Großstadtvampire (German Edition)
verzweifelter. "Ich weiß. Echt, sorry, Mann. Aber ich hab keine andere Wahl. Du bist der einzige der noch unterwegs ist. Es tut mir echt leid. Ich würde dich normalerweise nicht belästigen, aber…"
Erst jetzt fiel Johannes auf, wie blutunterlaufen Marcos Augen waren und wie bleich er wirkte. "Wieso gehst du nicht zu Arno?", versuchte er abzuwehren. Mit Typen wie Marco wollte er nichts zu tun haben. Die konnten kein Maß halten und lebten von Blutrausch zu Blutrausch, ausfallend und unkontrolliert. Wenn sie dann zufällig mal nüchtern waren, verwandelten sie sich in erbärmlich winselnde Würstchen, die bereit waren für ihre nächste Dosis nahezu alles zu tun
"Arno gibt mir nichts mehr." Marco schaute verschämt zu Boden. Johannes schüttelte den Kopf.
"Kann ich irgendwie verstehen." Er wollte endlich weg, doch Marco ließ ihn nicht los.
"Das kannst du mir nicht antun! Bald wird's hell und ich hab keine Chance mehr, was aufzutreiben!" Marco blickte Johannes mit dem Blick eines Junkies auf Entzug an.
Johannes überlegte einen Moment. Der Mann brauchte wirklich dringend Stoff, sonst stellt er noch was Dummes an. "Okay, meinetwegen. Aber umsonst gibt es bei mir nichts."
Ein Strahlen breitete sich auf Marcos Gesicht aus und er nestelte an seine Jacke herum. "Ich hab Kohle" sagte er und zog schließlich zur Bestätigung einen hundert Euro Schein aus seiner Jacke.
"Nicht hier", zischte Johannes. "Wir treffen uns im Hinterhof. In zwei Minuten."
Mittlerweile rauchte Caroline ihre zweite Zigarette. Sie stand zwei Häuser von der Kellerbar entfernt in einer Tordurchfahrt und ärgerte sich. Was für ein Arschloch! So was von eingebildet. Wie kommt er darauf, dass ich mich ihn verliebt haben könnte? Wütend schmiss sie die Kippe gegen die Wand und zündete sich gleich die nächste an. Der hat mir echt den ganzen Abend versaut. Dabei hatte alles so schön angefangen. Egal, bloß diesem Idioten keine Träne nachweinen, überlegte sie und wunderte sich, weshalb sie so traurig war.
So, genug aufgeregt, beschloss sie nach ein paar weiteren hektischen Zügen. Zeit nach Hause zu gehen. Sie hatte sich ausreichend abgeregt, um nicht als totales Wrack in ihre WG zurückzukehren. Sollte Mona noch wach sein, würde sie sie sicherlich mit Fragen löchern. Da wollte Caroline wenigstens einigermaßen gleichmütig erscheinen, auch wenn es ihr wahrscheinlich nicht gelingen würde. Sie nahm noch einen kräftigen Zug von ihrer Zigarette und drückte sie diesmal an der Wand aus. Einfach alles vergessen, was heute in der Bar vorgefallen war, nahm sie sich vor. Als sie sich umdrehte, um nach Hause zu gehen stieß sie mit einer Gestalt in schwarzem Umhang zusammen, die plötzlich vor ihr stand.
"Hey! Was soll denn das!", entfuhr es Caroline noch.
Der Hinterhof der Kellerbar war an zwei Seiten von Mauern eingefasst undwie das gesamte Gebäude unsaniert und ziemlich vergammelt. Gegenüber dem Hinterausgang befand sich das Hofgebäude, in dem Gewerbebetriebe untergebracht waren. Die 80-Watt-Birne über der Tür, aus der Johannes grade herauskam, war die einzige Lichtquelle in dem finsteren Hof. Marco wartete schon auf ihn.
"Wie viel willst du?" Johannes wollte die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen und nach Hause gehen. Er hatte genug von diesem Abend.
Marco zog nervös an seiner Selbstgedrehten. "Eine", antwortete er knapp.
Johannes nahm seinen Rucksack ab. "Macht einhundert", sagte er, kramte im Rucksack und holte eine gefüllte Blutkonserve hervor.
Als er wieder aufblickte, standen plötzlich drei Kerle neben Marco in der Dunkelheit.
"Hey, was soll das!?" wunderte sich Johannes.
"Sieh an. Sieh an" sagte Yevgeni bedeutungsschwanger und trat ins Licht.
Yevgeni wirkte eher feingliedrig und einfühlsam, während die beiden Kerle neben ihm, Grischa und Vladimir, ziemlich genau dem Klischee des russischen Schlägertypen entsprachen. Sie trugen billige dunkle Anzüge, die sich unter ihren Muskelpaketen spannten, darunter schwarze T-Shirts. Ihre Haarschnitte waren militärisch und ihre Ausbildung sicherlich auch. Genau die Typen, denen man auf keinen Fall nachts alleine auf einem Hinterhof begegnen wollte.
Yevgeni hingegen hatte Geschmack und Geld und drückte das gerne in seinem Äußern aus. Der Anzug war von einem englischer Schneider und die feine Brille verlieh seinem Gesicht einen intellektuellen Touch. Nur die große Narbe unter seinem linken Auge verriet, dass er in seinem Leben schon Gewalt
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