Großstadtvampire (German Edition)
wunderte sie sich, wo sich die ganzen guten Kerle eigentlich versteckt hielten. Berlin hatte schließlich über drei Millionen Einwohner, da musste es doch zumindest eine Handvoll guter Typen geben. Aber irgendwie traf man die nie und nirgends. Sie seufzte. Ein endloses Thema, das sie jedes Mal ausführlichst mit ihren Freundinnen diskutierte, wenn sie gemeinsam ausgingen.
Jasmin fröstelte, während sie den Hügel hinauf ging. Sie zog ihre Jacke enger an den Körper. Gleichzeitig schaute sie nach oben und erblickte zwischen den Bäumen den sternenklaren Himmel. Kein Wunder, dass es so kalt ist, dachte sie. Aber zum Glück war das Wetter in letzter Zeit durchgehend schön gewesen. Jasmin hasste Berlin, wenn es tagelang bewölkt und diesig war. Besonders im Februar, wenn es wochenlang grau sein konnte, litt sie und bekam, wie der Großteil der Berliner, Selbstmordphantasien. Aber jetzt war Sommer und da war Berlin großartig mit seinen Grünflächen, weiten Alleen und vielen Plätzen voller Cafés. Auch die Menschen verwandelten sich im Sommer und plötzlich waren alle freundlich und offen, ja sogar warmherzig.
Da knackte plötzlich ein Ast hinter ihr. Erschrocken fuhr Jasmin herum und blickte sich hektisch um. Doch da war nichts. Verlassen schlängelte sich der Weg durch den nächtlichen Park und bis auf vereinzelte Bäume, die sich sanft im Wind wiegten, schien der Park menschenleer und friedlich. Misstrauisch verharrte Jasmin. Nichts regte sich. Nervös atmete sie aus.
Spinn' nicht rum, dachte sie sich und setzte etwas unsicher ihren Weg fort. Was soll da sein? Anderseits erinnerte sie sich plötzlich an die Schlagzeilen, die sie in den letzten Tagen an den Ständen der Boulevardzeitungen gesehen hatte. Was hat da wieder gestanden? Sie versuchte sich zu erinnern. Irgendetwas mit einem Frauenmörder oder so. Verdammt, vielleicht sollte sie doch von Zeit zu Zeit eine Zeitung kaufen und lesen.
Da huschte etwas hinter ihr vorbei.
Abrupt blieb Jasmin stehen und blickte erschrocken über die Schulter. Wieder nichts zu erkennen. Verunsichert stand Jasmin da.
Was, wenn da doch was ist, schoss es ihr durch den Kopf. Oder vielmehr jemand? Jetzt stell dich nicht so an! Was soll da sein? Du müsstest schon verdammt Pech haben, gerade hier diesem Frauenmörder zu begegnen, versuchte sie sich zu beruhigen. Langsam drehte sich Jasmin um, um die Umgebung noch einmal genau zu erkunden. Der Park schien weiterhin friedlich und verlassen.
"Siehst du, da ist nichts", sagte sie laut zu sich selbst, um sich Mut zu machen. "Und jetzt nichts wie ab ins Bett."
Damit hatte Jasmin sich auch schon wieder umgedreht und marschierte den Weg entlang. Allerdings hielt sie die Ohren gespitzt, um verdächtige Geräusche sofort ausmachen zu können. Was bist du denn heute so hysterisch? Sonst bist du doch nicht so ängstlich und so viel hast du doch gar nicht getrunken, dachte sie sich dabei. Doch wohl fühlte sie sich nicht mehr im Park und ihre Schritte wurden schneller. Zu viele dunkle Ecken starrten ihr entgegen.
Gleich hast du’s geschafft! Kein Grund zur Panik, versuchte sie sich abermals zu beruhigen, und siehe da, in der Entfernung zwischen den Bäumen konnte sie schon die Straße erkennen. Sie musste lächeln. Was für ein Schisser du heute nur bist. Echt, so unnötig.
Doch da knackte es erneut hinter ihr.
Jasmin erstarrte und hielt für einen Moment inne. Doch dann gab es kein Halten mehr und sie machte einen Satz nach vorne und begann zu laufen, was das Zeug hielt. Oh mein Gott, ich will nicht sterben, schoss es ihr durch den Kopf. Ihr Herz raste wie wild und sie atmete hastig, während sie querfeldein zur rettenden Straße hetzte.
Sie konnte bereits die Autos auf der Straße erkennen. Bitte, lass ihn mich nicht jetzt noch erwischen! Mitten im Lauf blickte sie hinter sich, um zu sehen, ob der Verfolger ihr noch auf den Fersen war. Doch da war nichts. Der Park hinter ihr war unverändert menschenleer. Das gibt’s doch gar nicht, dachte sie.
Da knallte sie heftig gegen etwas Hartes und wurde zu Boden geworfen.
Für einen Moment hatte Jasmin jegliche Orientierung verloren. Ihr Kopf dröhnte und es dauerte ein wenig, bis sie wieder zu sich kam. Sofort blickte sie hektisch um sich, aber das verstärkte nur die Schmerzen in ihrem Kopf. Erst jetzt nahm sie wahr, wogegen sie gelaufen war. Es war ein einsamer Baum auf der Wiese. Keine 50 Meter dahinter befand sich die Straße. Schließlich musste Jasmin lachen. Du bist so was von
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