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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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weinen? Er müsste in der Lage sein, zu seinen Gefühlen zu stehen und zu weinen … aber nicht oft … nur manchmal …
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    Vielleicht ist Jerry bewusst geworden, dass er mich abgründig liebt und ohne mich nicht leben kann und dass die heiße holländische Mieze ihn total langweilt.
    Betr: Wahre Liebe, Korrektoren. Das Nottreffen zum Thema: „Semikolon“ beginnt in genau fünf Minuten in den Räumlichkeiten der Produktion. Bitte seid pünktlich. Helen
.
    Verdammt.
    Jetzt muss ich mir eine Stunde lang Helens Gelabere anhören, und daran bin ich ganz allein schuld. Ich stelle mir vor, wie ich sie mit den verschiedenen Interpunktionszeichen erwürge. Ich stelle mir vor, wie ich einen dicken fetten Gedankenstrich um Jeremys Kehle schlinge und ihn damit erdrossele.
    Idiot. Idiot, Idiot, Idiot.

2. KAPITEL
    N ein, ich bin keine Hure, sehe aber manchmal gern wie eine aus
.
    „Hallo? Sam?“
    Yeah! Niemand zu Hause. Ich liebe nichts mehr, als in eine leere Wohnung zu kommen. Das ist nicht immer so gewesen. Als ich noch an der Uni war und mit Wendy zusammen gelebt habe, hatte ich nichts mehr geliebt, als nach Hause zu kommen und meine beste Freundin der Länge nach Fernsehen guckend auf dem Sofa anzutreffen, ihre Beine über rot und pink gemusterte Kissen gelegt, die ihre Großmutter uns geschenkt hatte.
    „Da bist du ja endlich!“ hätte Wendy mich begrüßt, und wir hätten uns Kaffee mit Vanillegeschmack gekocht (zwei Stück Süßstoff für mich und einen Teelöffel Zucker für sie) und uns den Tag bis ins kleinste Detail erzählt: „Und dann bin ich in die Cafeteria gegangen und habe Crystal Werner mit Mike Davis getroffen.“
    „Sind die immer noch zusammen?“
    „Ja, obwohl er sie betrogen hat. Kannst du dir das vorstellen?“
    Ich fand es ja etwas egoistisch von ihr, nach New York zu ziehen und mich allein sitzen zu lassen.
    Das blinkende rote Lämpchen an meinem Telefon bedeutet mir, dass jemand angerufen hat. „Sie haben drei neue Nachrichten“, sagt die automatische Ansage des Anrufbeantworters. Ich verbiete mir zu denken, dass eine davon von Jeremy sein könnte. Ich will nicht hoffen, dass er es sich anders überlegt hat und ich, sobald ich den Play-Knopf drücke, seine New Yorker Radiostimme höre, die so was sagt wie: „Hi, ich bin’s. Ich vermisse dich total.“ Ich weiß, dass ich sowieso erst dann eine Nachricht von ihm auf dem Band habe, wenn ich am wenigsten damit rechne. Das ist ein verdammtes ehernes Gesetz in dieser Welt. Ich sehe es genau vor mir: Abwesend drücke ich den Play-Knopf, denke schon gar nicht mehr an ihn, und dann wird mich dieses „Hi, ich bin’s. Ich vermisse dich total“ genauso kalt erwischen wie die Dusche, die ich jeden Morgen nehme, weil Sam das warme Wasser während ihres fünfundvierzigminütigen Marathons bereits verbraucht hat.
    Sieh einer an. Drei neue Nachrichten. Von wem die wohl sind? Ich höre sie nebenbei ab und achte nicht wirklich darauf, wer angerufen hat.
    „Hallo, Sam. Deine Mom hat angerufen. Melde dich.“
Beep
.
    „Jackie! Jackie, wo bist du? Ich hab’s schon auf der Arbeit versucht, aber es ging keiner ran. Ich bin gleich verabredet, aber ich
muss
mit dir sprechen. Ich stecke in einer echten emotionalen Krise. Matthew hat Mandy gesagt, dass er mich gut findet, doch ich finde ihn nicht gut. Was soll ich also tun? Ruf mich an, sobald du zu Hause bist. Ich muss jetzt los. Hinterlass eine Nachricht.“
Beep
. Iris steckt ständig in einer echten emotionalen Krise. Aber wer ist Matthew?
    „Hi, Jacquelyn. Ich bin’s, Janie. Wollte nur kurz Hallo sagen. Ruf mich an, wenn du Lust hast.“
Beep
.
    Verflucht.
    Janie ist meine Mutter. Als ich vier war, hat sie darauf bestanden, dass ich sie mit ihrem Vornamen anspreche. Dieses Gebot hatte etwas mit der bürgerlichen Verschwörungstheorie zu tun, die mit der Bezeichnung „Mom“ nur die Position und die Macht der herrschenden Klasse, der Eltern nämlich, aufrecht erhalten wollte. Als ich fünf war, wurde mein Vater vom Manager für Damenunterwäsche zum Direktor für Damenoberbekleidung befördert, und meine Mutter begann die marxistischen Theorien über Bord zu werfen und ihr inneres
Material Girl
zu entdecken. Aber da war es für mich schon zu spät, sie wieder Mom zu nennen. Meine frühkindliche Prägung war abgeschlossen. Nicht dass man mich falsch versteht. Ich liebe Janie sehr, sie ist nur ein bisschen wankelmütig.
    Mein Rufname ist Jacquelyn. Den Namen

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