriert die Stirn in Falten. »Und wenn Sie weiterhin in Gesellschaft von Kapitän Lord John Herendon sein werden, Madam, wollen Sie sicher mit der Mode gehen.«
Obwohl Désirée wußte, daß es falsch war, über Jack zu reden - und noch dazu mit dem Schiffsfriseur -, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen, ein oder zwei Fragen zu stellen. »Ist er ein begehrter Mann in London?«
»O ja, wieso sollte er nicht? Er hat einen hohen Titel, er verdreht den Ladies den Kopf, wo er auch hinkommt, er hat Empfehlungen so lang wie sein Arm und ein Schwert mit einer Widmung vom Lord Mayor für seine Taten mit der Aurora. Ein echter Held, jawohl. Und Prisengelder, ha!« Tomkins machte eine Pause, um die Augen zur Decke zu verdrehen. »Zählen Sie seinen Verdienst als Kapitän zu dem, was er von der alten Marquise geerbt hat, und es gibt eine schöne Summe. Eine ganz schöne Summe.«
»Er sagte mir, er habe kein Vermögen.«
»Dann war er nur bescheiden, Madam«, sagte Tomkins überzeugt. »Weil er ein jüngerer Sohn ist, bekommt er nicht das Haus und nicht das Land, nur das Gold. Aber sehen Sie sich um auf der Aurora, Madam. All das Vergoldete und das Messing, all diese Möbel hier und sogar die Männer im Ruderboot mit ihren beschrifteten Mützen und eleganten Uniformen - all das kommt aus der Tasche vom Käpt’n, und es ist nicht billig. Diese Kriege mit Frankreich sind wie eine Goldmine für kühne Kapitäne wie ihn.«
»Hat er mit vielen anderen Schiffen gekämpft?« Obwohl sie mit dem Kopf in Tomkins Griff die Kanonen nicht sehen konnte, stellte Désirée sie sich vor, wie die Mannschaft sich in der Hitze des Gefechtes mit ihnen abmühte.
»Er ist wie ein Tiger, Madam, anders kann man es nicht sagen«, erklärte Tomkins. »Ein Gentleman wie er, das kann man kaum glauben. Aber geben Sie ihm ein Entermesser in die Hand, und er ist der leibhaftige Schrecken, gierig nach Blut und Ehre. Wenn jetzt Ihr Yankees auf die Seite von Old John Bull in den Krieg eintretet und gegen die Jakobiner kämpft, wie der Käpt’n das gern hätte, was für ein großartiges Kommando wären wir dann, wir würden ihnen den Kopf abreißen.«
Ein Tiger in der Schlacht, gierig nach Blut und Ehre. Nein, so konnte Désirée sich Jack nicht vorstellen, und sie bedauerte es jetzt, so neugierig gewesen zu sein. Sie sollte eigentlich nicht überrascht sein von dem, was sie erfahren hatte. Egal, wie sehr sie wünschte, es wäre anders, der Krieg war sein Geschäft, und er wäre in seinem Alter noch nicht so hoch aufgestiegen, wenn er nicht gut wäre.
Schlimmer war es zu hören, daß er Amerika gern im Krieg mit Frankreich sehen würde. Genau das hoffte sie ja zu verhindern. Traurig stellte sie fest, daß sie und Jack einmal mehr auf verschiedenen Seiten standen.
Was, so fragte sie sich, würde er tun, wenn er herausfand, daß sie Obadiahs Mission bei Monteil vollenden wollte?
Wenn sie noch ein bißchen Verstand hatte, würde sie dieses dumme Essen vergessen und ihnen beiden ein so unbehagliches Mahl ersparen.
»Schauen Sie,
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