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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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In der Woche. Passt, es ist nur, dass ich um halb sechs aufstehen muss und abends immer ziemlich kaputt bin. Und am nächsten Tag muss ich auch früh raus …“
    Meint er halb sechs morgens? Für was muss man bloß um halb sechs aufstehen? Ich beschließe, die Frage zurückzustellen, bis wir uns sehen, und damit auch möglichen Gesprächsstoff zu haben. „Was ist mit Samstag?“ frage ich, wissend, dass ich damit voll auf Risiko gehe. Ein erstes Treffen am Samstagabend? Das ist wie einen Zwei-Dollar-Chip zu setzen anstelle einem viertel.
    „Perfekt“, sagt er.
    Erstklassig! Jetzt kann ich nach wie vor ins „Orgasm“ gehen,
und
ich habe eine Verabredung am Samstag.
    „Ich rufe dich am Samstag wegen deiner Adresse noch mal an.“
    Und er will mich sogar bei mir abholen und mich nicht an einer Straßenecke treffen! Er muss aus dem 19. Jahrhundert übrig geblieben sein! „Alles klar. Wir hören uns dann.“
    „Gute Nacht.“
    „Gute Nacht.“ Ich lege auf.
    „Und, wie klingt er?“
    „Er klingt … nett.“
    „Nett ist gut, oder?“
    „Ich weiß nicht. Nett ist doch gut, meinst du nicht?“
    Am Freitag gehen wir ins „Orgasm“. Wir, das sind Sam, Natalie und ich. Ich habe einen Jeansrock an, eine weiße, in der Taille zusammengebundene Bluse, einen Cowboyhut (alles in einem Laden um die Ecke erstanden) sowie Sams Cowboystiefel. Sie hat mir noch immer keine plausible Erklärung dafür geliefert, warum sie solche Stiefel besitzt. Leider sind sie etwas zu klein und ruinieren gerade meine Füße. Meine Haare sind zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und auf meinen Wangen ist ein bisschen Glitter. Nein, ich habe nicht beschlossen, modischen Selbstmord zu begehen – es ist eine Halloween Party.
    Natalie ist nicht im Kostüm; dafür ist sie viel zu cool. Sam trägt hautenge schwarze Lederhosen, ein nabelfreies Top, Playboy-Häschenohren und einen Häschenpuschel hinten. Sie ist wild entschlossen, ihrem Kostüm alle Ehre zu machen, und hat angefangen, mit jedem zu flirten, der ihren Weg kreuzt, einschließlich Andrew, der in einem schwarzen Sweatshirt mit Stehkragen, schwarzen Hosen, schwarzen Schuhen und einem Band um den Hals neben mir aufgetaucht ist, auf dem steht „Ich bin ein Nihilist, mir ist alles egal“. Ich verzeihe ihm den Stehkragen; schließlich ist es ja doch nur eine Verkleidung.
    „Hast du dir das bei ‚The Big Lebowski‘ abgeguckt?“ frage ich ihn über seine Kreativität lachend.
    „Genau. Aber ich glaube, du bist die Einzige, die das erkannt hat.“
    Ben hat sich als Säufer verkleidet – klar, das ist seine normale Rolle. Als er Sam sieht, wird sie die Empfängerin eines schmierigen Hallos. Er gibt uns fünf Drinks aus, und sie ist es, der er zuprostet.
    „Was ist mit dem Toast auf meine weiche Haut geworden?“ beschwere ich mich.
    „Du bist ersetzt worden.“ Wenigstens ist er ehrlich. Seine Hände fallen auf Sams Hüften, wandern nach unten, kommen auf ihrem Hintern zu liegen. Weist sie ihn in seine Schranken? Schiebt sie die Hände weg? Nein, sie kichert und lehnt sich an ihn.
    „Wie kommt es, dass
du
kein nabelfreies Top anhast?“ fragt Andrew mit einem Blick auf meinen bedeckten Bauch.
    Ja, wie? „Nur ganz besondere Menschen dürfen meinen Ring sehen.“
    „Ich habe ihn gesehen.“ Er lächelt.
    „Dann musst du wohl was Besonderes sein.“ Ich lehne mich zu ihm rüber und küsse ihn auf seine frisch rasierte Wange. Ich glaube, es hat etwas Gutes, dass ich nie ein Auge
    auf Andrew geworfen habe. Wie ich mich kenne, hätte ich bloß unsere Freundschaft kaputt gemacht.“
    „Was ist mit Philip passiert?“ will ich später auf der Damentoilette von Sam wissen. Nach der Weinprobe waren die beiden noch zwei Mal aus und brachten es damit auf insgesamt vier Dates.
    „Was soll mit ihm passiert sein?“
    „Na, triffst du ihn nicht mehr? Wie kommt es, dass du dich Ben so an den Hals schmeißt?“
    „Erstens treffen wir uns nicht in
dem
Sinn. Wir treffen uns nur. Und ich will keine neue Beziehung. Ich bin gern Single und brauche noch etwas Zeit für mich. Ich kann flirten, daten, schlafen, mit wem ich will. Zweitens, Ben ist wirklich süß, großzügig und außerdem ziemlich charmant. Aber nur weil ich mit ihm flirte, heißt das nicht, dass ich ihn mit nach Hause nehme. Alles klar, Mom?“
    Wie ist es nur möglich, dass Sam sich so ausgeglichen anhört? Ihre Trennung liegt gerade zwei Wochen zurück, und sie ist schon der swingende Single.
    Tim ruft um 15:00 Uhr an, wir

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