Große Tiere
William Bennett Koocher, war ein bekannter Zoologe, der das Projekt zur Erhaltung vom Aussterben bedrohter Tierarten im Wunderland leitete. Dr. Koocher kam vor zwei Wochen bei einem tragischen Unfall ums Leben, als er im Freilufttank des Mörderwals ertrank. Untersuchungen zur Klärung dieses Vorfalls sind zur Stunde noch im Gange.
Charles Chelsea, Chef der Presseabteilung, sagte, das Angebot an Mrs. Koocher »sei ein Zeichen unserer Trauer und Anteilnahme am vorzeitigen Tod ihres Mannes«.
Chelsea fügte hinzu: »Will war die Seele unseres Projekts zur Erhaltung bedrohter Tierarten, und seine enormen Bemühungen zur Rettung der blauzüngigen Mangowühlmaus haben ihm international ein hohes Ansehen verschafft.«
In einer Erklärung, die am Sonntagmorgen veröffentlicht wurde, sagte Francis X. Kingsbury, Gründer und Direktor des Wunderlands der Abenteuer, daß Dr. Will Koochers Tod »für uns alle im Park eine große Tragödie war. Wir haben Will geliebt und bewundert, und er gehörte genauso zu unserer großen Familie wie Robbie Raccoon oder Petey Possum«.
Das Angebot von 2,8 Millionen Dollar Schadenersatz sei nicht nur »eine Geste des Mitgefühls, sondern auch einer gewissen Fairneß«, fügte Mr. Kingsbury hinzu. »Falls Dr. Koochers Familie damit nicht zufrieden sein sollte, wären wir sicherlich bereit, die Summe zu erhöhen.«
Joe Winder überflog die Erklärung noch einmal, setzte vor »zufrieden« das Wort »vollkommen« ein und schob den Bogen Papier in das Telefaxgerät. Er dachte daran, Nina noch einmal anzurufen, entschied jedoch, daß es keinen Sinn hatte; die Frau suchte verzweifelt nach einem anderen männlichen Partner. Wie sonst konnte man ihre irrationale Begeisterung für eine körperlose männliche Stimme deuten?
Außerdem hatte Joe jetzt Carrie – oder sie hatte ihn. Die Rollenverteilung und das Arrangement dieser Beziehung müßten noch genauer ausgelotet werden.
Winder war in der Stimmung für akustische Gitarre, daher legte er eine Kassette mit Neil Young ein und machte sich vier Rühreier und zwei Scheiben Toast mit Mandarinenmarmelade. Als er aus dem Fenster sah, entdeckte er einen Abschleppwagen, der schief am Rand des Feldwegs parkte. Den Fahrer sah er nirgendwo.
Die Dusche war schon einige Zeit aufgedreht. Winder öffnete die Tür einen Spaltbreit und sah Skink in fetaler Haltung schlafend in der Kabine liegen, während kaltes Wasser auf seinen Regenanzug prasselte. Winder beschloß, ihn nicht zu wecken.
Plötzlich hörte er einen Knall wie von einer Fehlzündung, und ein Loch von der Größe eines Fünfcentstücks erschien in der Kachel etwa fünfzehn Zentimeter über Skinks Gesicht. Dann ertönte ein weiterer Knall, und das zweite Loch erschien.
Joe Winder stieß einen Schrei aus und hechtete durch die Türöffnung nach draußen.
In gewisser Weise war Carrie Lanier froh, daß das Wunderland geschlossen war. So hatte sie einen weiteren Tag, um ihr Lied zu üben, das noch etwas unsicher klang, und ein neues Kostüm für die Prinzessin Goldene Sonne zu entwerfen.
Während sie zum Festland zurückfuhr, konnte sie es kaum erwarten, Joe von den Fernsehübertragungswagen und den Hubschraubern am Haupttor des Parks zu erzählen. Ein Reporter von Channel 10 war zu ihrem Wagen gekommen und hatte ihr ein Mikrophon unter die Nase gehalten und sie gefragt, ob sie irgendwelche Schlangen gesehen habe. Schnell hatte Carrie sich eine Geschichte von einer ungeheuren Herde – sie wußte nicht, ob dies die richtige Bezeichnung war – einfallen lassen, die in der Nähe von Carysfort über die 905 gekrochen sei. Der Mann von Channel 10 hatte seinem Kamerateam ein Zeichen gegeben und war zum Wagen rübergesprintet.
Carrie war beeindruckt von der direkten und dramatischen Wirkung von Joe Winders Schlußgag: jedermann trug stabile, hohe Gummistiefel.
Als sie auf den Wohnwagenplatz einbog und einen aufgeblähten Bodybuilder erblickte, der mit einer Pistole auf die Seitenfront ihres Wohnwagens feuerte, nahm sie sofort Maß, ohne zu zögern oder auch nur zu hupen.
Pedro Luz war derart gebannt damit beschäftigt, Joe Winder in der Dusche zu erschießen, daß er den 1979er Buick Electra nicht hörte, bis er eine Reihe Mülltonnen drei Meter hinter ihm niedermähte. Pedro Luz rannte los, stolperte jedoch über einen Gartenschlauch und stürzte mit vorgestreckten Armen auf den Boden; es sah aus, als fiele er im Zeitlupentempo. Als er schließlich zur Ruhe kam, parkte der Buick genau auf seinem
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