Große Tiere
Schwartz’ Arm durchzubrechen wie ein Zündholz, rutschte Mrs. Kingsburys verchromte Pistole aus der Hand des Einbrechers und segelte über den Graben hinweg. Die Waffe landete in einem Haufen welken Laubs am Fuß des Feigenbaums, wo sie von einem trägen Pavian mit leuchtendrotem Hintern aufgehoben wurde. Bud Schwartz achtete nicht darauf, da Pedro Luz ihn zu Boden schleuderte, sich auf seinen Hals kniete und versuchte, ihm den Schädel abzudrehen. Unterdessen durchsuchte der andere Mann Bud Schwartz’ Hosentasche in der Hoffnung, die Wagenschlüssel zu finden.
Bud Schwartz wollte um Hilfe rufen. Pedro Luz preßte eine große feuchte Hand auf seinen Mund. In diesem Moment entdeckte Bud Schwartz den mit einem Verband versehenen Stummel des rechten Zeigefingers und gelangte in seinem sterbenden sauerstoffarmen Bewußtsein zu der Schlußfolgerung, daß dies derselbe Kerl war, der Molly McNamara mißhandelt hatte. Der Einbrecher entschied, im aufkommenden grauen Dämmerlicht hinter seinen Augen, daß die Schmach, ausgeraubt und tot in einem Affenpark aufgefunden zu werden, durch eine letzte tollkühne Tat aufgewogen werden konnte, wie zum Beispiel Verstümmelung eines mordlustigen Steroid-Freaks – was Bud Schwartz versuchte, indem er Pedro Luz’ Hand in seinen Mund sog und mit unbekümmerter Heftigkeit darauf biß.
Das Schmerzgeheul von Pedro Luz erweckte die Affenkolonie zum Leben, und ein höllischer Chorgesang deckte die drei Männer zu, während sie kämpften. Ein Pistolenschuß fiel, und die Paviane verteilten sich bis in die höchsten Äste des würdevollen alten Baums.
Pedro Luz rollte sich von Bud Schwartz herunter und tastete mit seiner blutenden Pranke nach dem Colt. Er steckte noch in seinem Hosenbund. Nur zwei Dinge hielten ihn davon ab, den Einbrecher zu erschießen: der Anblick von fünfzig schnatternden Kindern, die über den Affenweg auf ihn zukamen, und der Anblick von Churrito, der mit einem weintraubengroßen Loch unter dem linken Auge tot dalag.
Pedro Luz kämpfte sich auf die Füße, stieg über den Körper hinweg und rannte los. Bud Schwartz tat dasselbe – um einiges langsamer und in der entgegengesetzten Richtung -, aber nicht ohne vorher das Gesicht des toten Nicaraguaners zu betrachten. Dem spöttischen Ausdruck Churritos nach zu urteilen, wußte er genau, was mit ihm passiert war.
Nun befand sich der Killer in halber Höhe des Feigenbaums, bellend und kreischend und die Äste schüttelnd. Mrs. Kingsburys Pistole funkelte harmlos in der trüben Brühe im Schutzgraben, in den der erschreckte Pavian sie hatte hineinfallen lassen.
Der in Bud Schwartz’ Kopf zurückströmende Sauerstoff setzte die erschreckende Überlegung in Gang, daß der Affe mit dem verdammten Ding vielleicht richtig gezielt hatte. Vielleicht hatte er so etwas sogar schon mal früher versucht. In Miami waren schon seltsamere Dinge passiert.
Bud Schwartz riß dem Toten die Schlüssel des Cutlass aus der Hand und trabte davon, während Miss Juanita Pedrosas Kindergartengruppe auf den Platz strömte.
23
Francis X. Kingsbury befand sich auf dem dreizehnten Grün des Ocean Reef Club, als Charles Chelsea ihn erreichte und das Problem meldete.
»Heilige Scheiße«, sagte Kingsbury, als Jake Harp gerade im Begriff war zu putten. »Wenn es nicht das eine ist, dann ist es – zur Hölle, regeln Sie das, Charlie. Bezahle ich Sie nicht dafür, solchen Mist in Ordnung zu bringen?«
Jake Harp verzog den Putt nach rechts. Er blickte mit steinerner Miene auf und sagte. »Vielen herzlichen Dank Ihnen beiden.«
»Tut mir leid«, sagte Chelsea. »Wir haben einen Notfall.«
Kingsbury sagte: »Falls Sie gleich anfangen zu heulen, Jake, vergessen Sie’s. Machen Sie einen neuen Putt. Und Sie, Charlie, was faseln Sie von einem Notfall? Das ist doch gar nichts, höchstens ein kleiner Schabernack.«
Charles Chelsea war nicht seiner Ansicht. »Jeder Fernsehsender in Süd-Florida hat ein Exemplar bekommen, Mr. Kingsbury. Desgleichen der Herald und die New York Times. Ich rechne damit, daß unser Telefon den ganzen Tag nicht stillsteht.«
Er folgte Kingsbury und Jake Harp zum vierzehnten Abschlag. »Ich halte es für ernst, weil schon in knapp einer Woche unser großes Sommerfest steigen soll.« Es war für den 6. August angesetzt, den Tag, an dem Kingsbury die Ankunft des angeblich fünfmillionsten Besuchers im Wunderland der Abenteuer vorgesehen hatte. Der Termin war aufgrund des Unfalls mit dem Waltransporter verlegt worden,
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