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Große und kleine Welt (German Edition)

Große und kleine Welt (German Edition)

Titel: Große und kleine Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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zum Tode verurteilten Verbrechers".
    Trotz seiner Talentlosigkeit wurde dem Bilde ein beispielloser Erfolg zuteil; erinnerte es doch an den Fall der Heizer von Mortagne. Das Publikum sammelte sich. Tag fuer Tag vor dem Bilde, das die Sensation von Paris bildete. Auch Karl X. blieb davor stehen. Madame, der man von dem kuemmerlichen Dasein des Bretonen erzaehlt hatte, begeisterte sich fuer ihn. Der Herzog von Orleans bemuehte sich um das Gemaelde. Von Praelaten hoerte Madame la Dauphine, dass das Bild eine gute Moral enthalte, und es war in der Tat von sympathischen religioesen Gedanken erfuellt. Monseigneur le Dauphin bewunderte, wie der Staub auf den Mauersteinen gemalt sei, worin er uebrigens irrte, denn Fougeres hatte durch gruenliche Reflexe die schimmlige Feuchtigkeit der Waende andeuten wollen. Madame erwarb das Bild fuer tausend Francs, und der Dauphin erteilte dem Kuenstler den Auftrag auf ein zweites, aehnliches. Fougeres, dessen Vater 1799 fuer die Sache des Koenigs gefochten hatte, wurde von Karl X. durch Verleihung des Ehrenkreuzes ausgezeichnet, waehrend Josef Bridau, der grosse Kuenstler, leer ausging. Der Minister des Innern uebertrug Fougeres die Ausfuehrung zweier Kirchengemaelde. Somit bedeutete diese Ausstellung des Salon fuer Pierre Grassou Reichtum, Ruhm und Zukunft. Schoepfer sein, heisst am langsamen Feuer schmoren; nachahmen, das heisst leben!
    Eine Goldquelle hatte sich Grassou eroeffnet. In seinem skrupellosen Missbrauch der Kunst war er wieder einmal ein Beispiel dafuer, dass die ueberwaeltigende Mehrheit der Unfaehigen in unseren Tagen ueberall das Aufkommen der wahrhaft Begabten erschwert und einen erbarmungslosen Kampf gegen das wirkliche Talent fuehrt. Fougeres wunderte sich selbst ueber seinen Erfolg, und seine Bescheidenheit und Schlichtheit liessen Neid und Missgunst verstummen. Ausserdem hatte er alle Grassous, die schon ihr Glueck gemacht hatten, auf seiner Seite, mehr aber noch jene, die darauf hofften. Einige waren von der Willenskraft dieses Mannes, den nichts hatte niederwerfen koennen, begeistert und sagten: "Man muss seinen Willen zur Kunst anerkennen! Grassou hat sein Glueck nicht gestohlen; der arme Kerl hat sich zehn Jahre lang hart darum geschunden!" Alle Glueckwuensche, die dem Maler dargebracht wurden, klangen aus in diesem Ausruf: "Der arme Kerl!" Vom Mitleid wird ja ebensoviel Mittelmaessigkeit erhoben, als vom Neid Groesse und Bedeutung gestuerzt. Die Zeitungen hatten in ihren Kritiken nicht mit bitterer Schaerfe gespart, aber Fougeres schluckte sie, ebenso wie die verbessernden Ratschlaege seiner Kameraden, mit Engelsgeduld hinunter.
    Nachdem er sich nun im Besitz von fuenfzehntausend Francs sah, die sauer genug verdient worden waren, richtete er sich in der Rue de Navarin seine Wohnung und sein Atelier ein und gab sich an das vom Dauphin in Auftrag gegebene Gemaelde. Auch die vom Ministerium bestellten beiden Kirchenbilder lieferte er so genau am festgesetzten Termin ab, dass der Minister ebenso wie seine Kasse von der unerwarteten Puenktlichkeit des Kuenstlers aufs hoechste ueberrascht und in Verlegenheit gebracht wurde. Allein den ordnungsliebenden Leuten ist das Glueck wohlgesonnen. Haette Grassou mit der Ablieferung gesaeumt, so waere er wohl infolge der Julirevolution niemals bezahlt worden. Mit siebenunddreissig Jahren hatte Fougeres fuer Elias Magus nahezu zweihundert Bilder fabriziert. Sie blieben zwar gaenzlich unbekannt, aber er war zufrieden damit, und diese Arbeit hatte sein Schaffen so zum Handwerk gemacht, dass die Kuenstler die Achseln zuckten. Die Buerger liebten ihn. Die Freunde schaetzten Fougeres wegen seines biederen und mitfuehlenden Wesens, wegen seiner Freundlichkeit und Anhaenglichkeit. Waehrend sie seine Palette missachteten, achteten sie doch den Mann, der sie hielt. "Ein Jammer, dass Fougeres dem Laster des Malens verfallen ist," sagten die Freunde untereinander.
    Trotz seiner Talentlosigkeit war Grassou ein schaetzenswerter Berater, wie es auch in der Literatur Leute gibt, die selbst kein brauchbares Buch zustandebringen, aber einen guten Blick fuer die Fehler anderer Werke haben. Dennoch war zwischen dieser Art literarischer Kritik und der Fougeres ein Unterschied; Grassou war im hoechsten Grade empfaenglich fuer das Schoene, er war dankbar dafuer, und so kamen seine Ratschlaege aus einem aufrichtigen Empfinden, dem man wirklich vertrauen durfte.
    Seit der Julirevolution schickte Fougeres zu jeder Ausstellung ein Dutzend Bilder, von

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