Große Tiere
entschuldigen Sie den Ausdruck.«
Molly McNamara schraubte die Kappe auf ihren Füllfederhalter und drehte sich mit dem Sessel zu Danny Pogue um. Sie sagte, sie könne seine Gefühle gut verstehen. »Aber wir müssen unsere Schritte sorgfältig planen«, fuhr sie fort, »wenn wir die Öffentlichkeit auf unsere Seite ziehen wollen.«
»Und?«
»Und Giftschlangen sind nicht besonders beliebt.«
Danny Pogue ließ mutlos die Schultern sinken. Molly sagte: »Es tut mir leid, Danny, aber so ist es. Niemand wird sich rühren, wenn sie mit Flammenwerfern antreten, solange sie nur die Cottonmouths wegschaffen.«
»Aber das ist doch nicht richtig.«
Molly klopfte ihm beruhigend aufs Knie. »Es gibt dort draußen eine Menge Schlangen. Nicht so wie die Mangowühlmäuse, von denen es nur zwei lebende Exemplare auf der ganzen Welt gab.«
Diese Worte waren wie ein Eispickel, den sie in Danny Pogues Herz trieb. Trübsinnig ließ er den Kopf hängen. Im gleichen Maße, wie sein Umweltbewußtsein geweckt worden war, hatte der Tod der Mangowühlmäuse sich zu einer Last entwickelt, die schwer auf seiner Seele lag; allmählich fühlte er sich sogar persönlich verantwortlich für die Vernichtung der Wühlmäuse, und insgeheim hatte er geschworen, für sein Verbrechen Sühne zu leisten.
Er sagte zu Molly: »Ich weiß gar nicht, wie man das wiedergutmachen kann. Das macht mich richtig fertig.«
Molly lächelte gütig und nahm ihre Lesebrille ab. »Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, uns allen unterläuft schon mal ein Fehler. Irren ist menschlich.«
»So wie Sie auf mich und Bud geschossen haben. Ehe Sie uns besser kennenlernten.«
»Nein, Danny, das war kein Irrtum. Das gleiche würde ich immer wieder tun, wenn ich es für nötig hielte.«
»Das würden Sie?«
»Aber, aber, versteh das nicht falsch. Komm mal her.« Molly streckte eine Hand aus und legte sie auf seine Schulter. Fest zog sie seinen fettigen Kopf an ihre Brust. Der schwere Jasminduft kitzelte Danny Pogue in der Nase und löste einen heftigen Niesreiz aus.
Molly drückte ihn an sich und sagte: »Ihr beiden bedeutet mir sehr viel.« Danny Pogue war zu Tränen gerührt, nur war da noch dieses vertraute bläuliche Blinken der Pistole, die aus den Falten von Mollys Hauskleid herausschaute.
Sobald Carrie Lanier sich auf den Weg zur Arbeit gemacht hatte, kauerte Skink sich in die Duschkabine, drehte das kalte Wasser auf und schlief ein.
Joe Winder schrieb noch etwa eine halbe Stunde, bis er die Lust verlor und sich nicht mehr konzentrieren konnte. Er wählte Miriams Privatnummer und fragte nach Nina.
»Es ist sechs Uhr morgens«, beschwerte Miriam sich.
»Ich weiß, wie spät es ist. Kann ich sie mal sprechen? Bitte!«
»Und wenn sie nicht da ist?«
»Miriam, im Namen Gottes -«
»Schon gut, Joe, warte.«
Als Nina sich meldete, klang sie hellwach. »Das ist sehr rücksichtslos von dir«, sagte sie ungehalten, »daß du Miriam geweckt hast.«
»Und was ist mit dir?«
»Ich habe geschrieben.«
»Ich auch«, sagte Joe Winder. »Hast du wieder an deinen Telefonszenarios gearbeitet?«
»An meinen Geschichten, ja.«
»Das ist der Hauptgrund meines Anrufs. Ich habe eine Idee für dich.«
Nina sagte: »Und ich habe eine große Neuigkeit, Joe. Meine Sachen werden gekauft und in Lizenz vergeben.«
»Hey, das ist ja super.« In Lizenz vergeben? Von was zum Teufel redete sie da? Ann Landers erschien in Lizenz. Ellen Goodman erschien in Lizenz. Aber keine Frauen, die über Fessel-Nummern auf Sprungtürmen schrieben.
»Es gibt eine Firma namens Hot Talk«, sagte Nina. »Ihr gehören etwa zweihundert Telefonsex-Dienste. Sie kaufen meine Manuskripte und verteilen sie. Chicago, Denver, sogar nach Los Angeles.«
»Das ist ja toll.«
»Ja, in ein paar Monaten kann ich den Telefondienst an den Nagel hängen, und dann schreibe ich nur noch. Es ist wie ein Traum, der endlich wahr wird.«
Sie fragte Joe nach seiner Idee, und er schilderte sie. »Nicht schlecht«, gab Nina zu. »Es könnte funktionieren.«
»Oh, es funktioniert ganz bestimmt«, sagte Winder, aber Nina schnappte nicht nach dem Köder. Sie verriet keine Neugier. »Denk daran«, fügte er hinzu, »es muß ein Netztrikot sein ohne etwas drunter.«
»Joe, bitte, ich begreife das Prinzip.«
Er hoffte, daß sie ihn fragte, wie es ihm gehe, was er so treibe und so weiter. Statt dessen sagte sie, sie wolle lieber Schluß machen, denn sie wolle nicht, daß Miriam wegen ihr wach bliebe.
Winder
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