Große Tiere
die die Umrisse einer Pistole hatten. Er sagte: »Seht mal, ich will ganz ehrlich sein. Das Geld ist meine Zukunft.«
Danny Pogue verdrehte die Augen und schnaubte. »Schenk dir den Blöd…- ich meine, mach dir doch nichts vor. Wir werden niemals was anderes sein als Diebe.«
»Das ist ein richtig beruhigender Gedanke. Das hab ich gemeint, als ich deine beschissene Einstellung kritisiert habe.«
Zu Danny Pogues Erleichterung zuckte Molly bei dem schlimmen Wort kaum zusammen. Sie sagte: »Bud, ich respektiere deine Vorsätze, wirklich.«
Aber Danny Pogue hatte noch nicht aufgegeben. »Mann, kannst du nicht wenigstens ein bißchen abzweigen?«
Für einige Sekunden war nur das leise Pfeifen von Mollys Sauerstoffapparat zu hören. Schließlich sagte sie mit einer Stimme, die vor Erschöpfung zitterte: »Auch eine kleine Spende wird dankbar angenommen.«
Bud Schwartz knirschte mit den Backenzähnen. »Wie wäre es denn mit einem Riesen? Ist das in Ordnung?« Mein Gott, er mußte völlig verrückt sein. Eintausend Dollar für eine Bande seniler Tierfreunde!
Molly McNamara lächelte freundlich. Danny Pogue schlug ihm begeistert auf die Schulter.
Bud Schwartz sagte: »Warum kann ich mich nicht darüber freuen?«
»Der Tag wird kommen«, sagte Molly.
Unter den Männern, die Pedro Luz als Sicherheitspersonal angeheuert hatte, befand sich Diamond J. Love. Diamond war sein Taufname, und das »J« stand für Jesus. Wie bei den meisten anderen Wächtern im Wunderland der Abenteuer wurde Diamond J. Loves persönlicher Werdegang nur soweit überprüft, als nötig war, um eindeutig festzustellen, daß kein Haftbefehl gegen ihn vorlag. Es war keineswegs eine voreilige Schlußfolgerung, daß Diamond J. Loves Karriere als Gesetzeshüter unter zweifelhaften Umständen ihr Ende gefunden hatte; es gab keinen anderen logischen Grund für seine Bewerbung um einen Job im Sicherheitsdienst eines Vergnügungsparks.
Anfangs hielt Diamond J. Love seine Anstellungschancen im Wunderland für nicht sehr groß. Er wußte, daß Disney World und andere Vergnügungsparks streng darauf achteten, nur anständige, arbeitsame, saubere Musterknaben zu engagieren; Diamond J. Love machte sich Sorgen, denn er widersprach in jeder Hinsicht diesem Bild, doch er hätte nicht unruhig zu werden brauchen. Niemand im Wunderland machte sich die Mühe, bei ehemaligen Arbeitgebern wie dem New York City Police Department nachzufragen, um sich nach aktenkundig gewordenen Vorwürfen wegen Bestechung, moralischer Verworfenheit, Drogenmißbrauch, Zeugenbeeinflussung und übertriebener Brutalität zu erkundigen, weil er einen jungen Mann mit der Pistole niedergeschlagen hatte, der im Verdacht stand, eine Tüte Doritos mit Käsegeschmack aus einem Supermarkt gestohlen zu haben.
Diamond J. Love wurde zu seiner namenlosen Freude in den Sicherheitsdienst des Wunderlands aufgenommen und war angenehm überrascht, sich von Kollegen mit ähnlich farbigem Background umgeben zu sehen. An ruhigen Tagen, wenn sie nicht gerade Touristen schikanierten, saßen sie herum und erzählten sich Geschichten aus ihrer Zeit bei der Polizei – Geschichten davon, wie sie vor Sonderkommissionen mauerten, um einer Bestrafung wegen Brutalität in Ausübung ihres Dienstes zu entgehen; von Meineidorgien vor Grand Jurys; von Verhaftungen von Nutten bei angeblichen von der Sitte durchgeführten Razzien, um ein paar Gratisnummern herauszuschinden; vom Umtausch von Kilotüten Backpulver gegen Kokain in den Asservatenkammern. Diamond J. Love genoß diese Märchenstunde, und er genoß seinen Job. Meistens jedenfalls.
Der einzige Punkt, der ihm etwas Sorge machte, war der Chef selbst, ein absolut irrer Anabolikafreak, dessen abrupte Stimmungsumschwünge mehrere seiner Untergebenen dazu gebracht hatten, ihre Halfter für alle Fälle ständig offen zu tragen. Tageweise war Pedro Luz vernünftig und umgänglich, an anderen Tagen war er ein sabbernder Idiot. Die Nachricht, daß er sich seinen eigenen Fuß abgebissen hatte, erhöhte die allgemeine Nervosität der Sicherheitstruppe nur noch; sogar die Kiffer wurden allmählich unruhig.
Was der Grund dafür war, daß Diamond J. Love an einem besonders wichtigen Morgen auf keinen Fall zu spät zur Arbeit kommen wollte, und weshalb er unverschämt auf die höfliche Frage eines farbigen Statetroopers reagierte, der seinen Wagen auf der County Road 905 angehalten hatte.
»Darf ich mal bitte Ihren Führerschein sehen?«
»Red keinen Blödsinn, Onkel
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