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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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ich. So ein Mist! Ausgerechnet, wenn die Musik anfängt! Wer wagt es eigentlich, während der Sendezeit von Ally anzurufen? Sehr unsensibel.
    Zwei Minuten später brülle ich: „Wer war das?“
    „Irgend so ein Typ … Jim? Nein, Tim.“
    „Tim? Warum hast du mir das Telefon nicht gebracht?“
    „Du hast gesagt, du rufst zurück.“
    „Ja, aber ich dachte, es wäre Iris oder sonst wer. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Tim so schnell anruft.“
    „Dann ruf ihn eben zurück. Ich habe seine Nummer aufgeschrieben.“
    „Wie hat sich seine Stimme angehört? Charmant? Klug? Lustig?“ Ich muss Sam nun wirklich nicht fragen, ob er sich scharf angehört hat. Ich weiß, dass er scharf ist. Wenigstens
hoffe
ich, dass er scharf ist; auf dem Foto war er es jedenfalls. Einen Moment mal. Was, wenn es getürkt war? „Hat er sich scharf angehört?“
    „Wie klingt jemand scharf?“
    „Vergiss es. Hat er sich witzig angehört?“
    „Nein, er hat einfach nur gefragt, ob er dich sprechen kann.“
    „Du kannst mir gar nichts sagen?“
    „Er war höflich.“
    Höflich ist besser als unhöflich. „Okay, ich rufe ihn an.“ Oh-oh. „Ich kann ihn nicht anrufen. Was ist, wenn Julie abnimmt?“
    „Er wohnt mit seiner Schwester zusammen?“
    Gute Frage. Ich hoffe nicht. Aber es könnte sein. „Es ist immerhin denkbar. Sage ich dann Hallo? Das ist mir irgendwie zu stressig.“
    „Wenn du ihn nicht zurückrufst, wird er sich auch nicht mehr melden.“
    Stimmt. Ein zwingendes Argument. Ich hab’s. „Ich könnte ihm eine Nachricht hinterlassen!“ Die wundersamen Fähigkeiten der Technik erlauben es mir heutzutage, dass ich direkt den Anrufbeantworter anwählen kann. So sieht es aus, als ob ich versucht hätte anzurufen, aber nicht durchkam.
    „Müssen wir schon wieder einen Text vorschreiben?“
    Hm. „Nein. Ich bin noch nicht mal nervös, weil ich ihn ja noch gar nicht kenne. Ich mach das eiskalt, guck.“ Sie gibt mir die Nummer und sieht mir beim Wählen zu.
    „Hallo. Das ist der Anschluss der Mittmans. Wir können gerade nicht ans Telefon gehen. Wenn Sie eine Nachricht für Tim hinterlassen wollen, drücken Sie die eins. Für Norman oder Sandra die zwei.“ Beep.
    Ich drücke die eins. „Hi, Tim, ich bin’s, Jackie. Julies Bekannte. Ruf mich zurück, wenn du Zeit hast. Ruf mich zurück, wenn du Zeit hast. Bye.“ Ich lege auf. Ha, ha. Ich weiß nicht, warum ich einen auf Jon Gradinger machen musste, aber ich konnte nicht widerstehen.
    „Und? Wie hat seine Stimme geklungen?“
    „Alt. Ich denke, das war sein Vater.“
    „Sein Vater? Er lebt bei seinen Eltern?“
    „Scheint so.“ Nun ja.
    „Wie alt ist er?“
    „Keine Ahnung.“
    „Wie alt ist Julie?“
    „Ich weiß es nicht!“ Was, wenn Tim eigentlich Timmy ist? Der achtzehnjährige Timmy? Der achtzehnjährige Timmy, der noch zur Schule geht.
    „Was macht er denn? Hat er einen Job?“
    „Ich weiß es nicht.“ Ich hätte vermutlich ein bisschen mehr recherchieren sollen, anstatt nur mit dem Foto zu liebäugeln. Wenn er keinen Job hat, muss ich dann zahlen?
    Das Telefon klingelt. „Ich geh schon“, sage ich. „Hallo?“
    „Hi, kann ich bitte mit Jackie sprechen?“ Er verhaspelt sich nicht. Gutes Zeichen. Zwölf ist er nicht.
    „Ich bin dran.“
    „Hallo, hier ist Tim, Julies Bruder.“
    „Hallo Tim.“ Nette Stimme. Das ist gut.
    „Hallo Jackie. Ich bin froh, dass ich dich erreicht habe.“
    „Ich bin auch froh, dass du mich erreicht hast.“
    „Gut.“ Pause. „Anscheinend bist du mein Typ“, sagt er. Nette Eröffnung. Drei Sterne für Timmy. „Bislang hat mir noch niemand gesagt, dass ich irgendjemandes Typ bin.“
    „Nach dem, was meine Schwester sagt, bist du jedermanns Typ – hübsch, schlagfertig, interessant.“
    Zwei Punkte für Tim. Vier für Julie. Oder? Jedermanns Typ zu sein ist am Ende doch etwas blass. So oder so. Für den Moment stimme ich bei ihm – und bei Julie – im Zweifel für den Angeklagten. „Danke.“
    „Gern geschehen.“ Pause. „Hättest du Lust, mich diese Woche auf einen Kaffee zu treffen?“ Der Mann kommt gleich zur Sache.
    „Das wäre schön.“ Ich hoffe, du bist keine elende Niete.
    „Hast du am Freitagabend schon was vor?“
    Freitag Abend? Freitag Abend ist „Orgasm“-Abend, und weil du noch keine sichere Bank bist, Timmy Schatz, kann ich das schlecht aufgeben. Und wer trifft sich am Freitagabend auch schon zum Kaffee? Freitagabend ist Barabend.
    „Hm … Donnerstag wäre besser.“
    „Oh!

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