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Große Tiere

Große Tiere

Titel: Große Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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versuchte, ihm den Telefonhörer in die Hand zu drükken. »Bitte«, bettelte er, »rufen Sie die Zuboni-Brüder an.«
    »Geschäft ist Geschäft«, sagte Lou und überprüfte den festen Sitz des Schalldämpfers.
    »Aber Sie haben es doch selbst gesehen!« jammerte Kingsbury. »Noch fünf Jahre, und ich bin größer als Disney.«
    Lou musterte ihn zweifelnd. »Ich wollte ja nichts dazu sagen, aber was soll’s. Der Wagen und die Preise sind super, verstehen Sie mich nicht falsch, aber im Park müßte noch einiges verbessert werden.«
    Trotzig sagte Kingsbury: »Na schön, dann lassen Sie mal hören.«
    »Die Toiletten«, sagte Lou. »Da sind ja die Klos in Port Authority noch sauberer.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, und es würde auch nicht schaden, eine Ersatzrolle Papier in die Kabinen zu legen.«
    »War es das? Mehr haben Sie nicht auszusetzen?«
    Lou sagte: »Den Leuten fällt so etwas auf, wirklich, die merken das.« Dann trat er auf Francis X. Kingsbury zu und hob die Pistole.
     
    Joe Winder führte sie durch den dichten Wald bis zum Strand. Es dauerte fast eine Stunde, denn Carrie trug Schuhe mit Pfennigabsätzen. Das Kleid blieb immer wieder an Ästen und Zweigen hängen, und die Insekten waren eine Plage.
    »Ich hab fast einen Liter Blut verloren«, sagte sie und kratzte sich am Knöchel.
    »Zieh die Schuhe aus. Schnell.« Er ergriff ihre Hand und watete ins Wasser.
    Das Kleid stieg bis zu ihren Hüften hoch. »Wie weit gehen wir rein?« fragte sie.
    Winder ging weiter, bis das Wasser an seine Brust reichte. »Siehst du? Keine Mücken mehr.«
    »Du bist voller Tricks«, sagte Carrie und klammerte sich an seinen Arm. Von ihrem Standort aus konnten sie den gesamten geschwungenen Strand der Insel überblicken, dazwischen auch den nackten Einschnitt, den die Planierraupen auf dem Falcon-Trace-Gelände geschaffen hatten. Sie fragte, ob die Bäume wohl nachwachsen würden.
    »Mit der Zeit«, sagte Joe Winder, »wenn die Schweine es zulassen.«
    Eine Lichterkette erstreckte sich bis zum Horizont. Es waren die Scheinwerfer der Fahrzeuge, die Stoßstange an Stoßstange auf der County Road 905 standen – der Exodus der Touristen aus dem Wunderland war in vollem Gange.
    Winder lauschte dem fernen Klang von Sirenen, während er durch die Untiefen watete und der Küstenlinie nach Süden folgte. Das warme Wiegen des Wassers linderte die Schmerzen in seiner Brust. Er zeigte auf ein Paar gefleckter Leopardrochen, die kleine Bugwellen vor sich herschoben.
    »Was siehst du sonst noch?« wollte Carrie wissen.
    »Schildkröten. Quallen. Eine schöne Frau ohne Schuhe.« Er küßte sie auf den Nacken.
    »Wie weit können wir so gehen?« fragte sie.
    »Bis nach Big Pine. Little Torch, sogar bis nach Key West, wenn du willst.«
    Sie lachte. »Joe, das sind hundert Meilen.« Sie machte einen verspielten Schritt in tieferes Wasser. »Es ist ein herrliches Gefühl.«
    »Du hast heute abend wunderschön gesungen. Paß auf die Korallen auf.«
    Als Carrie wieder hochkam, reichte das Wasser ihr bis zum Kinn. Während sie prustend ausatmete, sagte sie: »Ich wußte gar nicht, daß du die Oper magst.«
    »Ich hasse Opern«, sagte Winder, »aber bei dir klingt es wundervoll.«
    Sie bespritzte ihn, aber er schwamm weg.
    Sie stiegen nicht aus dem Wasser, ehe die Straße leer war und die Insel in völliger Dunkelheit versunken war. Sie waren sich einig, daß es wohl am besten wäre, Monroe County für einige Zeit zu verlassen, daher wanderten sie auf der Card Sound Road zum Festland. Der Asphalt unter ihren Füßen war kühl. Sie wollten Hand in Hand gehen, doch das behinderte sie bei ihren Bemühungen, sich gegen die Moskitos zu wehren. Alle paar Minuten blieb Winder stehen und sah zum Himmel, ob sich dort irgend etwas tat. Einmal war er sicher, einen Hubschrauber zu hören.
    Carrie sagte: »Was für ein Gefühl hast du denn jetzt?«
    »Du meinst wegen Kingsbury und der ganzen Schweinerei?«
    »Genau.«
    »Es gibt noch Tausende von seiner Sorte.«
    »O Himmel«, sagte Carrie. »Ich hatte gehofft, du gäbst jetzt endlich Frieden.«
    »Niemals«, sagte Winder, »aber ich bin offen für Vorschläge.«
    »Okay, ich habe einen: Orlando.«
    »Gott steh uns bei.«
    »Moment mal, Joe. In den neuen Studios da oben werden Werbespots gedreht. Ich habe meinen ersten Termin zum Vorsprechen in der nächsten Woche.«
    »Was für eine Werbung?«
    »Der Punkt ist, daß es in ganz Amerika zu sehen sein wird.«
    »Versprich mir eins«, sagte Winder. »Versprich

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