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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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rechts oder geradeaus. Diese Verzögerung nervt. Es ist genau das, was sie wahnsinnig macht: Unentschlossenheit, Unaufmerksamkeit, die Faulheit der Leute, die nicht bis zum Ende des Parkplatzes fahren wollen, weil der Weg dann vielleicht zehn Meter länger ist, die auf der Couch sitzen, eine Tüte Chips in der einen und eine Cherry Coke in der anderen Hand, und sich fragen, warum Amerika fetter und fetter wird. Sie beugt sich nach links und will auf die Hupe drücken – Was sind das bloß für Leute? –, zieht die Hand aber wieder zurück. Sie kann es sich nicht leisten, unhöflich zu sein. Nicht hier. Nicht heute abend. Wie verheerend wäre es, als Ehrengast und Hauptrednerin in einen Streit auf dem Parkplatz verwickelt zu werden?
    »Da muss irgendwo noch eine andere Veranstaltung sein«, sagt sie.
    »Weiß nicht. In der Zeitung stand jedenfalls nichts davon.« Der Wagen vor ihnen kriecht weiter, das hektische Blinken links erstirbt, nur um auf der rechten Seite reanimiert zu werden. Dann leuchten die Bremslichter, und der Wagen bleibt stehen. Schon wieder. Davor sieht sie die von den Scheinwerfern beleuchteten Gestalten von Paaren, die den Bürgersteig entlangeilen, gebeugt unter Regenschirmen, und in diesem Augenblick fällt ihr ein, dass sie ihren Schirm vergessen hat.
    »Tim? Hast du einen Schirm mitgenommen?«
    Er sieht sie mit seinem erschrockenen Blick an: hochgezogene Brauen, die Augen weit aufgerissen, nach Worten suchende Lippen – das Ganze sowohl Parodie als auch Hommage auf seinen Lieblings-Talkmaster. Er kann sehr komisch sein, nichts ist ihm heilig, kein Anlass ist so feierlich oder so wichtig, dass er nicht einen Witz darüber machen würde. Aber dies ist nicht die rechte Zeit. Oder der rechte Ort.
    »Also nicht?«
    Er schüttelt den Kopf, spielt noch immer den Trottel, als wäre das alles ein großer Witz, als könnte er sie auch nur ansatzweise beruhigen. »Nein. Tut mir leid. Soll ich zum Eingang fahren und dich vor der Tür absetzen? Oder nein, ich trage dich. Soll ich dich tragen?«
    »Nein«, fährt sie ihn an und denkt an ihre ruinierte Frisur und das verlaufene Make-up, denkt daran, dass sie am Mikrofon stehen wird, als wäre sie gerade von einem Boot gefallen, »nein, ich will nicht, dass du mich trägst. Hast du denn nicht gesehen, dass es Regen geben wird? Hast du überhaupt nicht nachgedacht?«
    Als sie einen Monat zusammen waren, hat sie ihm, bevor sie zusammen nach Scottsdale gefahren sind, wo er Katherine kennenlernen sollte, ein genaues Bild von ihrer Mutter gezeichnet, von ihrer Persönlichkeit, ihren Gewohnheiten und Vorlieben – ein zwar im großen und ganzen liebevolles, aber auch schonungsloses Porträt. Ihre Mutter war eine Käuferin, eine unermüdliche Käuferin. Eine Kaufsüchtige. Es gab nichts, was sie nicht sammelte – Tonperlen, Zuni-Türkisschmuck, Fiestazubehör, Porzellanpuppen, antike Abfalleimer und viktorianische Möbel, so wuchtig und dunkel, dass sie das Licht aus jedem Zimmer drängten. Angesichts eines sterbenden Planeten und ausgebeuteter Rohstoffreserven hätte sich wohl jede Tochter dafür geschämt, aber für eine Ökologin, die sich der Aufgabe verschrieben hatte, die Öffentlichkeit aufzuklären, war es niederschmetternd und unerklärlich. Und es tat weh, sehr weh. Sie fand es auf vielen Ebenen schlimm. Unter anderem fand sie schlimm, dass sie es überhaupt erwähnte – als würde sie dadurch ihre Mutter und die Liebe ihrer Mutter verraten. Und was war das erste, was Tim dazu sagte? »Ich weiß den Sammeltrieb zu schätzen«, erklärte er, als er sich mit dem Gimlet, den ihre Mutter ihm in die Hand gedrückt hatte, auf das Sofa im Wohnzimmer sinken ließ, »ganz gleich, ob das ökologisch korrekt ist oder nicht. Meine Mutter – die wirst du noch kennenlernen, sie lebt in Upstate New York, aber sie besucht mich ungefähr zweimal im Jahr –, meine Mutter war genauso. Aber dann hab ich zu ihr gesagt: ›Für Frauen ist die Jagd nach Antiquitäten das, was für Männer das Angeln ist. Ich verstehe das. Aber heutzutage geht es darum, Ressourcen zu schonen, und darum werfen die meisten ihre gefangenen Fische wieder ins Wasser. Du weißt schon: Man kostet die Aufregung aus, man schleicht sich an die Forellen an und wirft die Fliege aus, man zieht dieses geheimnisvolle, wunderschöne Wesen aus dem Wasser, eins von einer Million, so wertvoll wie Gold, aber dann lässt man es wieder frei.‹ Und jetzt macht meine Mutter es genauso. Sie ist total geheilt. Sie

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