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Große Tiere

Große Tiere

Titel: Große Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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hervor. »O Scheiße.« Bud Schwartz preßte seine Hand auf den Mund seines Partners.
    Sie konnten deutlich Mollys Stimme hören. »Er kommt mir irgendwie bekannt vor, aber sicher bin ich mir nicht.«
    Die Härchen auf Bud Schwartz’ Armen richteten sich knisternd auf. Die alte Hexe ließ die Bombe platzen. Unglaublich.
    Agent Hawkins erkundigte sich: »Kennen Sie ihn persönlich?«
    Eine Pause entstand, die fast fünf Minuten zu dauern schien. Molly schob die Brille auf dem Nasenrücken ein Stückchen höher. Sie hielt das Foto unter eine Lampe und betrachtete es aus verschiedenen Blickwinkeln.
    »Nein«, sagte sie schließlich. »Er kommt mir vage bekannt vor, aber ich kann mich nicht erinnern, wo ich das Gesicht schon mal gesehen habe.«
    »Tun Sie mir den Gefallen und denken Sie genau nach.«
    »Aber gern«, erwiderte sie. »Darf ich das Bild behalten?«
    »Natürlich. Und denken Sie auch über das Wildlife Rescue Corps nach.«
    Molly gefiel es, wie dieser Mann ein Verhör durchführte. Er wußte genau, wieviel er sagen konnte, ohne wirklich wichtige Dinge zu verraten – und er wußte, wann er genau zuhören mußte. Er war ein Profi.
    »Reden Sie mal mit Ihren Freunden«, sagte Billy Hawkins. »Vielleicht fällt denen irgendwas ein.«
    »Sie bringen mich da in eine heikle Lage. Es sind alles anständige, feine Leute.«
    »Das sind sie bestimmt.« Der FBI-Mann stand auf und hielt sich gerade wie eine Fahnenstange. Er sagte: »Es würde mir helfen, wenn ich Ihre Smith-Corona ausleihen könnte – die Maschine, auf der Sie Ihre Presseerklärungen geschrieben haben. Und die Farbbandkassette dazu.«
    Molly schüttelte den Kopf. »O mein Gott.«
    »Ich kann mir auch einen Durchsuchungsbefehl besorgen, Mrs. McNamara.«
    »Das ist es ja gar nicht«, sagte sie. »Sehen Sie, die Schreibmaschine ist gestohlen worden.«
    Billy Hawkins sagte nichts.
    »Aus meinem Wagen.«
    »Das ist aber schade«, meinte der Agent.
    »Aus dem Kofferraum«, sagte Molly. »Während ich im Supermarkt war.«
    Sie brachte den FBI-Mann zur Tür. »Darf ich Sie mal etwas fragen, Agent Hawkins? Untersuchen Sie eigentlich auch den Tod des Mörderwals?«
    »Sollten wir das?«
    »Ich denke schon. Es sieht irgendwie nach einem System aus, oder nicht? Schlimme Dinge gehen in diesem Vergnügungspark vor sich.« Molly musterte ihn über die Ränder ihrer Brillengläser hinweg. Er kam sich vor, als säße er wieder in der Grundschule. Sie sagte: »Ich weiß ja, daß diese Mangowühlmäuse wichtig sind, aber dürfte ich einen Vorschlag machen?«
    »Sicher«, sagte Hawkins.
    »Ihre wertvolle Zeit und Ihr Talent wären besser angebracht, wenn Sie sich einmal eingehend um das Falcon-Trace-Projekt kümmern würden. Ich nehme doch an, daß das FBI sich noch immer für Bestechung und Korruption im Amt interessiert.«
    »Darauf haben wir es sogar ganz besonders abgesehen.«
    »Dann vergessen Sie es nicht.« Mollys Augen verloren etwas von ihrem Glanz. »Sie haben da unten alles plattgewalzt«, sagte sie. »Die Bäume, alles. Es ist ein Verbrechen. Ich bin heute morgen dort vorbeigefahren.«
    Zum erstenmal hörte Billy Hawkins in ihrer Stimme ein Zittern. Er reichte ihr eine Visitenkarte. »Wenn sich irgendwelche Verdachtsmomente ergeben, untersuchen wir das. Und vielen Dank für den Tee.«
    Sie hielt die Tür auf. »Sie sind ein sehr höflicher junger Mann«, stellte sie fest. »Sie erneuern meinen Glauben an die Autorität des Staates.«
    »Wir unterhalten uns bald wieder«, sagte Agent Hawkins.
    Sobald er gegangen war, hörte Molly McNamara einen Freudenschrei aus dem Gästezimmer. Sie traf Danny Pogue dabei an, wie er auf einem Bein herumtanzte, voll ekstatischer Freude, daß er sich nicht in staatlichem Gewahrsam befand. Bud Schwartz saß auf der Bettkante und schlug nervös mit seiner Faust auf das Kopfkissen ein.
    Danny Pogue nahm Molly in den Arm und jubelte: »Das haben Sie gut gemacht. Sie sind total cool geblieben!«
    Bud Schwartz schüttelte den Kopf. »Cool ist nicht das richtige Wort dafür.«
    Molly reichte ihm das Fahndungsfoto. »Das nächste Mal kämmst du dir die Haare«, sagte sie. »Und jetzt – sehen wir uns mal die Akten an, die ihr euch von Mr. Kingsbury ausgeliehen habt.«
     
    Joe Winder ergriff Ninas Hand und führte sie den Weg hinunter. »Du wirst diesen Burschen lieben«, sagte er.
    »Was ist denn mit dem Kino?«
    »Später«, sagte Winder. »Es gibt auch noch um zehn eine Vorstellung.« Er haßte es, ins Kino zu gehen. Er haßte es

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