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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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Andrew und Jeremy reden gar nicht mehr miteinander. Ja. Die Möglichkeit gefällt mir besser. Und wie sie nicht mehr miteinander sprechen!
    Andrew sieht sogar ein bisschen aus wie Jer. Ein bisschen, sage ich. Sie sind beide ziemlich groß (ich weiß schon, jeder ist groß im Vergleich zu mir). Und, ja, das ist es: Jeremy ist mehr der Ethan-Hawke-Typ, leicht runtergekommen, heiß, sexy (selbst das Ziegenbärtchen hat er eine Weile getragen), während Andrew eher der gepflegte, niedliche Junge von nebenan ist. Jeremys Haar ist hellbraun, Andrew ist ein Rotschopf. Nicht knallrot, sondern mit blonden Highlights. Die goldenen Strähnchen sind natürlich echt, nicht wie meine chemisch provoziert. Und Andrew hat braune Augen. Schöne braune Augen, muss ich zugeben, wie dunkle Schokolade, aber es sind eben nicht Jeremys große blaue Babyaugen. Ja, es stimmt wohl, Andrew sieht überhaupt nicht wie Jeremy aus, doch sie waren immer viel zusammen, also erinnert er mich an ihn, okay?
    „Ich hab hier einen Job bekommen“, antworte ich.
    „Wo? Wie lange bist du schon hier?“
    „Bei Cupid. Ein paar Monate.“
    „Echt? Schreibst du?“
    „Nein, ich bringe Bücher heraus.“
    „Hört sich gut an. Kennst du Fabio?“
    Ich verstehe nicht, warum mir jeder diese Frage stellt, wenn ich erwähne, dass ich für Cupid arbeite.
    „Nein, ich kenne Fabio nicht. Ich habe mit den Leuten von der Umschlaggestaltung nicht so viel zu tun. Was hat dich denn hierher verschlagen?“
    „Ich habe die letzten Jahre in New York gearbeitet und mache jetzt meinen Doktor.“
    „Wirklich? Wo?“
    „Harvard“, sagt er und versucht sein Ich-bin-stolz-dass-sagen-zu-können-möchte-aber-nicht-arrogant-wirken-Lächeln zu unterdrücken.
    Aha. Das erklärt Natalies plötzliches Interesse.
    „Das ist ja fantastisch“, rufe ich.
    „Nahezu unglaublich, Andy“, säuselt Natalie und legt ihre Hand auf seine Schulter. Andy? Seit wann Andy?
    „Danke“, sagt er. „Wollt ihr Mädels was trinken?“
    Aber Natalie ist schon abgelenkt. Irgend so ein großer Typ im Armani-Anzug winkt ihr vom anderen Ende der Bar zu. „Ich bin in einer Minute zurück, okay?“ Und weg ist sie.
    „Hört sich nach einem guten Vorsatz an“, vermute ich. Wir boxen uns zurück an den Tresen. Ich überlege, ob ich ihn nach Jeremy fragen kann. Nein, schlechter Plan. Selbst wenn ich hundertprozentig davon überzeugt bin, dass die beiden nicht mehr miteinander reden, was ist, wenn er Jer doch erzählt, dass ich mich nach ihm erkundige und dass ich ziemlich elend aussehe?
    Miss Busenwunder fragt Andrew, was wir trinken wollen. Seine Blicke flackern über ihren Ausschnitt und dann zurück zu mir. „Und das Getränk deiner Wahl?“
    Ich werde ihn nicht nach Jeremy fragen. Nein, werde ich nicht. Ich werde noch nicht mal Jeremys Namen erwähnen. „Wie wär’s mit einem Lemon Drops?“
    „Die Dame hat entschieden“, sagt er und legt seine Kreditkarte auf die Theke.
    Die Dame? „Wie viel macht das?“ will ich wissen.
    „Meine Runde.“
    „Danke.“ Hört sich gut an.
    „Fertig?“
    „Selbstverständlich.“
    Zucker … Wodka … Zitrone … hmmm.
    Er zeigt auf zwei leere Hocker an der Bar.
    Ich werde ihn nicht fragen, ob er was von Jeremy gehört hat. Nein, werde ich nicht. Ich werde ihn wirklich nicht danach fragen.
    Wir setzen uns.
    „Und, was gibt es Neues bei dir?“ erkundigt er sich.
    „Nicht viel“, antworte ich. „Hast du was von Jeremy gehört?“ Verflucht.
    „Nein, nicht seit er in Thailand ist. Seid ihr zwei noch zusammen?“
    Oh-oh. Plötzlich rinnen mir Tränen in den Mund, und ich habe den eigentümlichen Geschmack von Zitrone/Zucker/ Wodka/Salz auf der Zunge. Ich werde Jeremys Namen nie wieder erwähnen. Wenn ich schon unbedingt an ihn denken muss, werde ich ihm einfach ein abstraktes Symbol geben, so wie Prince das gemacht hat. Von jetzt an ist er „?“.
    Ich bedecke mein Gesicht mit den Händen, damit Andrew meine Tränen nicht bemerkt. Ich fühle mich wie das Kind in der Grundschule, das eine Hand vor die Nase legt und mit der anderen drin popelt, nur dass es damals jeder wusste.
    Andrew weiß natürlich auch, was los ist. Er legt den Arm um mich, und ich fange an seiner Brust an zu heulen. Ich verursache gerade sicher einen riesigen feuchten Fleck auf seinem grauen Hemd, und meine Wimperntusche verläuft mir übers ganze Gesicht, so dass ich aussehe, als stünde ich mitten im Examen und hätte seit Wochen nicht mehr geschlafen, außer den paar

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