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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Ich hab diesen Kram so satt.«
    Er sieht nach vorn, sein von den Bremslichtern des Pick-ups beleuchtetes Gesicht wirkt konzentriert. »Aber du bist die Sprecherin.«
    »Direktorin für Öffentlichkeitsarbeit.«
    »Dasselbe in Grün. Was ich meine, ist: Sprecher müssen sprechen. Das ist es, was du tun sollst, und das ist es, was du gut kannst.« Er hält inne, die Finger trommeln auf dem Lenkrad, er geht ein paar Variationen durch. »Und warum heißt es eigentlich ›Sprecher‹ – sollte es nicht ›Verkünder‹ heißen? Oder ›Erklärer‹? ›In der heutigen Pressekonferenz erklärte der Erklärer des Präsidenten …‹« Er wendet sich zu ihr und ist unvermittelt ernst. »Ohne dich wären die aufgeschmissen, und das wissen sie auch.«
    »Dave LaJoy«, sagt sie langsam und deutlich. »Anise Reed.«
    Er winkt ab. »Okay, okay, aber Idioten gibt es überall. Besonders wenn du –«
    »Wenn ich was?«
    »Wenn du, ich weiß nicht, wenn du etwas Umstrittenes tust. Oder verteidigst. Es erklärst. Erklärungen machen dich immer angreifbar, als würdest du dich entschuldigen für etwas, was schon geschehen ist. Oder noch geschehen wird.«
    Sie spürt Wut in sich aufwallen. »Ich entschuldige mich nicht. Es gibt nichts, wofür wir uns entschuldigen müssten. Wir sind Wissenschaftler. Wir fertigen Studien an. Wir sind nicht wie diese Tierschutzfanatiker, diese PETA-Idioten, die nur kommen, um einen niederzubrüllen, weil sie nichts Besseres zu tun haben – und die sind so uninformiert, so dumm. Die haben nicht die leiseste Ahnung, worum es eigentlich geht. Nicht den Hauch einer Ahnung. Wenn sie nur mal –«
    »Dann klär sie auf.«
    Sie ist jetzt erbittert, erbittert und empört. » Aufklären? Viel Glück! Diese Leute wollen keine Fakten, sie wollen nichts wissen von der Biogeographie von Inseln, von den Auswirkungen invasiver Spezies, von den Folgen eines Zusammenbruchs des Ökosystems und allem anderen. Sie wollen sich nur einmischen. Und herumschreien. Das tun sie nämlich am liebsten.«
    »Ich weiß«, sagt er, »ich weiß«, und jetzt kommt Bewegung in den Stau, die Bremslichter erlöschen, Reifen drehen sich, rollen voran, die Ausfahrt rückt näher. »Ich stehe ja auf deiner Seite. Du musst nur gelassen bleiben. Sei freundlich. Aber bleib fest. Sei professionell. Denn das bist du doch, oder – ein Profi?«
    Die Schnellstraße entlässt sie auf städtische Straßen: Am Bordstein parken Wagen, Schaufensterscheiben reflektieren gleißende Scheinwerferlichter, Bäume werfen Schatten. Leute kommen aus Restaurants, schließen mit Fernsteuerungen ihre Wagen auf, stehen ohne erkennbaren Grund in Gruppen auf dem Bürgersteig herum, sind unterwegs zu Veranstaltungen. Ein Bus verlässt die Haltestelle und reiht sich, bebend wie ein Schiff auf hoher See, in den Verkehr ein. Sie fahren an einem ehemaligen Laden vorbei, in dem jetzt Kung-Fu unterrichtet wird, und Alma sieht für einen kurzen Augenblick Gewänder, Gesichter, synchronisierte Bewegungen. Es ist Viertel vor sieben. Sofern es keine weiteren Überraschungen gibt, werden sie fünf Minuten vor Beginn des Informationsabends dasein, und irgendwie ist das besser, als noch eine halbe Stunde Zeit zu haben und in einem Hinterzimmer herumsitzen zu müssen, wo man dann den drei Meter großen ausgestopften Grizzly anstarrt, der dort steht, und nervös auf und ab geht und der Uhr zusieht, wie sie die Sekunden abzählt. Sie hebt die Hand, um das Haar aus dem Gesicht zu streichen, und legt sie wieder auf den Schnellhefter. Der Regen, der sich schon den ganzen Nachmittag angekündigt hat, wählt diesen Augenblick, um die Windschutzscheibe und die dunkle Zunge der Straße vor ihnen mit zischenden Tropfen zu besprengen. »Ja«, sagt sie schließlich, als die Frage längst vergessen ist, »das bin ich. Ein Profi.«
    Sie ist überrascht, wie viele Wagen auf dem Parkplatz stehen. Alle Plätze scheinen besetzt zu sein, jedenfalls die in der Nähe des Eingangs, und andere Autofahrer fahren pirschend, lauernd durch die Reihen. Der Regen ist stärker geworden, prasselt auf den Asphalt und reflektiert das Licht der Scheinwerfer mit einem wächsernen Schimmer. »Sieht so aus, als hätten sich deinetwegen eine Menge Leute auf die Beine gemacht«, sagt Tim, beugt sich, beide Unterarme auf dem Lenkrad, vor und späht in die Nacht, während er darauf wartet, dass der Fahrer des Wagens vor ihnen, eines schwarzen BMW mit hektisch pulsierendem linkem Blinker, sich endlich entschließt: links,

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