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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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hier gespielt, Grivot? Ist das Ganze eine Beschwichtigungsshow – nur für mich inszeniert? Das glaube ich nicht . . .!« Charlotte hätte Grivot am liebsten geohrfeigt. Noch war die Empörung größer als ihre Angst, sie hatte den Eindruck, dass man sie zum Narren hielt. Aber wozu derart komplizierte Manöver? Nur um zu verhindern, dass ihr Rettungsplan ausgeführt wurde? Oder wusste Grivot genauso wenig wie sie? Ihr wurde eiskalt, und Übelkeit erfasste ihren Körper. Sie musste sich zusammenreißen, nicht die Haltung verlieren, nicht vor den Männern, die diese Farce abzogen.
    »Wir fahren zurück, wenn der Ford weg ist«, sagte Grivot. »Oder hätten Sie einen besseren Vorschlag, Madame Bongers?«
    Der Ford wendete und fuhr ab. Als er verschwunden war, wurde das Schweigen im Wagen laut, viel lauter als der Lärm der vorbeidonnernden Lastwagen. Nur ein feines Klirren, als fiele ein Steinchen auf Glas, übertönte die Stille. Da war es wieder, ein wenig blechern, als wäre das Steinchen vom Glas aufs Blech gerollt.
    Charlotte fühlte sich leer. Sie blickte zur Seite, und auch der Kommissar und sein Fahrer hatten ruckartig die Köpfe gehoben. Sie sahen sich um, blickten in den Rückspiegel,griffen nach ihren Waffen, luden sie durch, stießen beide Türen auf und ließen sich daneben in die Hocke fallen.
    »Machen Sie sich nicht lächerlich, Grivot«, sagte Charlotte, doch dann zog sie den Kopf ein und erstarrte aus Angst, sich verhört zu haben. Es war eine Stimme, die sie sehr gut kannte   ...
    »Wollen Sie mich auch umlegen? Dann tun Sie’s, Grivot, noch ist Zeit. Hier ist es leichter als in Frankreich. Hier können Sie die Ungarn dafür verantwortlich machen.«
    Charlottes Atem stockte, und gleichzeitig stand ihr Körper unter Strom. Sie wagte es kaum, sich umzudrehen. Da kam er. Martin! Irgendwie hatte er es geschafft.
    »Bleiben Sie sitzen!«, fauchte Grivot Charlotte an und hielt die Tür für Martin auf. »Los, rein in den Wagen! Schnell.«
    Martin warf seinen Rucksack zwischen die Sitze und ließ sich auf die Rückbank fallen.
    Charlotte erschrak, als sie ihn nach der ersten Umarmung ansah. Im fahlen Licht der Parkplatzleuchten schien Martin um Jahre gealtert – lag es nur am Licht, dass er krank, mager und verdreckt aussah? Er roch nach Erde und Wald und war ungewaschen.
    »Das machst du nie wieder, versprochen? Du schwörst es mir, auf der Stelle!«
    »Das schwöre ich sogar mir selbst«, hörte Charlotte ihn sagen, als wäre er unendlich weit weg von ihr.
    »Sind Sie über die grüne Grenze gekommen?«, fragte Grivot. »Wer hat Sie geführt?«
    »Ein Blindenhund, Monsieur le Commissaire, in Rumänien wimmelt es von herrenlosen Hunden. Da wäre bestimmt auch einer für Sie dabei. Auf Ihre Agentenbande ist kein Verlass, wenn Ihre Fluchtpläne innerhalb von einem Tag durchsickern. Man hat mich glücklicherweise gewarnt. Aber auf die Bauern, die sich auskennen, und auf die Förster kann man sich verlassen. Na, zumindest warten Sie hier. NehmenSie mich mit?« Er legte Grivot versöhnlich die Hand auf die Schulter. »Trotzdem danke. Jetzt sind wir quitt.«
    »Mehr als das«, sagte der Kommissar und ließ den Wagen anfahren.
    »Halt!«, schrie Martin. »Halten Sie an! Da drüben, neben dem gestreiften Sattelschlepper, da steht Coulange . . .« Martin riss den Rucksack an sich.
    »Fahren Sie! Los doch!«, schrie Grivot den Fahrer an.
    Charlotte sah zwischen den Lkws einen Mann im Anzug in eine schwarze Limousine steigen, in der Hand hielt er ein Fernglas.
    Mit einer Hand wühlte Martin im Rucksack, mit der anderen versuchte er, die Tür aufzustoßen, doch der Fahrer hatte sie verriegelt. Der Wagen schoss nach vorn.
    Keuchend vor Wut fiel Martin zurück in den Sitz. »Wieso lasst ihr mich nicht raus? Das war Coulange da drüben, Grivot, ich bin doch nicht blind. Was will der hier? Das Schwein hat mich verraten, der hat mir alles eingebrockt . . .«
    »Wer soll da sein?«, fragte Grivot und tat, als ginge ihn Martins Ausbruch nichts an. »Weshalb machen Sie ein derartiges Theater? Da war niemand, da kann niemand sein. Ich habe mich vorhin selbst vergewissert und den Parkplatz abgesucht. Bleiben Sie ruhig. Sie sind in Sicherheit.«
    »Ist Ihre Brille beschlagen oder Ihr Gehirn? Das war Coulange von der SISA, die haben die ganze Angelegenheit eingefädelt, das mit Simionescu. Die haben mich losgeschickt, mich benutzt, und Sie wussten von dem Risiko. Grivot, Sie wissen viel mehr, viel mehr . . .«
    »Was Sie

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