Großstadtvampire (German Edition)
Disputs mit Arno aus Bierdeckeln, Streichholzern und der dazugehörigen Schachtel gebastelt hatte. Eine weitere unangenehme Angewohnheit Wollis. Ständig zerlegte er mit seinen nervösen Fingern Kerzen, Bierdeckel, Servietten und was sonst noch auf dem Tisch herumlag und setzte es in irgendeiner anderen Form wieder zusammen.
Schnell waren die Gläser verteilt und der Wodka eingeschenkt.
Nach der ersten Runde folgte sogleich eine Zweite. Arno hatte es offenbar eilig, entweder Wolli oder sich selbst unter den Tisch zu saufen. Johannes und Caroline machten brav mit, aber es stand noch etwas Unausgesprochenes zwischen ihnen. Immer wieder suchten sich ihre Blicke und flohen sofort, wenn der Andere den Blick zu lange hielt.
Johannes wusste nur zu gut, was das bedeutete. Aber gleichzeitig war ihm auch klar, dass diese Verbindung ein Fehler wäre. Nein, Fehler wollte er es nicht nennen, schließlich war es immer etwas Besonderes und etwas sehr Schönes gewesen. Die Konsequenzen blieben aber immer dieselben. Daran würde sich auch diesmal nichts ändern. Das hieß nicht, dass eine Verbindung mit Caroline ihm kein Glück bescheren würde. Aber seine Unsterblichkeit, sein Untotsein würde eines Tages zum Problem werden. Caroline würde über die Jahre altern, während er ewig siebenundzwanzig bliebe. Irgendwann kam dann das Leid, das eher einer unendlichen Traurigkeit glich. Jedes Mal, wenn Caroline ihn ansehen würde, wäre sie sich ihrer eigenen Vergänglichkeit bewusst, während er unverändert wie am ersten Tag sein würde. Auch für ihn würde ab einem gewissen Punkt die Beziehung schmerzhaft werden. Ein Mal mit ansehen zu müssen, wie ein geliebter Mensch altert und stirbt, reichte eigentlich für ein Leben. Er hatte das jetzt aber schon zwei Mal miterlebt, ein drittes Mal, befürchtete er, würde ihn zu einem jähzornigen Zyniker machen wie Arno einer war. Vielleicht hätte er die anderen Frauen zu Vampiren machen sollen, um sie zu retten. Wehmütig musste er lächeln. Dieser Gedanke drängte sich jedes Mal auf. Doch so einfach war es nicht. Er hatte es nicht angeboten, denn das Dasein als Untoter war nichts Begehrenswertes. Anderseits war es nie von ihm verlangt worden und so hatte er den unausgesprochenen Wunsch der Frauen akzeptiert und sie in Ruhe sterben lassen.
Bei der dritten Runde Wodka schlang er den Alkohol gierig hinunter. Es waren zu viel alte Erinnerungen und neue Verwirrung für einen Abend, fand er. Jetzt wollte er sich betrinken.
Mittlerweile war der Geräuschpegel in der Kneipe gestiegen und der Rauch hing schwer im Raum. Immer wieder kam es zwischen ihm und Caroline zu zufälligen Berührungen, sei es beim Einschenken der Gläser oder wenn ihre Beine ungewollt unterm Tisch aneinander stießen. Immer wieder trafen sich auch ihre Blicke und Johannes ahnte, dass etwas in Caroline brodelte, das ihm früher oder später um die Ohren fliegen würde. Er versuchte sich eine Taktik zurechtzulegen, falls es darum ging, irgendwelche Angebote von Carolines Seite abzuwehren. Er spürte mittlerweile die Wirkung des Alkohols. Er musste aufhören zu trinken, beschloss er, sonst könnten all seine Abwehrvorbereitung umsonst sein.
"Was ist nun mit euch beiden?" Wolli starrte sie beide mit glasigen Augen an.
"Was soll denn sein?", antwortete Johannes etwas zu schnell. Gleichzeitig spürte er Carolines aufmerksamen Blick auf sich lasten. Jetzt bloß aufpassen und nichts Falsches sagen, schoss es ihm durch den Kopf.
"Na, ich mein mit euch beiden. Wann küsst ihr euch endlich?"
Arno stierte Johannes warnend an.
Keine Sorge Arno, dachte sich Johannes, ich werde schon das Richtige tun. "Wie kommst du denn da drauf?" Oje, er konnte die Enttäuschung in Carolines Gesicht sehen.
"Wie ich da drauf komme? Mann, das ist doch so offensichtlich. Sie will was von dir und du willst was von ihr.", lallte Wolli unbeirrt fort.
"Und genau deshalb lassen wir die beiden jetzt einen Moment alleine", unterbrach ihn Arno.
"Aber ich wollte den ersten Kuss noch sehen", verteidigte sich Wolli. Doch da hatte Arno ihn schon von seinem Sitz hochgezogen und in Richtung Bar bugsiert. Dabei warf er Johannes einen viel sagenden Blick zu.
Ich weiß, ich weiß..., dachte Johannes.
"Was machen wir jetzt?", fragte ihn Caroline. Nicht schon wieder dieser Blick.
"Ich weiß auch nicht", wich ihr Johannes aus.
Dann sagten beide erst einmal nichts.
"Es war eine Scheißidee, ich sollte besser gehen.", sagte Caroline plötzlich und begann hektisch
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