Grote, P
bedrängte,nannte er eine Armagnac- und eine Cognacmarke, lächelte auffordernd und der Ober enteilte.
Martins Frage, weshalb man ihn für den Auftrag ausgesucht hatte, war immer noch nicht beantwortet. Coulange war intelligent genug zu wissen, dass von der Antwort viel abhing, er wusste sicherlich, dass der Umgang mit Menschen, für die das Streben nach Geld nicht die oberste Maxime im Leben war, sehr viel Fingerspitzengefühl erforderte.
»Wir haben uns über Sie informiert, Monsieur Bongers. Selbstverständlich wissen wir, dass Sie in Frankfurt einen Weinhandel betrieben haben und vor fünf Jahren das Weingut Ihres ... tragisch ums Leben gekommenen Freundes übernommen haben. Sie betreiben es mit Erfolg. Das heißt, Sie bringen das Wissen über den Markt mit, haben Erfahrungen als Bindeglied zwischen Weinproduzenten und dem Kunden. Als Fachhändler kennen Sie sich in Europas Weinbaugebieten aus, haben Vergleichsmöglichkeiten, Sie besuchen internationale Messen und verfügen über entsprechende Kontakte. Dann sind Sie für Ihre deutschen Kunden als Makler von Bordelaiser Weinen tätig. Zusätzlich sind Sie Winzer. Ich will nicht sagen, Sie hätten die Seiten gewechselt, aber ein wenig scheint es mir so. Sie sind ein Multitalent. Sie wissen, wie Wein entsteht, und zwar guter Wein. Sie kennen sich mit dem Boden und mit dem Klima aus und wissen, wie weit man einen Wein beeinflussen kann. Also, Theorie und Praxis wären gewährleistet. Außerdem können Sie sich denken, dass wir über Ihre finanzielle Lage informiert sind . . .«
»Das klingt, als hätten Sie vor unserem Gespräch Geheimdienstarbeit betrieben. Und – was wissen Sie über meine Ehe?«, unterbrach Martin ihn unwirsch. Er hasste es, beobachtet zu werden, egal von wem und zu welchem Zweck. Er gab sich jetzt keine Mühe mehr, seinen Unwillen zu verbergen.
»Das geht uns nichts an. Sie wurden uns von Ihren Kollegen empfohlen.«
»Also haben die sich an den Deutschen gewöhnt? Gaston hatte es damals ziemlich schwer hier, sogar als Franzose . . .«
»Auch davon wissen wir. Wundert Sie das? Der Fall ist seinerzeit ausführlich in der Presse behandelt worden. Ich will auf Folgendes hinaus: Gerade der Umstand, dass Sie Deutscher sind, macht Ihre Mitarbeit so wertvoll für uns. Wir wollen nicht in Erscheinung treten. Wir möchten vermeiden – und da erwarte ich von Ihnen Stillschweigen, auch wenn Sie sich gegen unseren Vorschlag entscheiden –, dass die SISA in Zusammenhang mit Ihrer Recherche in irgendeiner Weise auftaucht.«
»Wie soll das funktionieren? Ich soll für Sie arbeiten, Ihnen Informationen beschaffen und Ihnen den Rücken freihalten? Sie treten nicht in Erscheinung und gleichzeitig reise ich in Ihrem Namen . . .?«
Coulange lächelte zum ersten Mal wirklich. »Eben nicht in unserem Namen. Sie treten als unabhängiger Experte auf, als Consultant, als Makler mit eigenen Interessen, der sich über die Weinwirtschaft informiert. Sie suchen für mögliche Investoren nach Weinbergen, Traubenlieferanten und Kellereien – durch Vermittlung von Kontakten erschließen Sie sich selbst ein neues Geschäftsfeld. Briefpapier, Visitenkarten und Kreditkarten bekommen Sie von uns, natürlich richten wir für Sie ein spezielles Bankkonto ein. Sie werden den Eindruck erwecken, dass Sie rumänische Anbieter und deutsche Investoren zusammenbringen. Der Umstand, dass Sie nichts über das Land wissen, macht Ihre Fragen besonders glaubwürdig. Wenn die Rumänen glauben, mit Ihrer Hilfe gute Geschäfte machen zu können und sich Exportmärkte zu erschließen, wenn man Sie als wichtig und kompetent erachtet, was Sie ohne Zweifel sind, Monsieur Bongers . . .«
». .. Sie meinen als nützlich!«, wobei in Martins Hirn kurz der Begriff »nützlicher Idiot« aufflackerte.
Coulange überging den Einwand. ». .. je wichtiger Sie für die dortigen Behörden, Verbände und möglichen Partner sind, desto mehr werden Sie erfahren, desto mehr vertraut man Ihnen an, zumal Sie allein auftreten. Damit sind Sie ungefährlich . . .«
»Ein Einzelner lässt sich leicht ausschalten?«
»Unsinn. Sehen Sie es positiv. Sie helfen uns, wir helfen Ihnen. Ich kann Ihnen eine Umschuldung Ihrer Verbindlichkeiten, die aus Ihren jüngsten Weinbergkäufen resultieren, zu besseren Bedingungen anbieten. Aber nach außen hin handeln Sie, und das muss klar sein, auf eigene Rechnung – es gibt absolut keine Verbindung zu uns, was auch immer geschieht.«
»Es muss Ihnen viel bedeuten,
Weitere Kostenlose Bücher